Thinking about future

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Es war bereits vollständig dunkel, als wir wieder vor dem Gefängnis hielten. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und sah hoch in die Nacht, bevor ich wieder tagelang den Himmel nicht sehen würde. Diesmal gab Ms. Garcia mich nur am Eingang ab und verabschiedete sich dann.

„Denk Sie drüber nach", meinte sie noch. „Und reden Sie mit Ihren beiden Geschwistern, sonst kann ich nichts versprechen..." Ich nickte und folgte einer Aufseherin zurück in meinen Zellentrakt, zurück in meine beengte Zelle. Es gab viel, worüber ich nachdenken musste. Morgen musste ich Marc anrufen und ich wusste jetzt schon, dass ihm nicht gefallen würde, was ich mit ihm besprechen musste. Bei Mary machte ich mir weniger Sorgen. Sie hatte einen genauso großen Grund wie ich, die Hounds über alles zu hassen.

Erschöpft von diesem langen Tag entkleidete ich und kletterte dann hoch auf mein Bett. Lorena schlief bereits und ich gab mir Mühe, sie nicht zu wecken. Seufzend legte ich mich auf den Rücken und zog die Decke über mich. Meine Schläfen pochten und ich war mir sicher, am nächsten Tag würde ich höllische Kopfschmerzen haben.

Die beiden FBI Agenten hatten eine gefährliche Hoffnung in mir wachsen lassen, die Hoffnung auf Freiheit. Die Hoffnung, dass ich vielleicht doch nicht für den Rest meines Lebens eingesperrt sein würde. Die Hoffnung, dass ich meinen Geschwistern vielleicht doch nicht aus dem Knast beim Heranwachsen zusehen müsste. Diese Hoffnung war so verlockend und dadurch gleichzeitig so unfassbar gefährlich. Die Gefahr enttäuscht zu werden, war verdammt hoch.

Auch das, was McMahon und Bushner von mir verlangten, war verdammt gefährlich. So gefährlich, dass es meinen Tod bedeuten könnte, nicht nur meinen, den Tod meiner gesamten Familie. Und es würde bedeuten, dass ich meinerseits Ryan verraten würde. In gewisser Weise wäre das nur fair, trotzdem kam es mir falsch vor.

Ich rollte mich auf meine linke Seite und presste meinen Rücken an die kalte Steinwand. Was sollte ich nur tun? Die Vorstellung, mein restliches Leben im Gefängnis zu verbringen, nahm mir den Atem und ließ mein Herz heftig in der Brust pochen. Ich wollte das nicht, ich konnte nicht mein ganzes Leben eingesperrt sein. Aber konnte ich das Risiko auf mich nehmen und die Hounds verraten? Das Risiko, auf ihrer Abschussliste ganz oben zu stehen? Auch bei dieser Vorstellung machte mein Herz einen kleinen panischen Sprung. Und es ging nicht nur um mich, auch meine Geschwister würde ich damit gefährden. Die Frage war allerdings auch, ob sie so viel sicherer waren, wenn ich hier drin saß. Die Hounds würden alles daran setzen, meine Geschwister zu finden. Sie waren immer noch der Meinung, Marc wüsste, wo die zehn Kilo Koks waren, die die Hounds vermissten.

Obwohl ich das Gefühl hatte, Marc könne meine Geschwister einigermaßen gut verstecken, auch wenn ich mir das vielleicht nur einreden wollte, machte ich mir Sorgen. Ich wollte es mir nicht ganz eingestehen, doch ich hatte die leise Befürchtung, er könnte wieder von einem Tag auf den anderen verschwinden und dann wären sie aufgeschmissen. Vielleicht könnte das FBI uns besser beschützen.

Während ich das dachte, wurde mir klar, dass das eine Bedingung sein musste, wenn ich ihren Deal einging. Sie mussten uns beschützen, vielleicht ins Zeugenschutzprogramm oder so etwas ähnliches stecken. Auf jeden Fall mussten sie dafür sorgen, dass die Hounds uns nichts tun konnten.

Irgendwann schlief ich trotz meiner Grübeleien doch noch ein, nur um immer wieder geweckt zu werden, weil irgendjemand mein Gesicht sehen wollte. Die letzten Stunden vor dem Tag waren die schlimmsten. Ich hatte wieder einen Albtraum. Doch diesmal war es nicht der übliche Albtraum, dass ich Mr. Parker erschoss und dann feststellte, dass es Ryan gewesen war. Diesmal war es anders. Ich war bei Ryan zuhause gewesen im Traum, in seinem Zimmer in der Villa und hatte durch sein Panoramafenster in den riesigen Garten geblickt, der die Villa umschloss. Dann hatte ich jemanden hinter mir gespürt und mit jener Sicherheit, die einem Traum innewohnt, gewusst, dass Ryan hinter mir stand. Ich drehte mich zu ihm um, ein Sonnenstrahl fiel durch das Fenster und ließ seine eisblauen Augen hell aufblitzen. „Ryan", flüsterte ich, erschrocken, ihn zu sehen, wo ich doch der festen Meinung gewesen war, ihn nie wieder sehen zu müssen. Er kam auf mich zu, er lächelte, und plötzlich packte er mich an meinen Armen, umschloss mich und versuchte, mich zu küssen. Ich versuchte, auszuweichen, seine Lippen landeten auf meinem Hals und hinterließen dort einen feuchten Abdruck. Ein Würgen stieg in mir hoch, ich wollte ihn von mir wegschubsen, wollte, dass er mich losließ, doch ich konnte mich nicht bewegen, war wie erstarrt. Dann, als könnte ich mich plötzlich aus meiner Starre befreien, hob ich meine Hände und stieß in an der Brust zurück. „Geh weg", flüsterte ich, immer wieder und wieder, „geh weg, geh weg", bis ich es schließlich schrie: „Geh weg!"

Ich erwachte schweißgebadet vom einem Schlagstock, der an die Gitterstäbe hämmerte. Ich schreckte hoch und schlug mir den Kopf an der niedrigen Decke. Mit einem Stöhnen sank ich zurück auf mein Kissen. Das Licht ging mit einem Flackern an und ich kniff geblendet die Augen zusammen. Ein stechender Schmerz schoss quer durch meinen Kopf, zuerst von meiner Stirn ausgehend, dann als sich dieser erste Schmerz etwas legte, machte sich ein stetiges Pochen an meinen Schläfen bemerkbar.

Es war Donnerstag, mein fünfter Tag im Gefängnis und ich hatte eine verdammt beschissene Laune.

Dark as midnightWhere stories live. Discover now