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Lucy:

Zitternd öffne ich meine verklebten Augen. Meine Hände schließen sich um eine Decke, die meinen Körper bedeckt. Doch die Wärme bleibt aus. Schlaftrunken lasse ich meinen Raum schweifen, der mir so bekannt vorkommt. Doch erst als sich die Tür öffnet und eine mir all zu bekannte Person eintritt, begreife ich wo ich bin. Besorgt liegt sein Blick auf mir. In seinen Händen hält er ein Tablett auf dem eine Kanne, eine Tasse und eine Schüssel steht.

Die Kälte lässt mich plötzlich schaudern und ein kehliges Husten verlässt meinen Mund. Sofort sitzt er an meiner Seite und streichelt sanft meinen Rücken. Als ich mich beruhigt habe, schenkt er eine bräunliche Flüssigkeit in die Tasse ein, welche er mir schließlich reicht. Vorsichtig nippe ich daran und verziehe meinen Mund, als sich der ekelhafte Geschmack in meinem Mund ausbreitet.

Er nimmt mir die Tasse aus der Hand und stellt sie auf dem kleinen Beistelltisch neben dem Bett ab. Als er die Hände frei hatte, griff er nach der Schüssel, die dampfte und ergriff einen Löffel. Sorgsam rührte er herum, nahm den Löffel mit etwas Suppe heraus und führte das Besteck langsam zu meinem Mund. Gehorsam öffnete ich meinen Mund und schluckte, obwohl es schmerzte.

Nach etlichen Minuten und mehreren Pausen hatte ich die Hälfte der Suppe gegessen, was ihm zu reichen schien. Das Tablett wanderte auf den Boden. Noch immer zitterte ich am ganzen Körper, weswegen er eine Hand an meine Stirn legte und daraufhin seine Lippen verzog. "Was ist los, Liam?", raunte ich mit einer heiseren Stimme. "Du hast Fieber." Besorgnis schwang in seiner Stimme.

Stöhnend kuschel ich mich in das weiche Kissen und schließe meine Augen. Ich merke wie die Matratze ihre ursprüngliche Form annimmt und das Schließen der Zimmertür.

Meine Lider fühlen sich schwer an und das Brummen in meinem Kopf ist überaus unangenehm. Langsam bemerke ich wie ich immer mehr in den Schlaf sinke.

Dort stehe ich mit meinem Schwert über den König gebeugt. Sein Blick liegt erschrocken und ehrfürchtig auf mir. Er hat Angst und man kann sie vermutlich schon aus 10 Kilometern Entfernung riechen. Meine Lippen sind zu einem schadenfrohen und rachsüchtigen Lächeln verzogen. Um uns herum stehen hunderte, tausende von Menschen. Einer unter ihnen ist Jason. Er befindet sich in der selben misslichen Lage, wie sein Vater. Nur, dass ich es nicht bin, die über sein Leben oder Tod entscheidet, sondern Liam. Ich kann die Augen nicht abwenden von dem schmerzerfüllten verletzten Ausdruck, der auf sein Gesicht eingenommen hat. Meine Hand beginnt zu schwitzen und das Gewicht des Schwerts lässt meinen Arm erzittern. Der Ton meiner herab sausenden Waffe durchschneidet die Stille und das darauffolgende Gluckern, das aus dem Mund des Königs kommt, gibt mir kurz das Gefühl der Stärke. Doch als ich das Schwert von Liam sehe, das sich an Jason's Kehle befindet, beginne ich zu schreien. Doch es ist zu spät. Das Blut läuft aus der großen, tiefen Schnittwunde und der leblose Körper sackt in sich zusammen.

Schweißgebadet schrecke ich hoch und sofort wird mir schwarz vor Augen, weil ich mich zu schnell aufgesetzt habe. Ein nasser Lappen, der bis vor kurzem vermutlich noch auf meiner Stirn lag, liegt nun auf meiner Hand.

Liam ist sofort aufgesprungen und sitzt jetzt an meiner Seite. "Alles okay?", er mustert mich von oben bis unten, was mich rot werden lässt, weil ich vermutlich grässlich aussehe.

Trotzdessen bekomme ich ein Nicken zustande und lehne mich wieder zurück. "Der Doktor ist in der Küche. Ich hol ihn." Wieder bekommt er ein Nicken als Antwort und verlässt das Zimmer.

Wenige Minuten später öffnet sich die Tür und ein älterer Mann tritt mit Liam ein. "Hallo, Lucy. Ich bin Dr. Eston. Wie geht es dir?" Ein Lächeln liegt auf den Lippen des Arztes.

"Nicht wirklich gut. Ich hab Kopf- und Halsschmerzen. Zudem habe ich Hustenanfälle und ich zittere, obwohl mir eigentlich unendlich warm ist." Dr. Eston nickt und kommt auf mich zu.

Aus seiner Tasche kramt er ein Stetoskop hervor und hält es mir auf die Brust. "Ein- und ausatmen", gibt er mir Anweisungen, welche ich auch befolge.

Das kühle Metall wandert an meinem Oberkörper entlang. Still schreibt er etwas auf seinen Notizblock und holt daraufhin ein Fiebermessgerät hervor. Er steckt es mir in den Mund und wir warten einige Minuten.

Als er die Temperatur abgelesen hat, notiert er wieder etwas. "Nun gut. Du hast hohes Fieber. Um genau zu sein 39,7°. Deine Lunge gibt rasselnde und knisternde Geräusche von sich. All deine Symptome weisen auf eine schwere Lungenentzündung hin."

Schwere Lungenentzündung. Diese Krankheit kann tödlich enden. "Wir müssen dir Antibiotika verabreichen. Jedoch hab ich Antibiotika nur in geringen Mengen und es ist schwer zu sagen, ob dir nur ein wenig von diesem Medikament helfen kann."

Dr. Eston hält eine kleine Pipette in der Hand. Darin befindet sich eine milchige Flüssigkeit. Still öffne ich den Mund und schlucke die leicht süßliche Flüssigkeit herunter.

Außerdem gibt er mir noch fiebersenkende und hustenlösende Tabletten, welche ich täglich einnehmen muss. Ich verabschiede mich von ihm und Liam begleitet ihn noch zur Tür.

Wieder fühlen sich meine Augen schwer an und die Erschöpfung übermannt mich.

Die KriegerinWhere stories live. Discover now