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Liam

Lucy. Ihr Name verschwand nicht mehr aus meinem Kopf. Ich kannte sie, aber ich wusste nicht woher. Ihre Gesichtszüge und ihre Figur erinnerten mich an eine Person, aber an welche?

Gestern tanzte sie sogar mit dem Sohn des Königs. Ich konnte verstehen warum. Sie war eine Augenweide. Sie war elegant. Sie war stark und gab Kontra. Und schon gar nicht gab sie auf.

Es war komisch die zwei zu sehen. Zuerst wirkte sie genervt, taute dann aber mehr und mehr auf und schien das Tanzen dann auch zu genießen. Aber irgendwas an ihrer Haltung verriet, dass sie es ganz und garnicht genoss.

Dieses Mädchen war ein Rätsel und ich hatte das Bedürnis dieses Rätsel zu lösen. Ich musste sie näher kennenlernen. "Mom!" Meine Mutter stürmte außer Atem ins Zimmer und wirkte besorgt.

"Meine Güte, Schatz. Was ist los? Jag mir nicht solch einen Schrecken ein!" Sie hielt sich die rechte Hand an ihr Herz. Scheinbar hatte sie sich wirklich erschreckt.

"Ich benötige die Adresse von Lucy." Sie zog ihre Augenbrauen nach oben und blickte mich an. "Warum?" Verdammt. Hätte mir das nicht klar sein sollen, dass sie nachfrägt.

"Ich...ähm..sie hat gestern was vergessen, ja. Und ich will es ihr bringen." Noch immer sah sie verwirrt aus und runzelte ihre Stirn, gab mir aber schließlich die Adresse und ich konnte mich auf den Weg machen.

Ich betätigte die Klingel und wartet bis die Tür aufgerissen wurde und Felicia mich anlächelte. "Liam! Freut mich wie geht's dir und was machst du hier bei uns?"

Die Mutter von Lucy lächelte mich warm an. Dadurch musste ich auch grinsen. "Ich wollte zu Lucy. Sie hat gestern was vergessen und ich wollte es ihr bringen."

Eine Augenbrauche wanderte in die Höhe. Was hatten Frauen nur mit ihren Augenbrauen. "Sie ist leider nicht da, aber ich kann es ihr gerne geben und ihre einen Gruß ausrichten."

"Nein! Ähm...ich meine...das war eine Lüge. Ich wollte mit ihr reden." Beschämt wanderten meine Augen nach unten. "Ach so ist das. Na dann komm rein. Du kannst im Wohnzimmer warten. Willst du was zu trinken?"

Meine Schritte trugen mich in den Flur des Hauses und ich bewegte meinen Kopf, um alles zu betrachten. So viele Bilder hingen hier. "Liam?" "Tut mir leid. Ja gerne. Ein Wasser wäre nett."

Die Frau nickte und verschwand in der Küche, während ich mich ins Wohnzimmer begab. Ein großes Sofa füllte den Großteil des Raumes aus. Wieder sah man viele Bilder im Raum verteilt.

Ich schritt umher und betrachtete die Bilder. Viele Fotos mit ihren Eltern waren zu sehen. Neben diesen sah man auch noch Bilder mit Freunden. An einigen hing ich besonders lange fest. Dies waren Bilder mit einem jungen Mann und Lucy. Sie schienen sehr vertraut zu sein.

Die zufallende Haustür riss mich aus meinen Gedanken. Eine Person huschte sehr schnell am Wohnzimmer vorbei. Auch ich bewegte mich flink in Richtung der Tür, um die Person vielleicht auszumachen, aber sie war nicht zu sehen.

"Liam. Hier dein Wasser." Felicia lud mich ein mich zu setzen, was ich dankend annahm. "Wie geht's mit deiner Autoren-Karriere voran?" "Was soll ich sagen? Schleppend. Ich kann eben nicht ohne Einschränkungen schreiben."

Sie nickte. "Über was willst du denn schreiben?" "Ich will nicht für Zeitungen oder ähnliches schreiben. Ich will Geschichten schreiben und die Menschen mit einer anderen Welt begeistern."

"Warum tust du es nicht?" "Wegen den Einschränkungen." Verständnislos sah ich sie an. Das wusste sie doch. "Klar, aber du kannst doch einfach eine Geschichte schreiben. Diese dann dem König und seinen Gehilfen vorlegen und hoffen, dass du sie veröffentlichen darfst."

"Vermutlich hast du recht. Aber bisher fehlt mir noch die Anregung für eine Geschichte." Sie begann zu lachen und ich sah sie verwirrt an. "Tut mir leid. Wenn du wüsstest. Ich wüsste ein Muse für dich."

"Wen denn?" "Das ist ein Geheimnis." "Wann kommt de-?" Bevor ich meine Frage zu Ende sprechen konnte, fiel die Tür wieder ins Schloss und eine verschwitzte Lucy tauchte im Türrahmen auf.

Sie wirkte nicht wirklich überrascht mich zu sehen. Warum nicht? Sie konnte nicht mit mir rechnen. "Hey Liam." Diese Worte sprach sie sehr gelangweilt aus.

"Hey." "Kleine. Wo warst du denn?" Ihr Gesichtsausdruck änderte sich zu glücklich. "Ach nur spazieren." Verschwörerisch lächelte sie. Was hatte sie getan? Ihre Mutter schüttelte den Kopf. Sie wirkte fast schon enttäuscht.

"Lucy. Liam wollte zu dir. Ihr werdet doch auch ohne mich auskommen oder Kinder? Ich muss einkaufen." Ohne eine Antwort erhob sie sich und verschwand so schnell wie möglich.

Lucy stand noch immer im Türrahmen und starrte mich wartend an. "Willst du ein Foto? Hält länger." Verschmitzt lächelte ich sie an und sie verdrehte die Augen.

Elegant stolzierte sie auf die Couch zu und ließ sich darauf nieder. Eine unangenehme Stille war zwischen uns und niemand wagte es sie zu brechen. Es war blöd von mir zu denken, dass ich einfach herkommen könnte und wir beste Freunde werden könnten.

Mit meiner flachen Hand schlug ich mir auf die Stirn. Belustigt sah mich Lucy an und begann daraufhin auch schon zu lachen. "Fuck. Du hättest dein Gesicht sehen sollen."

Breit grinsend schüttelte ich meinen Kopf. "Was willst du eigentlich hier?" "Naja. Ich dachte ich komm zum reden vorbei?" "War das eine Frage oder eine Antwort?"

Unverschämt die Kleine und nicht auf den Mund gefallen. Das gefällt mir. "Kannst du entscheiden." "Und über was wolltest du reden?", redete sie unbeirrt weiter. "Über dies und das."

Ihre Augen formten sich zu Schlitzen und blickten mich eindringlich an. "Warum denkst du würde ich mit dir reden wollen?" "Wir haben uns gestern doch gut verstanden oder nicht? Und ich dachte man könnte sich kennenlernen."

"Nein." Lucy sagte dies mit solch einem ernsten und kalten Ton, dass ich kurz einfach nur starr da saß und sie etwas eingeschüchtert anblickte. Ihre Lippen umspielte ein Grinsen und sie begann loszuprusten.

Schon wieder verwirrt wanderten meine Augen an ihr auf und ab. Sie war ein Geheimnis. Als Lucy sich beruhigt hatte, blickte sie mir stumm in die Augen. Das konnte doch nicht sein. Gestern hatte sie noch braune Augen.

Nun sah ich sie eingehend an. "Warum hast du plötzlich blaue Augen?" Ein leicht geschockter Ausdruck machte sich in ihren Augen breit. "Das? Das sind Kontaktlinsen. Ab und zu mag ich es eine andere Augenfarbe zu haben. Braun ist so langweilig, wenn man es jeden Tag sieht."

"Ich finde alle Augenfarbe schön. Alle haben etwas besonderes an sich." "Vermutlich hast du sogar etwas recht." Ihre Lippen zierte ein leichtes Lächeln. "Arbeitest du eigentlich?"

"Nein. Ich sitze den lieben langen Tag zu Hause, laufe in der Stadt umher oder lese und was ist mit dir?" "Schriftsteller." Anerkennend nickte sie. So toll war der Beruf jetzt auch nicht. Natürlich war es meine Leidenschaft, aber über Politik zu schreiben war nicht wirklich mein großer Traum.

"Hast du nicht gestern mit dem Prinzen getanzt?" "Jap hab ich. Hast du mich etwa beobachtet?" "Wie war's oder wie war er? Das konnte man doch nicht übersehen. Du hättest mal die Blicke von manchen Weibern sehen sollen. Die waren mal neidisch."

"An sich war es ganz in Ordnung. Er war nett zu mir und er scheint eine gute Seite zu haben, aber die Taten seines Vater machen mich stutzig. Ich kann ihn nicht einschätzen." Eigentlich wollte ich sie fragen was sie von der Monarchie und dem Ganzen hielt, aber ihre Mutter unterbrach uns.

Bevor all das peinlich wurde, verabschiedete ich mich. Wirklich viel hatte ich ja nicht erfahren. Noch immer war sie ein Mysterium. Aber ich hoffe, dass sie irgendwann keins mehr ist.

Die KriegerinWhere stories live. Discover now