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Lucy:

Heute war das Interview. Ich schwitze am ganzen Körper und zitterte schon bei der Vorstellung Liam, als Interviewer zu begegnen. Meinen Körper bedeckte ein Kleid aus bordeauxrotem Spitzenstoff, das eng anliegt und meine Kurven umschmeichelt. Die gleichfarbig abgestimmten, hohen Schuhe taten mir jetzt schon an den Füßen weh und ich konnte förmlich die Blasen spüren, die sich entwickelten.

Als ich mich von meinen Eltern verabschiedet hatte, stieg ich in die Kutsche und wurde zum Palast gefahren, da man kurzfristig beschloss, dass das Interview nicht getrennt stattfinden würde. Die Anspannung stieg von Sekunde zu Sekunde. Ich hatte keine Angst vor dem Interview oder vor Jason. Auch nicht vor dem König. Ich hatte Furcht vor der Begegnung mit Liam. Wir hatten kein Wort seit der Auseinandersetzung geredet. Und ich war gespannt, wie er sich mir gegenüber verhalten würde.

Die Kutsche kam zum stehen und die kleine Tür wurde geöffnet. Jason stand lächelnd da und bot mir seine Hand als Hilfe an. Nun begann ich zu schmunzeln und das Grinsen auf Jason's Gesicht wurde merklich breiter. Er war eine Frohnatur und steckte einen mit seiner guten Laune an. Ich denke das hatte ich nötig. Denn meine Sorgen rückten etwas in den Hintergrund meiner Gedanken.

Mit einem Kuss auf meinen Handrücken riss mich der Thronfolger aus den Gedanken. "Lucy, freut mich dich zu sehen. Ich hoffe du bist nicht zu sehr aufgeregt?" Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. "Freut mich auch. Nein, du auch nicht oder?" Als Antwort schüttelte er den Kopf und zog mich mit sich in Richtung des Palastes. Hand in Hand betraten wir das überdimensionale Gebäude.

Die Schritte hallten durch den hohen Eingangsbereich. An der gesuchten Tür angekommen, traten wir ein und setzten uns auf eines der Sofas. Liam war bereits anwesend. Sein Blick war jedoch stur auf seine Unterlagen gerichtet. Als Jason sich räusperte, blickte er auf. Er sah nicht Jason an, nein er betrachtete mich. Unbehagen machte sich in mir breit. "Nun wir sind heute hier, um über das Treffen zu reden."

Jason nickte und sah ihn abwartend an. "Viele Informationen drangen nicht nach außen. Deswegen ist meine erste Frage, warum Sie sich miteinander getroffen haben?" Meine Augen wanderten zu Jason und ich nickte ihm zu, um ihm zu übermitteln, dass er die Antwort geben soll. Sanft drückte er meine Hand und sah wieder zu Liam.

"Lucy und ich haben uns auf dem Ball kennengelernt. Wir haben geredet und Spaß gehabt. Da ich sie näher kennenlernen wollte, lud ich sie ein." Liam nickte und schrieb in seinen Block. "Gut. Was haben Sie an diesem Nachmittag gemacht?" Nun war ich an der Reihe mit antworten. "Wir haben uns über viele Themen unterhalten und ein köstliches Essen genossen."

Wieder schrieb er alles auf. "Von was handelten Ihre Gespräche miteinander?" "Wir haben über vieles geredet. Aber vorallem über Lucy's Zukunft, Politik und ähnliches." Mein Blick war auf Liam fixiert, doch er sah mich nicht mehr an. Ich spürte ein Stechen in meiner Brust, was ich gekonnt ignorierte. "Was hält ihr Vater, der König, von Lucy und dem Treffen?"

"Mein Vater war erfreut ein weibliches Wesen kennenzulernen", Jason lachte kurz auf und setzte seinen Satz fort,"Er war um ehrlich zu sein begeistert von ihr und hat sich über das Treffen gefreut." "Nochmals eine Frage an Sie, Hoheit: Welche Qualitäten muss eine Frau mitbringen, um einen festen Platz an Ihrer Seite zu bekommen?"

"Nunja, einige. Sie sollte liebevoll, gutmütig, mutig, tapfer und stark sein. Dies sind bloß einige Sachen ihres Charakters. Die Frau meiner Träume muss nicht perfekt sein, aber sie sollte mich ergänzen und Spaß haben können. Zudem muss sie auch politische Aufgaben erfüllen können und mich in meinen Vorhaben unterstützen oder auch mal ihre Meinung zu einem Thema vertreten. Wie es Lucy auch tut."

Als er diesen Satz ausgesprochen hat, blickte er mir in die Augen und lächelte mich sanft an, was ich erwiderte. Seine Augen leuchteten und irgendwie zogen sie mich in ihren Bann. Liam räusperte sich, um uns aus der Starre zu holen. Er schien nicht gerade erfreut über das was er gerade gesehen und gehört hatte.

"Sind weitere Treffen geplant?" "Ich kann nicht für Lucy reden, aber ich würde mich über weitere Treffen freuen und hoffe, dass bald das nächste stattfinden wird." Ich nickte, um meine Zustimmung auszudrücken. Ja, ich wollte Jason wiedersehen. Ich weiß nicht, warum, aber ich mag ihn. Er war nicht sein Vater und das wurde mir mehr und mehr bewusst, weswegen ich ihm eine Chance geben will. Ich will schauen, ob wir vielleicht eine Zukunft hätten. Ob als Freunde oder mehr.

"Dann bedanke ich mich bei Ihnen für Ihre wertvolle Zeit und wünschen Ihnen beiden in Zukunft viel Glück." Liam erhob sich, schüttelte Jason's Hand und verließ das Zimmer. Mein Blick war starr auf meine Hände gerichtet, aber als die Türen geschlossen wurden, erhaschte ich einen Blick auf ihn und seine traurige Miene, die mein Herz kurz aussetzen ließ.

"Hättest du noch Lust auf einen Spaziergang?" Ein Nicken war meine Antwort und ich erhob mich. Wieder nahm Jason meine Hand in seine. So schlenderten wir Hand in Hand los in Richtung des Schlossgartens.

Die KriegerinWhere stories live. Discover now