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Lucy:

Ich musste besser aufpassen. Niemand darf erfahren wer ich bin. Auch nicht Liam. Ich wusste nicht ob ich ihm vertrauen konnte. Selbst wenn durfte er das von mir nicht wissen, da er sonst selbst bestraft werden könnte, wenn das alles rauskommt.

Klar wusste ich, dass er hier war. Ich bin schließlich zuerst mit der Maske und dem Gestohlenen hereingestürmt und schnell in mein Zimmer. Daraufhin bin ich umgezogen aus dem Fenster und wieder durch die Haustüre.

Durch den Stress hab ich meine Augen vergessen. Ich hatte Glück mit der Lüge. Was wäre gewesen hätte er mich erkannt? Hätte er mich verraten oder hätte er mein Geheimnis gewahrt?

Ich wusste es nicht und ich wollte nicht mit meinem Schicksal spielen. Und auch nicht mit dem einer anderen Person. Liam schien anders zu sein. Als wir über den König und seinen Sohn sprachen, merkte man an seinem Ausdruck die Abscheu gegenüber des Königs.

Scheinbar mochte er ihn nicht und schon gar nicht die Herrschaftsform. Jedoch konnte einer alleine nichts ausrichten. Man brauchte mehr Menschen. Am besten eine Armee. Oder einen Aufstand ganz Manhattans.

Dies würde man aber nie auf die Beine stellen können. Und alleine hätte man keine Chance ihn oder das System zu stürzen. Man würde alleine untergehen und vergessen werden.

In meinem Kopf ratterte es. Wie? Wie konnte man es ohne Hilfe schaffen? "Beim lieben Gott! Lucy!" Ich eilte zu meiner Mutter, die hysterisch durchs Haus schrie.

Sie hielt einen Brief in ihren kleinen Händen. Mein Name war darauf und das Königssiegel. Zitternd übergab sie mir den Brief. Konnte es noch schlimmer kommen? Langsam und bedacht öffnete ich den Brief.

Liebe Lucy,

Wie ich Ihnen bereits gesagt hatte, hoffe ich auf ein baldiges Wiedersehen. Damit meine Hoffnung in Erfüllung geht, möchte ich Sie an meinen Hofe zu einem Abendessen einladen. Gerne dürfen Sie Ihre Eltern mitbringen. Ich hoffe man sieht sich Mittwoch um 17 Uhr in meinem Palast. Ich sende Ihnen eine Kutsche, die Sie um Punkt halb fünf abholen wird.

Prinz Jason

Ich atmete wieder ein. Ich hatte nichtmal bemerkt, dass ich meinen Atem angehalten hatte. "Mein Gott, Lucy. Das ist wundervoll!" Meine Mutter fiel mir in die Arme. Sie schien begeistert und ich war entgeistert.

Ich wollte ihn nicht sehen. Schon garnicht wollte ich in seinen Palast und ein Abendessen mit ihm haben. Ich verabscheue ihn. Ich will keine Nähe zu ihm und ich will keinen Fuß in diesen verfluchten Palast setzen. Meine Mum wird mich jedoch dazu zwingen wie ich sie kenne.

Mittwoch

Jetzt steh ich hier vor meinem Spiegel und betrachte mich in dem roten Kleid. Meine Hand wanderte über die Stickeren die sich vom Dekolletè bis zu meiner Hüfte schlängelten und dann fließend in den angenehmen roten Stoff des Kleides übergingen.

Meine Mum bestand auf eine Hochsteckfrisur, aber ich konnte sie dazu überreden, dass ich zumindest einige meiner Strähnen lösen durfte...somit sah ich nicht ganz so streng aus.

"Lucy! Die Kutsche ist da!" Langsam schritt ich die Stufen hinab und wusste nicht wie um mich geschah. Erst ein Tanz, dann eine persönliche Einladung und jetzt ein Abendessen mit ihm und meinen Eltern. Das kann ja nur schief gehen.

Meiner Mum traten Tränen in die Augen als sie mich sah. Was hat denn sie jetzt für ein Problem? Als hätte sie mich noch nie in einem edlen Kleid gesehen.

"Wow. Du siehst wundervoll aus, Kleine. Wenn er nicht hin und weg sein wird, dann weiß ich auch nicht." Augenverdrehend schnappte ich mir meinen Mantel und schreitete auf die schwarze Kutsche zu.

Ich wollte Jason nicht begeistern. Schon gar nicht will ich, dass er hin und weg ist von mir. Hatte ich etwas davon? Nein. Den Menschen ging es immer noch schlecht.

Als sich endlich auch mein Vater zu uns in die Kutsche gesellte, begann die Fahrt. Die Leute betrachteten die Kutsche und uns. Ich verbarg mich so gut es ging hinter dem Vorhang. Man hörte Getuschel. Etwas anderes war auch nicht zu erwarten.

Die Menschen in unserem Viertel waren reich, aber noch nie war hier die Kutsche des Königs durchgeritten. Warum auch? Wir fuhren über das Kopfsteinplaster und würden dadurch etwas durchgeschüttelt.

Meine Eltern grinsten mich an als gäbe es nicht besseres auf dieser gottverdammten Welt. Besser gesagt in diesem gottverdammten Manhattan. Aber sie waren geblendet. Sie waren geblendet von den "guten" Taten des Königs. Vorallem von der Tat, dass sein Sohn ihre unbeholfene Tochter zu sich einladen durfte.

Ich könnte kotzen. Es war ok für mich, dass sie nicht die gleichen Ansichten wie ich teilten oder mich unterstützen. Aber sie wussten von meiner Abneigung gegenüber des Königs und trotzdessen zwangen sie mich zu diesem Treffen.

Konnten sie davon profitieren? Nein. Mein Dad hatte eine der höchsten Stellungen am Hof und meine Mutter hatte auch keine schlechte Arbeit. Alles in allem hatten sie alles was sie brauchten. Und doch gierten sie nach mehr.

Die Pferde wurden langsamer und kamen schließlich zum stehen. Tief durchatmen, Lucy. Nachdem meine Mutter und mein Vater die Kutsche verlassen hatten, stieg auch ich nun aus.

Zuallererst musste ich mich an die Helligkeit gewöhnen. Nun wanderte mein Blick zu dem prunkvollen und riesigem Schloss. Der König und Jason standen unter einem meterhohen Torbogen und blickten herab.

Herab zu mir und starr in meine Augen. Ein leichtes Lächeln zierte Jasons Lippen. Sein Vater jedoch schien nicht begeistert.

Die KriegerinWhere stories live. Discover now