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Liam:

Die Stimmung war angespannt, aber was hätte man auch anderes erwarten sollen. Jetzt standen wir vor ihrem Haus und wussten nicht was wir tun sollten. "Komm doch noch hinein. Wir müssen reden." Hoffnungsvoll blickte Lucy mich an und letztlich nickte ich und betrat mit ihr das Haus. Felicitas schien überrascht, sagte jedoch kein Wort dazu und ließ uns ohne Widerworte in Lucy's Zimmer gehen.

Es war komplett weiß gestrichen. Die Möbel bestanden aus dunklem Holz und eine Tür führte auf einen Balkon. Zudem erhellte ein Fenster mit Vorsprung das Zimmer. Es war nicht viel Persönliches zu entdecken. Ein oder zwei Fotos ihrer Familie, doch sonst sah es aus, wie ein Zimmer aus einem Katalog.

Lucy sah aus dem Fenster und ich stand mitten in ihrem Zimmer. "Es tut mir leid", noch immer sah sie hinaus, "Ich weiß ich hätte dich nicht anlügen dürfen und dir vertrauen müssen. Ich hab dir vertraut, aber ich wollte dich nicht belasten und dich in etwas hineinziehen. Die Lügen sollten dich schützen. Mir wäre es sogar lieber, wenn meine Eltern nicht Bescheid wüssten, aber das kann ich nicht mehr ändern. Deswegen will ich einfach andere Menschen schützen, die mir einiges bedeuten. Und dazu gehörst du auch."

Sie holte hörbar Luft und schien zu überlegen. "Es war falsch. Ein großer Fehler, aber ich hatte Angst. Angst, um dich und deine Familie. Ich kenne die Geschichten über den König, ja ich kenne ihn sogar persönlich. Er ist unberechenbar, kalt und furchteinflösend. Ich möchte nicht, dass jemand der Beihilfe beschuldigt wird und dann wegen mir stirbt. Mein eigenes Leben ist mir egal. Ich kämpfe für die Armen und ich hab noch so viel mehr vor. Wenn ich sterbe, dann kämpfend. Und vielleicht sogar als Held."

Ihre Stimme ist zittrig. "Lucy. Ja, ich war verletzt, aber ich kann dich verstehen. Anfangs war ich gekränkt, aber ich kann deine Denkweise nachvollziehen. Du hast Recht mit allem was du sagst, aber du kannst nicht alleine kämpfen. Ich weiß, dass du so denkst, wie ich und du vielleicht die gleichen Träume hast, wie ich. Und ich hab großen Respekt vor dir, weil du mutig genug bist und deine Träume in die Realität umsetzen willst. Obwohl ich bisher nicht so mutig war, wie du, möchte ich das jetzt ändern und dir helfen, wenn du dir helfen lässt. Ich will mit dir untergehen."

Meine Worte sind ernst gemeint. Klar, habe ich Angst vor dem Tod oder dem Verlies, aber ich will einmal in meinem Leben das Richtige tun. Und damit vielleicht sogar das Leben vieler anderer Menschen ändern. Lucy dreht sich zu mir und blickt mich an. Sie schüttelt den Kopf. "Das ist mein Kampf, Liam. Ich will dich nicht mitreinziehen." "Ich will aber. Du kannst es mir nicht ausreden."

Nun nickt sie. "Dann lass mich dir verraten, was ich vorhabe." Ihre Augen strahlen alles aus, was einen Held ausmacht. Sie zieht mich auf ihr Bett und wir nehmen Platz. Bevor sie redet atmet sie nochmals durch. "Ich will die Monarchie stürzen." Mein Mund wird trocken. Ich hatte so etwas in der Art erwartet, doch war es etwas anderes es ausgesprochen zu hören. "Hast du schon einen Plan?"

"Bisher nichts konkretes. Ich habe bereits einige, die mir ihre Unterstützung zugesichert haben, aber ich brauche noch jemandem im Palast. Zudem muss ich wissen, wann die Schichtwechsel der Königsgarde erfolgen und was die Schwächen von den Soldaten sind. Aber auch die Mittel fehlen bisher. Das bedeutet bisher habe ich nicht wirklich viel. Ich hoffe auf ein Wunder. Außerdem habe ich ein Treffen geplant. Ein Treffen von Anti-Monarchisten. Es ist nächste Woche. Nur ausgewählte Personen sind eingeladen und es findet in der Halle statt, wo du mich gefunden hast."

"Heißt du hast bisher eigentlich nichts, was uns wirklich weiterbringen könnte", kurz überlegte ich und sprach weiter, "Informationen über die Königsgarde kann ich erfahren. Ich kann sagen, dass ich sie aus journalistischen Gründen benötige. Als Zusatz kannst du sie ja im Schloss ausspionieren und mehr über sie erfahren. Die Mittel sind noch nicht wichtig. Die kommen, wenn wir mehr Verbündete sammeln und eine kleine Armee aufbauen. Manche wollen nicht kämpfen und unterstützen das Ganze lieber mit Geld oder ähnlichem. Das wird schon, Lucy. Du weißt nicht wie viele die gleiche Meinung teilen. Die Schreckensherrschaft von Henry muss beendet werden. Aber wir brauchen Zeit."

"Danke, Liam. Es freut mich, dich an meiner Seite zu wissen. Du darfst es, aber niemandem verraten." Ernst sah sie mich an und ich kratzte mich verlegen am Nacken. "Wer weiß es?" "Mein Bruder. Er hat mich in eine Falle gelockt und die Information aus mir rausbekommen, dass du seine Heldin bist." Lucy sah mich verärgert an und verpasste mir einen Schlag auf die Schulter. Ich zischte kurz, da sie einen echt harten Schlag hatte. Daraufhin grinste sie siegessicher.

"Dann pass auf ihn auf. Ich denke, dass er nichts verraten wird, aber trotzdessen könnte er was falsches ausplaudern und dann auch der Beihilfe beschuldigt werden. Ich will so wenige Opfer, wie möglich und ich will keinesfalls Kinder, die meinetwegen ihr Leben lassen." "Ich weiß. Ich beschütze ihn mit meinem Leben, genauso wie dich." Ich zog sie in meine Arme und atmete ihren Duft ein.

Nachdem wir noch einige Zeit geredet hatten machte ich mich auf den Weg nach Hause. Sie weiß jetzt auch über den verfassten Bericht Bescheid. Anfangs war sie etwas sauer, aber dann konnte sie auch darüber lachen. Ich hatte sie in der kurzen Zeit wirklich vermisst. Und ich bin froh, dass ich alles über sie weiß.

Die KriegerinWhere stories live. Discover now