"Ich wusste, dass ihr alle mich suchen würdet, sobald ich aus meinem Versteck herauskomme. Also habe ich alle wichtigen Namen und deren Gesichter auswendig gelernt, um nie wieder den Stick ansehen zu müssen, um einen von ihnen zu erfahren."

"Komm zum Punkt", meinte Jack genervt und ich atmete tief ein. Dann sah ich ihm direkt in die Augen.

"Der Stick existiert nicht mehr. Ich habe ihn zerstört."

Nach diesen Sätzen schien etwas wie eine 'Totenstille' zu herrschen, jedoch passte dieser Begriff nicht wirklich, da man deutlich das laute Atmen von uns allen hören konnte. Jack spannte seinen Kiefer an, dann entspannte er ihn wieder. Er musterte mich, als würde er herausfinden wollen, was mein tiefstes Geheimnis ist.

"Ist das wahr?", fragte er und ich nickte. "Ich habe ihn zerschmettert und die Teile dann in einen Fluss geworfen."

Er musterte mich wieder eine Zeit lang. Ich erwiderte seinen Blickkontakt noch ein paar Herzschläge, dann senkte ich meinen Blick.

"Töte ihn."

Nach diesen Worten von Jack griff er nach meinem Unterarm, drehte mich um dass ich direkt zu Dad sah und presste mich an seine Brust. Während meine Mutter einen Schrei ausstieß, der so viel Schmerz enthielt, wie ich es noch nie gehört hatte, konnte ich nur mit großen Augen beobachten, wie meinem Adoptivvater die Kehle durchgeschnitten wurde. Ich sah seine Augen, sie hatten den Blick, den ich nur bei sterbenden Leuten sah. Man konnte ihn nicht beschreiben, irgendwie panisch aber gleichzeitig vollkommen ruhig.

Mein Herz klopfte schnell, ich konnte wegen des Schocks nicht realisieren, was gerade passiert war. Ganz im Gegensatz zu Mum, welche sich losriss und mit einem tränenüberströmten Gesicht zu ihrem Mann lief. Die Assassinen taten nichts dagegen, beobachteten einfach mit einem eiskalten Blick, wie sich meine Mutter um meinem Vater beugte und ihn zu sich umdrehte.

Als Jack mich losließ, stieß ich die Luft aus, ließ mich vor meinem Vater auf die Knie fallen. Meine Mutter weinte, rief immer wieder seinen Namen. Als ich von Dad schließlich ein 'Ich liebe euch' hörte, wurde mein Atem ganz plötzlich schneller, als wäre ein Schalter umgelegt wurden. Mum weinte und klammerte sich an seiner Hand fest. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, der Schock saß immer noch tief.

Ich wollte weinen, ich wollte schreien, ich wollte um mich treten. Aber ich konnte mich nicht bewegen. Ich starrte einfach.

Der ganze Plan fiel in dem Moment zusammen, in dem ich sah, dass sie meinen Vater da mithineinzogen. Ashton und ich waren alles durchgegangen, es war perfekt gelaufen.

Gerade im Moment sollte ich ein Messer aus meinem Ärmel hervorholen und Jack in den Bauch stechen, dass alle anderen Assassinen schließlich abhauten, weil alle plötzlich angriffen. Mit Ash sollte ich in diesem Moment aus dem Haus laufen, darauf vertrauen, dass sich die anderen selbst retteten, denn sie konnten es.

Deshalb war es für mich umso verwirrender, dass sich meine Mutter mit tränenüberströmten Gesicht zu mir drehte und 'Renn!' rief. Ich bemerkte, dass sich Ashton losriss und sich zu mir kämpfen wollte. Und vor allem spürte ich die Hände der Männer, die mich wegzerrten.

Sie zerrten mich aus dem Raum, wollten offensichtlich mit mir aus dem Haus. Genau in diesem Moment spürte ich, dass ich aufgeben wollte.

Und das war etwas, das mich dazu brachte, mich selbst aus meinem Schockzustand herauszuholen.

Wie genau es passierte, wusste ich nicht. Genauso wenig wusste ich, wie ich es schaffte. Denn es waren drei Männer, die mich hinausschleppen wollten. Und genau drei von ihnen tötete ich.

Irgendwann traf ich auf Ashton, welcher sofort nach mir griff.

"Ich bringe dich hier raus", wisperte er mir zu, ich konnte nur nicken. Er umklammerte meine Hand mit seiner und lief los, ich folgte ihm einfach. Kurz musste er mich loslassen, um einen Assassinen bewusstlos zu schlagen, jedoch kamen wir sonst ohne Probleme aus dem Haus hinaus.

Zoe - AbductionWhere stories live. Discover now