ELEVEN

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23. April, Montag

Ich hatte die letzten Tage überlebt.

Sogar mehr als überlebt. Ich hatte sie in vollen Zügen genossen.

Sobald niemand unserer Familie um uns herum war, hingen Cole und ich aneinander wie die Kletten. Auch sonst, wenn die anderen hier waren, waren wir näher als sonst beieinander. Aber wir steckten uns nicht die Zungen in den Hals.

Okay, Cole hielt es meistens eher sanft und süß, während ich oft einfach nur wollte, dass er mich wie ein Tier attackierte. Aber er war eben ein Gentleman, was ich an ihm mochte.

Heute waren wir mit einem gemieteten Auto nach Venedig gefahren. Und im Moment saßen wir in einem dieser kitschigen, aber schönen Boote und wurden durch die Stadt gepaddelt. Cole und ich saßen mit meinen Eltern in einem Boot, Jason und seine Eltern in einem anderen. Aber wer wäre Jason, wenn er nicht ein Mädchen kennengelernt hatte und es mitnahm.

Ehrlich gesagt gab es hier auch viel weniger Wasser als ich gedacht hatte, doch wenigstens konnte man hier zwischendurch mal normal gehen.

"Langsam will ich es unseren Eltern sagen, ich kann dich hier nicht einfach küssen, ohne dass Fragen aufkommen würden", flüsterte Cole und grinsend sah ich zu ihm.

"Wir können uns ja einfach küssen und dann sagen es war aus Versehen." Cole verdrehte lächelnd die Augen. "Klar doch. Glaubt uns jeder."

"Warum flüstert ihr schon wieder?", fragte Mum und drehte sich zu uns um. Ich grinste sie an. "Darf man nicht flüstern?"

"Nicht, wenn ich dabei bin. Ich höre nämlich alles." Ich legte meinen Kopf schief, meine Mum fing an, zu grinsen. Dad sah sie verwirrt an.

"Was haben sie denn geflüstert?"

Ich biss mir auf die Unterlippe und sah Cole an. Er hatte die Lippen aufeinander gepresst.

"Ach, das Gleiche wie immer. Dass sie es uns endlich sagen wollen aber zu feige sind. Und dass Zoe ja einfach stolpern könnte, wie ich bei dir früher."

Meine Wangen erhitzten sich. Wie hatte ich auch glauben können, meine Mum hörte mich einmal nicht. Sie war eine verdammte Assassine gewesen.

"Aso." Mein Dad drehte sich wieder nach vorne. "Cole, wehe, du verletzt meine Kleine."

"Habe ich nicht vor", meinte Cole und als ich zu ihm sah, sah ich seine rosa Wangen. Meine Mum grinste uns an und hielt ihr Handy hoch.

"Und jetzt küssen, ihr braucht so ein Foto. Ihr seid in Venedig."

"Shyla, übertreib nicht gleich. Die beiden dürfen Händchen halten, mehr nicht."

Ich verdrehte die Augen. Das war mit den beiden nicht auszuhalten. Cole und ich blickten uns an.

"Auf drei küsst ihr euch, okay?" Ich seufzte und rückte näher zu Cole. "Shyla, zwing die beiden nicht."

"Ich zwinge sie doch nicht-", meinte Mum empört. "-die machen das dauernd, wenn Sie denken, dass niemand hinsieht."

"Hör auf, ich will so etwas nicht hören", meinte Dad und hielt sich die Ohren zu. Ich schnaubte, bevor ich mich einfach zu Cole beugte und meine Lippen auf seine legte.

"Uh! Sie machen's!", rief meine Mum aus und ich hörte das unverkennbare Geräusch, dass sie ein Foto machte. Cole erwiderte schließlich sanft und legte seine Hand auf meine Wange.

Wir lösten uns wieder und Mum grinste uns an. "Ich habe ehrlich gesagt nur gewartet, bis ihr beide zusammen kommt. Das war von Anfang an klar."

"Ist es vorbei?", fragte mein Dad laut, der immer noch seine Ohren zuhielt und nach vorne sah. Ich lachte leicht und Cole lächelte mich verlegen an.

Zoe - AbductionWhere stories live. Discover now