Der Kampf gegen die Verzweiflung - 1

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Blinzelnd schlug ich mich meine Augen auf

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Blinzelnd schlug ich mich meine Augen auf. Mein Kopf brummte gewaltig, als ich mich versuchte langsam in meiner neuen Umgebung zurecht zu finden. Was auch immer ich vom Tod erwartet hatte, das war es nicht gewesen. Ich befand mich in einem fensterlosen kleinen Raum. Eine Lampe an der Decke ließ meine Umgebung in einem unnatürlich hellen Licht erstrahlen. Es gab so gut wie keine Möbel außer einem kleinem Bett, auf dem ich lag, einem Schreibtisch und einem Stuhl. Auf dem Tisch lagen weder Papiere noch Stifte oder irgendein anderer halbwegs nützlicher Gegenstand. Eine kleine metallene Tonne mit Deckel stand in der hinteren Ecke des Zimmers. Irgendwie wirkte die Tonne ein bisschen zu groß für einen Mülleimer. Der Weg aus dieser Trostlosigkeit versprach eine einfache braune Tür.

Mühsam stand ich auf. Einen Moment lang drehte sich alles um mich herum und mein Kopf explodierte fast vor Schmerzen. Vorsichtig strich ich mit meinen Fingern meine linke Schläfe entlang, wo der Schmerz besonders heftig war und ertastete eine gewaltige Beule. Müde zählte ich eins und eins zusammen und erkannte, dass mich Aidan nicht umgebracht, sondern bloß ohnmächtig geschlagen hatte. Wenn meine Vermutung richtig war, hielt man mich hier also gefangen. Ich ging zu der unscheinbaren Tür und versuchte sie zu öffnen, doch wie bereits vermutet war sie abgeschlossen. Missmutig musterte ich das Holz und trat einmal probeweise dagegen. Das Ergebnis war ein lauter Rumms und ein schmerzender Fuß, doch mehr brachte meine unelegante Kraftanstrengung mir nicht ein. Genervt untersuchte ich die Tür, doch ich konnte nichts Hilfreiches erkennen.

Erschöpft ging ich wieder zu meinem Bett und ließ mich darauf plumpsen. Meine Gedanken kreisten um das Geschehene. Glaubte Samuel wirklich, dass ich schuldig war? Wenn ja, war er eindeutig ein genauso großer Idiot wie Aidan. Mein Magen knurrte laut. Ich war vollkommen am Ende mit meinen Nerven, doch noch viel schlimmer war die brodelnde Wut in mir. Gemeinsam mit dem bitteren Geschmack des Verrates nagten sich die Gefühle ein blutiges Loch in meinen Magen. Zornig griff ich nach all dieser schmerzenden Last, ballte sie zu einer Kugel zusammen und schrie sie verzweifelt hinaus in die Welt. Es tat so gut, der Wut einfach freie Bahn zu lassen, dass ich mit meinem Geschrei einfach fortfuhr: „Was soll dieser verfluchte Schwachsinn! Verdammte Vollidioten! Lasst mich sofort hier raus!" Ich schrie mir meine Seele aus dem Leib, doch irgendwann verstummte meine Wut. Resignation und Verzweiflung setzten mit einem Schlag ein.

Plötzlich war mir alles zu viel. Meine eigne Schwäche brach mit einem Schlag über mich herein. Sie versuchte mich zu Boden zu drücken, doch ich kämpfte gegen sie an. Fast hätte ich sie überwunden, doch plötzlich sah ich das Bild von Samuels verletztes und misstrauisches Gesicht sich vor meinem inneren Auge. Ein Schluchzen stieg aus meiner Kehle auf und ich vergaß mich zu wehren. Tränen rannen ununterbrochen über meine Wangen. Ein verzweifeltes Wimmern entfloh meiner Kehle und meine Brust schmerzte so sehr, als hätte Aidan mit seinem Dolch doch zugestochen. Wieso? Das war die Frage, die ich mir immer und immer wieder stellte. Wieso? Wieso war das geschehen? Wieso glaubte Aidan ich sei eine Verräterin? Und wieso bei allen Geistern glaubte auch noch Samuel diese Lüge? Er musste mich doch mittlerweile kennen, oder nicht!?

„Jenny?" Eine sehr leise Stimme ließ mich aus meiner Welt der Verzweiflung aufschrecken. Ich blickte zur Tür, doch sie war immer noch verschlossen.

„Ja?", krächzte ich verzweifelt, denn wer würde mich hier besuchen kommen. Hatte ich mir die Stimme vielleicht sogar eingebildet?

Ein Moment des Schweigens folgte. Ich gab bereits meinen Verstand auf, als sich plötzlich die Stimme wieder meldete: „Hier ist Liam. Ich habe dir etwas zu essen mitgebracht. Darf ich herein kommen?"

„Natürlich kannst du herein kommen, wenn du einen Schlüssel hast, aber bin ich nicht die große böse Verräterin? Bist du dir sicher, dass du mich nicht lieber verhungern lassen möchtest?", fragte ich mit einer bitteren Verzweiflung in der Stimme. Meine Trauer und mein Schmerz zerschnitten praktisch die Luft vor mir.

Liam traute sich nicht mehr zu antworten, doch ich hörte das leise Klicken des Schlosses und schließlich öffnete sich die Tür. Jetzt wäre wohl die perfekte Gelegenheit gekommen abzuhauen, doch ich fühlte mich viel zu schwach dafür. Mein Innerstes glich einem Schlachtfeld aus Schmerz und dem stechendem Gefühl des Verrats.

„Oh nein, Jenny!" Liam schien von meinem Anblick wirklich geschockt zu sein. Halbherzig wischte ich mir meine Tränen von den Wangen, doch dafür setzte jetzt ein kleiner Schluckauf ein. Schniefend zog ich meine Nase hoch.

Ich betrachtete traurig das Tablett in Liams Händen. Eine kleine Schüssel mit einer klaren Brühe, in der viel buntes Gemüse schwamm, stand neben einem Teller mit frischem Brot und einem großen Glas, das gefüllt war mit irgendeinem Saft. Obwohl das Essen sehr gut aussah und ich wirklich Hunger hatte, krampfte sich allein bei dem Gedanken an Nahrung mein Magen schmerzhaft zusammen. „Stell es einfach irgendwo hin", flüsterte ich kraftlos. Dann legte ich mich auf das Bett und zog meine Beine so nahe zu meinem Bauch, dass ich eher einer kleinen Kugel als einer erwachsenen Frau glich.

Erneut überkam mich das Verlangen ungehemmt loszuweinen. Ich schloss verzweifelt meine Augen, doch die Tränen strömten trotz des Widerstands ungehindert über meine Wangen. Ein kleines Hicksen entfloh immer wieder meiner Kehle und mein Körper zitterte vor Verzweiflung. Plötzlich spürte ich wie das Bett etwas einsank. Scheinbar hatte sich Liam zu mir gesetzt, doch noch immer öffnete ich meine Augen nicht.

„Möchtest du meine Meinung hören, Jenny?", fragte Liam auf einmal. Er wartete auf eine Antwort von mir, doch als auch nach einiger Zeit kein Tönnchen meine aufgeplatzten Lippen verließ, fuhr er seufzend fort: „So sieht nicht eine Schuldige aus. Wärst du wirklich schuldig, hättest du längst versucht zu verliehen, stattdessen scheinst du viel mehr darunter zu leiden, dass Samuel überhaupt etwas Derartiges von dir denken kann."

Ich öffnete meine Lider und blickte Liam mit geröteten Augen an. „Er hält mich also wirklich für eine Verräterin?", krächzte ich und ballte meine Hände verzweifelt zu Fäusten. „Wieso?", das letzte Wort war fast schon lautlos gehaucht, doch Liam hatte es gehört.

„Weil er starke Probleme hat jemanden anderen in sein Leben zu lassen und zu vertrauen. Er ist ein Flammengeborener der ersten Generation, weißt du wieso ihr Schicksal kein Geschenk, sondern ein furchtbarer Fluch ist?", fragte Liam vorsichtig nach.

Ich blickte verwirrt zu ihm, doch der sonst so fröhliche junge Mann, musterte nun aufmerksam die Wand, so als gäbe es nichts Interessanteres auf dieser Welt. „Wieso ist ein langes Leben voller Macht ein Fluch?", hakte ich schließlich nach.

„Weil er zur ersten Generation gehörte. Kein anderer aus seiner Familie oder aus seinem Freundeskreis wurde verwandelt. Ich weiß nicht viel von seinem ehemaligen Leben, doch ich weiß, dass er seine Eltern begraben hat, seine Schwester und auch die Kinder und Kindes Kinder seiner Schwester. Er ist auf so viele Beerdigungen gegangen und hat all die Menschen verloren, die er geliebt hat", erklärte Liam.

 Er ist auf so viele Beerdigungen gegangen und hat all die Menschen verloren, die er geliebt hat", erklärte Liam

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Heyho^^

Ich weile wieder unter den lebendigen^^
Man könnte meinen bei so einem milden Herbst wird man nicht krank, aber hallelulja scheinbar gibt es passender zu der Jahreszeit eine Art "Spät-Sommer-Grippe", die einmal durch die gesamte Familie ging.
Unschöne Dinge sind passiert, deswegen ersprarre ich euch lieber die Details, aber vielen, vielen Dank für all die "Gute-Besserungswünsche". Ihr habt mich in dieser dunklen Zeit wirklich aufgemuntert ;)

LG Sarah

Entflammt ✔️Where stories live. Discover now