Die Gefahr des Wissens - 2

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Was zum Teufel? Mein Mund klappte auf und wieder zu. Ich musste mich in einen ungläubigen Fisch verwandelt haben, denn das Ganze wiederholte sich einige Male, obwohl nicht ein einziger Ton meinen Lippen verließ. Als Mr. Giordano mit einem breiten Grinsen auf mich zukam, versuchte ich mich zusammenzureißen, doch eine Gänsehaut bildete sich auf meinen Rücken. Was tat dieser Mann hier?

Mit einem falschen Lächeln winkte ich dem gutaussehenden Leviathan zu. Schweiß brach auf meiner Stirn aus. Nervös knetete ich die Finger meiner linken Hand, als Mr. Giordano mich mit einem breiten Grinsen begrüßte: „Was für ein Zufall, dass ich Sie hier antreffe Miss Laurence."

Ein Zufall? Das musste wirklich ein ganz erstaunlicher Zufall sein. Ich war nur einen winzigen Moment auf der Arbeit und sofort kam Mr. Giordano vorbei. Wenn dieser Mann etwas Geschäftliches besprechen wollte, wieso hatte er dann nicht angerufen? Er musste doch extrem beschäftigt sein, wenn er ein so gigantisches Unternehmen wie Alpha leitete und doch schien er immer genau dann auf meiner Arbeit aufzukreuzen, wenn ich kurz hier war. Es war fast so, als würde er dieses Gebäude beobachten und nur darauf warten aus einer dunklen Ecke herauszuspringen, um mich zu begrüßen. Ich schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich interpretierte ich gerade zu viel in die Situation herein. Trotzdem konnte ich mein schnell pochendes Herz nicht beruhigen, als ich den Leviathan freundlich erklärte: „Es tut mir leid ich habe leider gerade keine Zeit. Es steht ein wichtiges Treffen an und ich bin bereits zu spät unterwegs."

Mr. Giordano lächelte freundlich und antwortete sofort: „Darf ich Ihnen eine Mitfahrgelegenheit anbieten? Mit dem Auto sind Sie bei Weitem schneller am Ziel."

„Nein tut mir leid, dass geht wirklich nicht. Sie wissen schon viele unserer Kunden bestehen auf Ihre Privatsphäre. Vielleicht können wir uns morgen treffen und die Angelegenheit, wegen der Sie hier sind, dann besprechen? Meine Sekretärin ist mit Freuden für Sie da." Ich versuchte so ruhig wie möglich zu wirken. Ein panischer Gesichtsausdruck würde mir sicherlich kein bisschen helfen, trotzdem konnte ich die Nervosität in meinen Inneren nicht abschütteln.

„Das ist wirklich nicht nötig. Ich begleite Sie einfach und wir besprechen die Angelegenheit auf dem Weg." Mr. Giordanos Lächeln wirkte so unschuldig wie das eines Engels, doch seine Hand, die sich auf meinen Rücken legte, gab keinen Millimeter nach, als sie mich zum Aufzug schob.

Ich kämpfte gegen das Bedürfnis an den Mann neben mir anzufahren, denn ich wollte in diesem Moment wirklich keine Begleitung, doch gleichzeitig verwandelte sich die Nervosität in meinen Inneren langsam in Panik. Was war, wenn ich diesen verflixten Leviathan nicht abschütteln konnte? Sollte ich vielleicht einfach meine Beine in die Hand nehmen und wegrennen. Ich zwang mich zur Ruhe, während ich auf den Rufknopf des Aufzugs hämmerte und erklärte etwas forscher als zuvor: „Mr. Giordano der Moment ist gerade wirklich nicht der Beste."

„Es tut mir leid Miss Laurence, doch ich wollte Sie unbedingt wiedersehen. Ihre Sekretärin erklärte mir jedoch, dass Sie die restliche Woche im Urlaub sind." Sein Lächeln wirkte nun fast verzweifelt, als er mit mir in den eben angekommen leeren Aufzug einstieg und sich gegenüber von mir positionierte.

Ich drückte auf einen Knopf und dachte angestrengt darüber nach wie ich den Leviathan losbekommen konnte, als auf einmal die Bedeutung seiner Worte in meinen Verstand hineinrieselte. Ängstlich schluckte ich, bevor ich meine Augen fest in die seinen heftete. Trotz meiner Bemühungen einen starken Eindruck zu erzeugen, begann mein gesamter Körper unkontrolliert zu zittern. Mein freundliches Lächeln entglitt mir, als meine Stimme hart die Bedenken äußerten, die mich eben wie ein Blitzschlag getroffen hatten: „Woher wussten Sie dann, dass ich heute hier bin?"

Wieder diese unschuldige Lächeln von Mr. Giordano. Er trat mehrere Schritte auf mich zu. Doch auf einmal war mir diese Nähe mehr als nur ein bisschen unangenehm. Ich versuchte einen Fluchtweg zu gewinnen und stellte mich rasch mit dem Rücken zur mittlerweile geschlossenen Aufzugstür, dabei ließ ich den Leviathan jedoch nicht aus den Augen. Mit einer absolut ehrlich wirkenden Stimme erklärte er: „Ihre Sekretärin vertraute mir an, dass Sie heute kurz in das Büro kommen, um einige Unterlagen über einen Kunden abzuholen."

Ich schluckte, doch in meinem Inneren schrillten die Alarmglocken. Ich war mir absolut sicher, dass Lisa nichts zu diesem Leviathan gesagt hatte. Also log er mich an, doch wie hatte er erfahren, dass ich hier war? Er musste mich oder zumindest dieses Gebäude irgendwie beobachten. Panisch schluckte ich und ging einen weiteren Schritt nach hinten. „Ich glaube nicht, dass Lisa Ihnen etwas derartiges mitgeteilt hat", flüsterte ich dabei. In meiner Stimme lag tiefe Angst, doch auch ein Funken Wut glomm in ihr.

Einen Moment wirkte Mr. Giordano erstaunt, doch sofort überspielte er diese Emotion der Schwäche. Ein entschuldigender Tonfall lag in seiner Stimme, als er begann sein Netzwerk aus Lügen weiterzuspinnen: „Sie haben mich erwischt. Es tut mir wirklich leid, eigentlich hatte ich versucht diese Situation zu vermeiden. Miss Laurence ich muss Ihnen etwas sehr wichtiges mitteilen."

Mr. Giordano kam einen Schritt auf mich zu. Ich schluckte nervös und presste meinen Körper gegen die Aufzugstür. Sie musste jeden Moment aufgehen, dann würde ich wenigstens eine kleine Chance haben zu entkommen.

„Ich liebe Sie." Vollkommen entsetzt starrte ich den Leviathan vor mir an. Ich hatte mit absolut allem gerechnet, aber ganz sicher nicht mit einer Liebeserklärung. Das war immerhin völlig absurd. Ich kannte diesen Mann eigentlich überhaupt nicht. Er war nichts weiter als ein gruseliger Fremder, der mich scheinbar beobachtet hatte. Dann traf mich eine weitere Erkenntnis. Mr. Giordano war die ganze Zeit schon eine Schlange gewesen. Wie oft hatte er mir süße Worte ins Ohr geflüstert um mich zu beruhigen, doch dabei hatte er sein eigentliches Ziel nie aus den Augen gelassen, doch was war sein Ziel? Was konnte ein Leviathan von mir wollen? Nicht von mir, schrie ein kleiner Teil meines Verstandes. Mr. Giordano war kurz nach dem Erscheinen von Samuel in mein Leben gestürzt. Das konnte einfach kein Zufall sein. Wahrscheinlich wollte er über Samuel ausspioniere oder steckte vielleicht noch mehr dahinter?

Als ob Mr. Giordano meinen inneren Konflikt gespürt hätte, überwand er auch die letzten paar Zentimeter zwischen uns. Noch bevor mein entsetzter Verstand seine Absicht begreifen konnte, beugte er sich vor und küsste mich.

Seine Lippen waren kühl. Sie forderten mich mit kleinen zärtlichen Bewegungen auf, seinen Kuss zu verfallen und sich ihm hinzugeben. Eine von Mr. Giordanos großen Händen legte sich scheinbar liebevoll um meinen Nacken, doch mein gesamter Körper war wie vereist.

Erst das leise Zischen, der sich öffnenden Fahrzeugtüren, erweckte meinen Körper zu neuen Leben. Ich stieß Mr. Giordano mit aller Wucht von mir. Er torkelte zurück an die andere Seite des Fahrstuhls, während ich mich umdrehte und losrannte. Zu meinem Glück stand eine Hochbahn am Bahnsteig und machte sich eben bereit die Türen zu schließen. Ich legte einen halsbrecherischen Sprint hin, sprang in einen Wagon und betete, dass Mr. Giordano nicht schnell genug sein würde um die Bahn zu erreichen.

Verzweifelt sah ich dabei zu, wie der Leviathan aus dem Fahrstuhl rannte. Fast hatte er die Bahn erreicht, doch genau in diesem Moment schlossen sich die Türen und der Wagon setzte sich langsam in Bewegung. Ich war sicher, zumindest für diesen einen kleinen Moment.

Herzlich willkommen zurück ^^

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Herzlich willkommen zurück ^^

Ich hoffe, dass neue Kapitel hat euch Gefallen ;) Übrigens ihr habt die Hälfte der Zeit geschafft, ab den 18.6 gibt es wieder zwei Kapitel pro Woche ^^

LG Sarah

Entflammt ✔️Where stories live. Discover now