TNT zwischen flauschiger Wolle - 2

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Ich blinzelte einmal, dann ein zweites Mal. Das Aidan meinen Namen, anstatt des verächtlichen Menschleins herausgebracht hatte, warf mich ein bisschen aus dem Konzept. Gleichzeitig verriet mir diese Geste, dass er wirklich bereit war den Streit auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.

Ich verdrehte meine Augen und willigte schließlich mit einem einfach: „Ist gut" ein. Hätte ich das nicht getan, wäre ich wohl als ein streitsüchtiger Dummkopf dagestanden. Einen winzigen Moment herrschte Schweigen, dann setzte ich zu der Frage an, die mir unaufhörlich durch den Kopf schwirrte: „Wieso habt ihr euch beide so schnell geeinigt, dass die Veränderung in meinem Körper sofort untersucht werden sollte?"

Samuel legte auf einmal wieder seine Arme um mich und Aidan warf den Flammengeborenen hinter mir einen fragenden Blick zu. Ich konnte Samuels stumme Antwort nicht sehen, doch es musste ein Einverständnis gewesen sein, denn Aidan begann zu sprechen: „Rauchwölkchen aus den Ohren sind eher ungewöhnlich bei einem Wutausbruch eines Flammengeborenen. Das liegt daran, dass sich im Ohr normalerweise nicht genug Wasser zum Verdampfen befindet. Trotzdem kann es ab und an vorkommen, wenn der Flammengeborene kurz zuvor geduscht hat. Es sind ziemlich kleine Rauchwölkchen in diesem Fall, ähnlich wie die aus deinen Ohren."

„Aber ich bin keine Flammengeborene", unterbrach ich Aidan.

Dieser nickte und brachte mit vollkommen ausdrucksloser Mine hervor: „Das ist genau das Problem. Irgendetwas in deinem Körper verändert sich oder hat sich verändert. Du scheinst dich an uns angeglichen zu haben, aber wir wissen nicht, ob du stabil bist."

„Stabil?", fragte ich tonlos nach. Das Wort gefiel mir überhaupt nicht. Man benutzte es bei stark verwundeten Patienten, wenn sie nicht mehr in Lebensgefahr schwebten, doch ich fühlte mich eigentlich ziemlich gut. Wahrscheinlich war ich sogar sehr fit, wenn man von dem bisschen Stress und meiner starken Verwirrtheit einmal absah.

Nun antwortete mir Samuel: „Flammengeborene, die ihre Kräfte neu erlangt haben, sind dafür bekannt ab und an die Kontrolle zu verlieren. Hierbei spielt es keine Rolle, ob man mit dem Feuer geboren wird oder ob man die Gabe von dem Meteor geschenkt bekommen hat. Ein Wutausbruch kann nicht nur zu ein paar kleinen Funken oder etwas Rauch führen, sondern zu einem lodernden Inferno, Waldbränden oder sogar zu Lavaböden. Es gibt so gut wie kein Limit." Samuels Stimme war erstaunlich ruhig. Sie klang fast so, als würde er einem kleinen Kind eine nette Gutenachtgeschichte vorlesen. In meinen Augen entschärfte die Stimme jedoch nicht die Nachricht über eine mögliche Katastrophe, sondern verstärkte sie bloß.

Ein Schauer rann über meinen Körper. Angst stieg in mir auf. Sie verwandelte sich in Panik, als auf einmal ein kleiner Funken vor mir empor stieg. Ich blickte auf meine Finger und bemerkte, dass sie zu leuchten angefangen hatten. Sofort wurde Samuels Umarmung fester. Er setzte mir einen sanften Kuss auf die Stirn und erklärte mit einer beruhigenden Stimme: „Es ist alles gut. Du darfst dich im Moment nur nicht aufregen. Panik zu bekommen, wäre das Schlechteste, was du jetzt tun könntest. Wir können dir helfen. Du brauchst dir keine Sorge zu machen."

Aidan erhob nun seine Stimme. Sie war mit einem Mal um einiges sanfter, als er hinzufügte: „Wir haben spezielle Bunker gebaut. Man kann in ihnen gefahrlos seine Kräfte vollkommen entfesseln. Es ist sogar sehr nützlich, denn wir gewinnen aus der Hitze elektrische Energie. Du wolltest doch sicher schon immer erfahren wie wir unsere Kräfte bündeln und umwandeln können, oder?"

Tatsächlich hatte ich mich schon öfters gefragt, wie die Flammengeborenen es geschafft hatten, den Energiemarkt derartig stark zu dominieren. Trotzdem hatte ich mir niemals erträumt, dass ich das große Geheimnis jemals erfahre. Anderseits hatte ich mir natürlich auch nie vorgestellt, dass ich jemals mit einem Flammengeborenen schlafe oder dass plötzlich Dampf aus meinen Ohren hervorquellt, die kleinen Funken aus meinen Fingerspitzen konnte ich in die Liste ebenfalls einfügen. Schließlich nickte ich Aidan als Antwort bloß schwach zu.

Samuel drehte mich in seinen Armen sanft um. Vorsichtig blickte ich ihm ins Gesicht. Aus einem unsinnigen Grund hatte ich Angst, was ich für Emotionen dort finden würde, doch meine Sorge war unbegründet. Zu meinem Erstaunen funkelte in Samuels herrlich braunen Augen die Zuversicht. Ein kleines aufmunterndes Lächeln lag auf seinen Lippen und auch in seiner Stimme lag kein Hauch von Angst, Verzweiflung oder Abscheu, als er sprach: „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Hier in der Nähe wurde einer dieser Schutzbunker gebaut. Darf Aidan dich dorthin fliegen?"

Die Zuversicht, die Samuel ausstrahlte, gab mir die Stärke, die Frage mit einem kleinen Nicken zu beantworten. Auch die Panik in mir begann sich sanft zu legen, allerdings befand sie sich immer noch sehr nah am Rande meines Verstandes, so als warte sie nur auf eine Gelegenheit zurückzukehren und mit voller Wucht zuzuschlagen.

„Begeisterung sieht aber anders aus, Menschlein", neckte mich Aidan. Dieses Mal lag in dem Wort „Menschlein" keine Verachtung. Der gigantische Mann schien mich auf seine Art irgendwie aufmuntern zu wollen.

Doch bevor ich genauer über diesen Sinneswandel nachdenken konnte, mischte sich Samuel in das Gespräch ein. Ich vermutete, dass er so versuchte, Aidan daran zu hindern etwas Dummes zu sagen, dass mich wieder zur Weißglut trieb. „Na dann komm Jenny. Ich begleite euch beide noch nach draußen. Aidan ist etwas schneller als ich, doch ich werde versuchen so bald wie möglich nachzukomme."

„Soll ich dich abholen?", warf Aidan ein, während wir uns langsam auf den Weg hinaus in den Garten machten.

„Nein, bitte bleib bei Jenny. Ich glaube es ist besser, wenn im Moment immer jemand bei ihr ist. Ist das für dich in Ordnung, Jenny?" Bei dieser Frage musterte mich Samuel sehr genau. Es schien ihm wirklich sehr wichtig zu sein, dass ich mich im Moment so wohl, wie es in meiner Lage nur möglich war, fühlte.

Doch wer konnte ihm das verdenken? Ich hätte ganz sicher auch nicht gewollt, dass mein unglaublich teures Haus auf einmal in Flammen stand. Vielleicht würde ich, wenn ich richtig Panik bekam, sogar einen kleinen Waldbrand verursachen. Das war wahrlich eine ganz bezaubernde Vorstellung. Scheinbar war ich nun nicht mehr nur ein dummes Schaf, welches sich unter Wölfen aufhielt, denn das war für mich eindeutig zu langweilig. Aus diesem Grund hatte ich mir ein bisschen TNT in das flauschige Fell gestopft. Die Spannung musste immerhin hochgehalten werden. Es gab doch nichts Schrecklicheres als ein bisschen Langweile.

„Jenny?", Samuels Stimme riss mich aus meiner Gedankenwelt.

Ich seufzte, gab ich mir einen imaginären Tritt in meinen flauschigen, brandgefährlichen Hintern und antwortete: „Ich werde es schon eine Zeit mit deinem kleinen fliegenden Schoßhündchen aushalten ohne ihn umzubringen. Keine Sorge."

Ich musterte Aidan bei dieser Stichelei genau. Seine Augenbrauen schossen in die Höhe und er öffnete den Mund um eine ebenso bissige Antwort zu erwidern, doch dann presste er zu meinem Vergnügen seine Lippen fest aufeinander. Sogar seine Augenbrauen senkten sich wieder und war das etwa ein ziemlich falsches Lächeln? Vielleicht hatte die Angelegenheit wenigstens einen Vorteil. Ich konnte mit Sicherheit Aidan nun einiges Heimzahlen und er würde schweigen müssen wie ein Grab, da das kleine flauschige Schaf sonst in seinem Wolfsmaul explodieren würde. Bei dieser Vorstellung kicherte ich leicht.

Samuel schien meine Reaktion zu beunruhigen, denn er befahl schon fast: „Gut, dann solltet ihr jetzt losfliegen."

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Entflammt ✔️Where stories live. Discover now