Ein Problem oder doch nur ein Hühnchen? - 1

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„Sicher bin ich mir natürlich nicht, aber ich habe in der Tat eine Vermutung. Mr. Giordano ist kurz nach unserem ersten Treffen aufgetaucht. Deswegen vermute ich, dass er über mich an dich herankommen wollte. Es ist mit Sicherheit immer praktisch, wenn man seine Ohren in den feindlichen Reihen hat", antwortete ich Samuel ehrlich.

Tatsächlich zögerte er nicht einen Moment und stimmte mir sofort zu: „Deine Schlussfolgerung hört sich äußerst logisch an. Dieser schleimige Leviathan hat schon häufiger versucht mich auszuspionieren, sei es über elektronische Geräte seiner Firma Alpha oder über Spitzel, die er in meine Nähe positioniert hat", bei seinen letzten Worten leuchteten Samuels Augen finster auf. Die Funken um ihn herum stoben wild umher und ich fürchtete bereits, dass unser Essen gleich geröstet wurde.

Rasch nahm ich zwei gewaltige Bissen von dem Hörnchen. Zumindest dieses arme kleine Gebäck sollte vor einem schlimmen Schicksal bewahrt werden.

Samuel starrte mich eindringlich an. In seinen wundervollen braunen Augen lag eine ungeahnte Härte und seine herrlichen Lippen sprachen jedes einzelne Wort mit einer Schärfe aus, die durch Stahl schneiden konnte: „Du musst dich wirklich vor diesem Mann in Acht nehmen. Er ist hochintelligente und ein Gegner, den man nicht unterschätzen sollte."

Mein Mund war immer noch voll, doch ich wollte Samuel zumindest ein bisschen beruhigen. Um ihm einen hässlichen Anblick zu ersparen, hob ich meine Hand vor den Mund und mampfte hervor: „Ich kann Mr. Giordano nicht leiden. Er ist ein schleimiger und eiskalter Mensch, aber ganz sicher werde ich ihn nicht unterschätzen." Geflissentlich ignorierte ich bei meiner Antwort die Tatsache, dass ich mit diesen furchtbaren Mann Essen gegangen war. Nicht nur das, ich hatte für einige Momente seiner Gesellschaft tatsächlich genossen, doch das sollte ich Samuel besser nicht auf die Nase binden.

Mein kleiner Funkensprüher nickte und das wilde Treiben um ihn herum flaute etwas ab. Er öffnete den Mund, wahrscheinlich um noch einige Warnungen hinzuzufügen, als es kräftig an der Tür polterte. Das Klopfen war so laut, als wollte der Neuankömmling die Tür noch in diesem Atemzug einzureißen. Zu seinem Pech verkraftete das Holz jedoch mehr, als man auf den ersten Blick vermuten würde und die Tür erzitterte bloß in ihren Angeln, anstatt in sich zusammenzubrechen.

Wer das wohl war? Die Frage beantwortete Samuel im nächsten Moment mit einer vollkommen sicheren Stimme, so als könne er in die Zukunft sehen: „Du kannst uns gerne Gesellschaft leisten, Aidan."

Tatsächlich trat im nächsten Moment der gigantische Mann ein. Sein breiten Schultern schienen kaum durch den schmalen Türrahmen zu passen. Sein dunkler Blick fiel sofort auf mich und musterte jeden Zentimeter meines Körpers verachtend. Ich erschauerte unter den bösen Augen und versuchte mich auf meinem Stuhl so klein wie nur möglich zu machen. Es mochte zwar mittlerweile Tag sein und ich fühlte mich durch das gute Essen des vergangenen Abends halbwegs gestärkt, doch dieser Mann konnte mir trotzdem mit einem einzigen Blick gewaltige Angst einjagen. Wenigstens hatte er heute ein T-Shirt an. Das Kleidungsstück ersparte mir freundlicherweise die Verlegenheit vor Samuel auf die nackte Brust eines anderen Mannes zu starren. Als Aidans Blick endlich zu Samuel weiter wanderte, veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Jegliche Verachtung war verschwunden, doch eine seltsame Düsternis breitete sich dafür in seinen Augen aus.

„Was ist passiert?", fragte Samuel sofort besorgt nach. Er schien bei dem Anblick des Flammengeborenen genau zu wissen, dass dieser eine schlechte Botschaft zu überbringen hatte.

„Es gab eine weitere Explosion. Sebastian ist in ihr ums Leben gekommen", verkündete Aidan mit grausam ruhiger Stimme. Nicht einen Moment konnte ich Bedauern oder Trauer in seinen dunklen Augen erkennen. Es schien dort nichts weiter zu herrschen als gnadenlose Akzeptanz und vielleicht ein Fünkchen Zorn, doch bei Letzterem war ich mir nicht ganz sicher. Aidans Stimme erinnerte mich an einen meiner ersten Vergleiche für ihn. Dieser Mann war ohne Zweifel ein Krieger, der bereits viele Verluste erlebt hatte. Tote ließen ihn nicht unüberlegt handeln. Ob irgendetwas auf dieser Welt ihn überhaupt zu einer voreilig Reaktion bringen konnte?

Auch Samuels Stimme war hart, mittlerweile konnte ich jedoch erkennen, dass sich in ihr viele unterdrückte Emotionen wie Wut, Verzweiflung und sogar Angst versteckten: „Der Verlust ist für uns sehr tragisch. Sebastian war einer der Ältesten von uns. Er entstammte aus der zweiten Generation. Wenn das so weiter geht, werden nicht viele von uns Alten überleben."

Seine Worte und die vielen versteckten Emotionen berührten etwas tief in mir. Ich wollte Samuel so gerne trösten und für ihn da sein. Vorsichtig streckte ich meine Hand aus und berührte die seine. Sie war sehr warm. Vielleicht würde ein anderer Mensch sich an ihr sogar verbrennen, doch das konnte ich nicht mit Sicherheit sagen. „Ich wünschte, ich könnte behaupten, dass alles wieder gut wird", flüsterte ich. Im Gegensatz zu den Stimmen der anderen wirkte meine gebrochen. Der Tod der Fremden ging mir nahe. Es waren unschuldige Wesen, die man mit voller Absicht aus dem Leben gerissen hatte, zumindest war das immer noch meine Meinung. Ich räusperte mich und rang nach weiteren Worten: „Leider kann ich nicht versprechen, dass alles wieder ins Lot gerät. Doch wenn wir zusammenhalten, dann besteht die Chance, dass wir die Ursache für die Explosionen finden und bekämpfen können. Es ist nicht zu spät. Zwar gab es einige Verluste, doch das Schlimmste können wir noch verhindern!"

„Und du willst uns dabei helfen, Menschlein?", fragte Aidan in einem halb faszinierten, halb belustigten Ton nach. Es schien fast so, als hätten ihn meine Worte beeindruckt, wären sie nicht aus dem Mund eines schwäbelnden Huhns gekrochen. Zumindest vermutete ich, dass er etwas in dieser Richtung in mir sah, obwohl ich keine einzige Feder und auch keinen Dialekt besaß.

„Ja, ich werde euch dabei helfen!", erklärte ich mit rausgestreckter Brust und funkelte Aidan wütend an. Herausfordernd fügte ich hinzu: „Immerhin willst du nicht die Wahrheit anerkennen, dass die Flammengeborenen Terroranschlägen zum Opfer fallen!"

Aidan verdrehte genervt die Augen. „Schon wieder dieses Märchen. Du solltest dir vielleicht etwas Neues einfallen lassen, denn wir haben jeden Explosionsort noch einmal gründlich abgesucht. Es gibt nicht den geringsten Beweis für deine Behauptung. Weder seltsame elektronische Bauteile, noch ein Hinweis auf Geheimverstecke oder irgendwas Sonderbares in dieser Art."

Betroffen ließ ich meinen Blick sinken und biss auf meiner Unterlippe herum. Was hatte ich auch erwartetet? Die Explosionsorte waren bereits mit Sicherheit zuvor genau abgesucht worden und man hatte nichts gefunden. Außerdem war es vollkommen unbekannt wie ein Beweis für meine Behauptung überhaupt aussah. Bis jetzt war schließlich nicht bekannt, was genau die Kräfte eines Flammengeborenen beeinflussen konnte. Ein Beweis konnte im Grunde genommen aussehen wie ein Stein oder ein X-Pad. Absolut niemand würde dahinter kommen, dass man mit diesem Gegenstand das Feuer eines Flammengeborenen außer Kontrolle gebracht wurde.

„Ihr habt wirklich absolut nichts Verdächtigtes gefunden?", hakte Samuel noch einmal nach. Es wunderte mich, dass er dies tat.

Der Angesprochene fuhr mit seinen gewaltigen Händen durch seine kurzen Haare. War sein Gesichtsausdruck eben eine Mischung aus grimmiger Einsicht und ein klein wenig verletzter Stolz? Doch tatsächlich griff er nach ein paar weiteren Momenten zögerlich in seine hintere Hosentasche und holte ein dursichtiges Tütchen hervor. Er schmiss es Samuel zu und dieser fing es geschickt auf. Neugierig hielt er die transparente Verpackung mit zwei Fingern gegen das Licht, um den Inhalt genauer zu mustern. Von meinem Platz aus, konnte ich absolut nichts im Inneren des Tütchens erkennen. Es musste sich also um einen wirklich winzigen Gegenstand handeln.

„Eine Schuppe eines Leviathans?", fragte Samuel nach einigen Momenten erstaunt nach.

„Eine Schuppe eines Leviathans?", fragte Samuel nach einigen Momenten erstaunt nach

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Entflammt ✔️Where stories live. Discover now