Der Groschen fällt - 2

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Plötzlich fiel der Groschen selbst in meinem müden, vernebelten und stark angetrunkenen Gehirn

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Plötzlich fiel der Groschen selbst in meinem müden, vernebelten und stark angetrunkenen Gehirn. Samuel hatte das Ganze inszeniert, um mich zu einem Streit zu ködern. Hätten wir uns nur über eine Belanglosigkeit wie das Wetter gestritten, hätte mir wohl niemand so schnell geglaubt. Das Drama, das wir allerdings da geboten hatten mit samt Schreien, vielen Tränen und sogar Flammen, war ein ganz anderes Level und scheinbar hatte es sehr gut funktioniert. Ein bisschen zu gut meiner Meinung nach. Stöhnend rieb ich mir meine Schläfen.

„Alles in Ordnung?", fragte Amy besorgt.

„Ich muss los", brachte ich seufzend hervor und für einen Moment starrten mich meine beiden Mitverschwörer verwirrt an, dann begann Jo zu grinsen und Amy verdrehte die Augen.

„Du denkst, er hat den Streit provoziert?", fragte Jo und Amy rief empört aus: „Aber du wirst jetzt doch nicht einfach zu ihm zurückgekrochen kommen, oder? Hör zu, du kannst in meiner Wohnung übernachten. Sie liegt nur zwei Stockwerke tiefer!"

„Es tut mir wirklich leid und nimmt mir das bitte jetzt nicht übel, aber..." Ich wollte abbrechen, als mir bewusst wurde, dass ich im Moment vielleicht kurz davor war etwas zu viel zu verraten, doch dann zuckte ich innerlich bloß mit den Achseln und setzte fort: „Wir kamen eigentlich hierher um Informationen zu den Explosionen zu sammeln."

„Ihr wolltet uns ausspionieren?", frage Amy entsetzt, doch ihre Augen leuchteten schelmisch.

„Nicht ausspionieren, eher unsere guten Quellen und unseren Hang zum Tratsch nutzen", vermutete Jo.

Ich nickte ihm zu und erklärte: „Eigentlich sollte das Ganze nicht so ablaufen, aber ich vermute Samuel hat ein bisschen improvisiert, damit ihr mir vertraut."

„Dieser verdammte Mistkerl!", schrie Amy wütend.

„Wie gesagt, es tut mir wirklich leid", begann ich, doch Amy schüttelte den Kopf: „Du hast nicht schuld daran, Süße. Aber lass ihn zumindest noch ein bisschen zappeln."

Plötzlich fühlte ich mich hundeelend. „Ich habe gesagt, dass ich mich in ihn verliebt habe", brachte ich stockend hervor und erstarrte über meine eigne Dummheit. Wie hatte ich das in einem Moment des Zorns sagen können? Ich war mir noch nicht einmal über meine eignen Gefühle ganz sicher. Das ist eine Lüge, erinnerte mich ein kleiner Teil meines Verstandes. Es war mir sehr wohl die ganze Zeit bewusst gewesen, doch ich hatte es geflissentlich ignoriert. Verzweifelt legte ich meinen Kopf auf den Tresen ab. „Hätte ich das nicht bei irgendeiner besonderen Gelegenheiten sagen sollen?", murmelte ich erschöpft und schlug mehrmals mit meinem Kopf sanft auf die harte Platte.

„Vielleicht, wenn es das erste Mal gewesen wäre, aber...", setzte Amy an, stoppte jedoch als sie meinen verzweifelten Blick mitbekam. „Oh", hauchte sie, als sie begriff. „Du hast ihm nie deine Gefühle gestanden? Das war wirklich das erste Mal?"

Ich nickte und fühlte mich noch schlechter. Gab es nicht irgendwo ein Loch im Boden, in dem ich versinken konnte? Ich schaute mich um, doch ich fand leider kein Versteck. Seufzend hob ich meinen Kopf an und blickte zum Glas. Wieso auch nicht? Ich trank einen weiteren gewaltigen Zug, sodass von dem großen Getränk nur noch ein Drittel übrig blieb.

„Lass den Kopf nicht hängen", munterte mich Jo auf. „Ich bin sicher das Ganze regelt sich. Geh nach oben und sprich mit ihm. Er wartete sicher schon auf dich."

Amy stimmte ihm zu, allerdings fügte sie rasch noch an: „Solltest du jemanden brauchen mit dem du einen Trinken kannst, frag hier nach mir und ich werde dir zur Rettung eilen. Wenn du allerdings wieder an Liebeskummer erstickst, schuldest du mir einen Drink."

Jo verdrehte die Augen und unterbrach sie, bevor sie meine Situation noch weiter verschlimmerte: „Sie meint es nicht so. Es wird sicherlich alles glatt laufen. Also mach dich auf den Weg."

Ich nickte und steckte die schwarze Eintrittskarte in meine Jackentasche. Dann nahm ich das Glas und stürzte den restlichen Inhalt hinunter. Die Unterstützung des benebelnden Alkohols konnte ich nun wirklich vertragen, wenn ich mich gleich Samuel stellen musste. Danach verabschiedete ich mich: „Es war schön euch kennen zu lernen." Tatsächlich empfand ich wirklich so. Amy zog mich noch rasch in eine feste Umarmung. Auch sie roch nach Alkohol und hatte scheinbar bereits zuvor einiges getrunken. Jo reichte mir seine Hand und wünscht mir mit einem Augenzwinkern viel Glück.

Ich stand auf und sofort begann der Raum um mich zu schwanken. Eine leichte Übelkeit stieg in mir auf. Bis jetzt hatte ich noch nie so viel Alkohol intus gehabt. Mit unsicheren Schritten torkelte ich zur Tür. Fast wäre ich hingefallen, doch ich konnte mich gerade so noch rechtzeitig fangen. Mein durch den Alkohol benebelter Gleichgewichtssinn war wirklich nicht der Beste, aber nach ein paar Minuten gewöhnte ich mich an meine neue langsame Wahrnehmung. Ich nahm die Treppen, um etwas mehr Zeit zu haben, bevor ich Samuel entgegen trat, trotzdem war ich viel zu schnell im Erdgeschoss. Wiederwillig wartete ich ein paar Sekunden, bevor ich die Türe schließlich doch aufstieß. Was sollte ich tun, wenn Samuel doch nicht auf mich wartete?

Die Sorge war unbegründet. Vor der Tür stand mein dummer, idiotischer, feuriger Blumenkohl und blickte mich mit besorgten Augen an. „Ist alles in Ordnung?", fragte er mit himmlisch freundlicher Stimme. War er ein Engel oder vielleicht doch eher ein verführerischer Teufel? Irgendwie hatte ich den Unterschied zwischen den zwei Dingen vergessen.

„Alles bestens", stieß ich mit einem tiefen Atemzug hervor.

Samuel rümpfte sein süßes Schnuckiputznässchen und stellte mit erstaunter Stimme fest: „Du hast einiges an Alkohol getrunken."

„Mehr als genug um dir jetzt gegenüber zu stehen, Schätzchen", erwiderte ich mit einem breiten betrunkenen Grinsen.

„Ist dir übel?", fragte er vorsichtig nach und ich lachte leicht verrückt klingend auf.

„Ooooh, mir ging es noch nie besser!" Das war eine glatte Lüge. Meine Umgebung schwankte immer noch leicht und etwas übel war mir tatsächlich, aber das war doch nebensächlich. „Ich habe so viel gehört! Ich muss dir unbedingt alles erzählen!" Auch das entsprach nicht wirklich der Wahrheit, doch ich taufte meine kleine Flunkerei liebevoll geniales Ablenkungsmanöver nummero zwei. Nummero eins war bereits gescheitert, weil ich Samuel einfach nicht offenbaren konnte, dass ich ihn wirklich liebte. Nummero drei war mein letzter Ausweg. Ich würde mich einfach auf ihn schmeißen und ihn so stürmisch wie möglich küssen. Es war hier vielleicht nicht das beste Ambiente für eine kleine romantische Szene, doch lieber wollte ich von einer blinden Leiche beim knutschen und herum machen beobachtet werden, als mich meinen eigenen Gefühlen zu stellen.

„Wir sollten nach Hause gehen. Aidan hat mich vorhin kontaktiert und sprach von einem Notfall. Auf den Weg zum Anwesen kannst du mir alles erzählen, was passiert ist", bestimmte Samuel und ich nickte sofort begeistert. Alle Ausreden waren mir recht, solange ich nicht von Liebe sprechen musste. Ich würde die Geschichte einfach ein bisschen ausschmücken und schon wären wir beim Anwesen.

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Entflammt ✔️Where stories live. Discover now