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10. Mai, Donnerstag

"Hey, Wright. Aufwachen. Du hast lange genug geschlafen." Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ich murrte.

"Aufwachen. Sonst muss ich zu anderen Möglichkeiten greifen." Ich erkannte Ashton's tiefe und belustigte Stimme. Ich schlug meine Augen auf und setzte mich ruckartig auf. Alles drehte sich und ich hielt mir stöhnend den Kopf.

"Langsam. Zwei Tage durchschlafen fährt deinen Kreislauf sehr runter", ertönte wieder Ashton's Stimme. Ich gähnte.

"Halt den Mund", meinte ich dann und blinzelte. Das Erste was ich sah war, dass ich in einem kleinen Raum auf einem harten Bett lag. Das Zweite das mir auffiel waren die gerufenen Beleidigungen wie 'Arschloch' und 'Mistkerl' die ein paar Räume weiter kommen zu schienen. Ich sah Ashton an.

"Wo sind wir?", fragte ich und Ashton zuckte mit den Schultern. Ich blickte ihn mit meinem 'Dein Ernst'-Blick an und seine Mundwinkel zuckten.

"Wir sind in keinem Hotel. In einem meiner Verstecke, weshalb ich es dir nicht sagen kann. Mit zwei gefesselten Typen und einer ohnmächtigen Frau hätte ich nicht einfach einchecken können." Mir entkam ein Glucksen. Bevor ich jedoch genau hinhörte und erkannte, dass Jason Ashton dauernd beschimpfte. Meine Augen wurden groß.

"Jason und Cole?", fragte ich und Ashton nickte mit einem etwas genervten Blick. Ich blinzelte, bevor ich die Decke zurückschlug und aufstehen wollte. Ashton stand auf, da er vorher vor mir gehockt war, und hielt mich davon ab.

"Bleib...noch kurz liegen", kam es von ihm. Ich musterte ihn skeptisch, dann seine Hand, die auf meiner Schulter lag. Er zog sie zurück und ich blickte ihm wieder ins Gesicht, das meinem etwas nahe war. "Warum?"

"Zoe, mit einem von denen hast du geschlafen während du mit dem anderen in einer Beziehung warst", schien er mir eintrichtern zu wollen. Ich biss mir auf die Unterlippe und sah auf meinen Schoß. "Was hat das damit zu tun dass sie jetzt hier sind?"

"Du kannst mir glauben dass beide nicht sonderlich erfreut wären, zu hören, dass ich nicht der böse, dich folternde Entführer bin, von dem sie glauben dass es so ist. Dass du mich sogar leiden kannst."

"Ich kann dich gar nicht leiden", erwiderte ich genervt und sah Ashton wieder an. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt, weshalb ich das leichte Schmunzeln gut sah, das seine Lippen umspielte.

"Natürlich nicht", kam es von ihm und ich schluckte. Ich blickte wieder in seine dunklen Augen und erinnerte mich daran, was für eine Angst mir sein Blick vor zwei Wochen noch gemacht hatte. Jetzt fand ich es nur noch faszinierend.

Und da fiel mir auf, dass ich ihm vertraute. Etwas, das wirklich ein No Go bei einer Entführung eines möglichen Schmetterlings war.

Verzweiflung wegen meiner Dummheit überkam mich und ich befeuchtete meine Lippen, bevor ich den sowieso schon viel zu langen Blickkontakt unterbrach. Ashton räusperte sich und entfernte sich wieder etwas von mir.

"Mich wundert es wirklich dass du die beiden...nur gefesselt hast", meinte ich und stand auf, ging auf die Tür zu. Ich öffnete sie und sah mich im dunklen Gang um, der viel zu sehr an einen Horror Film erinnerte.

"Zoe, warte." Ashton legte seine Hand auf meine Schulter und drehte mich um. Ich blickte ihn fragend an.

"Was auch immer du machst, sag ja nicht irgendwas über unser...die Art eben, wie ich mit dir umgehe. Ich muss der Böse bleiben", flüsterte er mit einer Dringlichkeit, die mich ihn verwirrt anblicken ließ.

"Warum? Sollte ich sie nicht beruhigen? Ich meine, dafür dass du mich entführt hast bist du wirklich ein Schatz", erwiderte ich genauso leise und grinste leicht. Ashton schüttelte den Kopf.

Zoe - AbductionWhere stories live. Discover now