Kapitel 42

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"Ja, sie wird es schaffen."
Worte, die Franco zum durchdrehen glücklich gemacht haben, als sie vor zwei Wochen Jannik Pfeils Mund verließen.
Für mich wird es ebenfalls langsam an der Zeit, zurück in meinen Körper zu gelangen.
Es ist härter als man denkt als Geist. Man hat einfach niemanden.
Und sich selbst zuzusehen, wie man von tag zu tag dahinsiecht ist auch nicht gerade schön. Meine Hände sind aufgequollen, meine Lippen rissig, die Haare struppig und fettig.
Zugegeben habe ich etwas Angst vor den aufwachen. Bei den Verletzungen werde ich Schmerzen haben.
Und ein neues Leben mit nur einen Fuß wird für mich zwangsläufig beginnen.
Unzwar genau jetzt.

Mit zitternden knien folge ich den Arzt und den Pflegern.
Mein lieber Franco soll fürs erste noch draußen bleiben. Falls etwas passiert, hat Jannik gesagt.
Nervös stelle ich mich am daß Kopfende des Bettes.
Als erstes werden einige Infusionen abgehängt, jedoch durch andere ersetzt.
Noch ist alles normal. Ich bin noch nicht wieder zurück.
"So. Jetzt holen wir sie mal wieder zu uns.", kündigt Jannik an.
Mein Herz schlägt schneller.
"Ohr Puls geht hoch!", warnt ein Pfleger.
Okay, so langsam habe ich anscheinend doch wieder Einfluss auf meinen Körper.
"Alles  noch im normalbereich."
Einen kleinen Würgelaut kann ich mir nicht vernehmen, als er mir den Schlauch aus der Lunge zieht.
"Selbstständige Atmung. Sie wäre jetzt für den Cocktail bereit."
Innerlich zieht sich alles in mir zusammen.
Eine ziemlich große spritze wird gereicht, die in meine Vene entleert wird.
"Jetzt heißt es warten."
Warten. Nicht schon wieder (oder noch immer?).
Seufzend setze ich mich auf die bettkante.
Gleich wird alles gut. Gleich bin ich wach.
Die Minuten ziehen sich. Es passiert einfach nichts. Entnervt stoße ich mich von der kante ab.
Ungeduldig Laufe ich den Raum rauf und runter.
Ich bleibe stehen.
Ich weiß nicht warum.
Irgendwas ist anders. Wache ich auf?
Es ist alles so surreal. Wie ich meine Finger bewege. Wie ich die Welt sehe. Alles einfach nicht echt.
Erstaunt betaste ich mein Gesicht.
Auf einmal fährt ein Ruck durch meinen Körper, als hätte mich jemand geschubst, und dann ist es soweit.
Ich bin wieder da.

Schmerzen? Nein. Die habe ich nicht. Sie müssen mir eine Menge Schmerzmittel gegeben haben, damit ich keine habe.
Mein Rachen fühlt sich ekelhaft schleimig an, generell fühlt sich alles seltsam an. So echt.
"Hallo Hope. Willkommen zurück.", ertönt Janniks Stimme sanft vom fußende des Bettes.
Als Antwort kommt ein Röcheln aus meinem Mund. Meine stimme ist vollkommen ausgetrocknet.
Der meiste Gips ist verschwunden, sodass ich mich einigermaßen bewegen kann.
Geduldig halte ich jede Untersuchung durch, jeden Schmerz nehme ich hin.
Denn ich weiß, dass dort vor der Tür ein Mensch sitzt, den ich liebe.
Er wartet nur auf das ok von den Arzt, dann kommt er zu mir.
Meine Fantasie malt schon jede mögliche Reaktion von Franco aus, wenn er mich sieht. Wach.
Er würde sich freuen, das steht außer Frage. Aber wird er enttäuscht sein? Wird er wütend sein? Er hätte jedes recht dazu.
Es klopft leise an der Tür.
Jannik antwortet für mich mit einen beiläufigen: "Herein!"
Die Tür öffnet sich nahezu geräuschlos.
Gegen das Licht kann ich die Umrisse eines kleinen Mannes ausmachen, der die Hände hinter den kopf zusammengeschlagen hat.
Franco.
Und er weint und grinst gleichzeitig.
Ich liebe dich.

Freiheit   (Auf streife die Spezialisten)Where stories live. Discover now