Kapitel 8

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Das Hemd ist sehr groß und weit, aber auch sauber und bequem. Meine Unterwäsche behalte ich an, die Überreste meiner zerschlissenen Kleidung lasse ich achtlos auf den Boden liegen.
Es klopft an der Tür. "Bist du fertig?" , ruft eine Frau ins zimmer. "Ja!", antworte ich. Die Tür öffnet sich und eine richtige Menschenmenge strömt herein. Oliver und Franco, die beiden Polizisten, einer mit verbundener Hand, Frederik Seehauser und Lee, die Frau von Jugendamt, noch ein Arzt, den ich noch nicht kenne und zwei Frauen in blauer Kleidung. Etwas überfordert mit der Anwesenheit von zehn Personen, weiche ich etwas zurück. Flehend sehe ich zu Oliver und Franco. "Ich glaube, es ist gerade ein bisschen viel für sie.", bemerkt Oliver. Zustimmendes Gemurmel geht durch die Reihen. "Dann würde ich vorschlagen, dass ich sie jetzt erstmal mit zur Untersuchung nehme, dann bin ich weg.", schlägt Lee vor. Alle, einschließlich ich, nicken. Lee öffnet die Tür und bedeutet mir, ihn zu folgen. Brav watschel ich hinter ihn her, auch die beiden Frauen in blau gehen mit. Ich werde in ein Zimmer geführt, das so ähnlich aussieht wie der schockraum. "Leg dich bitte auf die liege." Wie geheißen lasse ich mich nieder und betrachte die kahle Decke. "Beginnen wir. Ich hab da noch ein paar Fragen." Warum fragen die immer so viel? "Hast du einen Impfpass?"
"Nein."
"Das heißt, du wurdest noch nie geimpft."
"Richtig."
"Dann müssten wir dich wegen deiner Verletzungen wenigsten gegen Tetanus impfen. Das mit den Erziehungsberechtigten hat sich ja geklärt."
Also wissen sie Bescheid. Ich weiß nicht, ob ich das gut oder schlecht finden soll. "Schwester Linda, könntest du bitte die Impfung vorbereiten?" Überrascht blicke ich von den einen zum anderen. Sie sehen sich überhaupt nicht ähnlich, nie im leben hätte ich die beiden für Geschwister gehalten. "Klar." Linda verlässt kurz den Raum, kehrt dann mit einer schale zurück. Neugierig betrachte das, was draufliegt. Ein kleines Tuch, ein Fläschchen und eine spritze. Lee nimmt das Tuch und befeuchtet es mit den Inhalt der Flasche. Er hält einen Moment lang inne. "Darf ich?" Ich nicke, woraufhin er mir über die armbeuge streicht. Das zeug stinkt widerlich. Da greift Lee die sprizte und ich begreife, was er vorhat. Ich springe auf, die liege verrutscht lautstark, reiße die Tür auf, und renne aus den Raum.

Hals über Kopf haste ich durch die gänge, um den Aufzug ausfindig zu machen. Irgendwie gelange ich in ein Treppenhaus. Mein Oberschenkel protestiert jetzt schon gegen jede Bewegung. Nach Einen Fluchtweg suchend sehe ich mich um. Neben mir befinden sich Toiletten. Aber nur für Männer. Die für die Frauen sind ein Stockwerk tiefer. Ich beiße mir auf die Unterlippe und hüpfe hinein. Zum Glück ist sie leer. Hastig betrete ich eine Kabine und schließe hinter mir zu. Gerade noch rechtzeitig. Die Tür wird erneut geöffnet und ich höre , wie jemand das Klo betritt. Es ertönt ein plätschern gefolgt von den Geräusch der sich schließenden Tür. Kein händewaschen. Widerlich.

Lange kauere ich on der Kabine. Mein Magen knurrt und meine Kehle fühlt sich trocken an. Doch immer, wenn ich schnell aus den Wasserhahn trinken will, betritt jemand das Klo. Am Rande der Verzweiflung denke ich schon daran aus der Toilette zu trinken, als jemand gegen die Tür hämmert. "Beeil dich, Mann! Ich muss auch mal." Verdammt. Ich kenne diesen jemand. Franco. Verdammt, verdammt, verdammt! Ich komm hier nicht raus. Keine Fenster, keine Möglichkeit mit meinen Bein schnell in die benachbarte Kabine zu klettern und eine abgeschlossene Tür, hinter der Franco wartet.
Ich bin gefangen.

Freiheit   (Auf streife die Spezialisten)Where stories live. Discover now