Kapitel 21

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10 km. Mit Krücken dauert es doch ein bisschen länger als gedacht. Aber ich kann schon ganz in meiner Nähe eine größere Ansammlung Häuser ausmachen. Bald bin ich wieder in Köln. Und dann... Ja. Und dann? Köln ist groß und gut bewohnt. Nach 2 einzelnen Menschen suchen? Beinahe unmöglich. Ich würde Wochen, wenn nicht sogar Monate brauchen, um Franco oder Olli zu finden. Und die zeit habe ich nicht. Ich bin einfach zu schwach. Jetzt muss ich durchhalten. Auf den beinen bleiben. Die Hoffnung niemals verlieren. Es wird einen weg geben. Vielleicht werden sie mich finden. Und hoffentlich ist es dann noch nicht zu spät.

Ratlos sehe ich mich um. Von Köln habe ich nie Viel gesehen. Nur die Klinik am südring und den Park. Deshalb habe ich keinen blassen Schimmer, wo ich bin. Da Ist auf jeden Fall eine Kirche. Eine sehr große Kirche. Anscheinend ist sie sehr interessant, zumindest stehen viele Leute davor. Die machen sogar Fotos. Mehr oder weniger geschickt bahne ich mich durch die Menge. Kein Olli. Kein Franco. Niedergeschlagen gehe ich weiter. Wohin weiß ich nicht.
Bald komme ich in eine etwas ruhigere Gegend. Hier laufen weniger Menschen rum. Es ist alles friedlich hier. An einer Bank mache ich halt. Schlaf. Es ist zwar erst später Nachmittag, aber die Müdigkeit zehrt trotzdem an meinen Körper. Ich trinke einen Schluck aus meiner letzten Wasserflasche und lege mich dann hin. Bänke sind bequemer, als man vielleicht vermutet. Nach wenigen augenblicken schlafe ich schon tief und fest.
"Junge Dame! Können Sie mich hören?" Mein Gehirn will die Stimme ignorieren und weiterschlafen, doch als man an meiner Schulter rüttelt, bin ich dann doch schnell auf den beinen. Autsch! Jetzt weißich wieder, warum ich mein knie nicht belasten soll. "Hallo? Alles gut?" Polizei. Wieder zwei Polizisten. Ich kenne sie nicht. "Ja. Alles gut." Schnell setze ich mein bestes fake-lächeln auf. Unbeeindruckt fährt der Polizist fort. "Sagen Sie mal, warum schlafen sie denn auf einer Bank?"
"Na ja... Ich war halt müde."
"Können Sie nicht nach hause gehen?"
Warum können die nicht einfach gehen?
"Wie heißen sie denn, und wie alt sind Sie?"
Wenn ich denen meinen Namen sage, könnten sie mich dann identifizieren? Muss ich dann ins Heim?
Mit zusammengekniffenen Lippen schüttel ich den Kopf. "Magst du uns nicht sagen wie du heißt?" Fragte mich die andere. Es ist eine Frau. Ich bleibe stumm. "Hörer mal, wenn du uns nicht sagst, wer du bist, müssen wir dich mit auf die wache nehmen."
Mir doch recht. Meinen Namen sage ich ganz bestimmt nicht. Ich geh nicht noch einmal in ein Heim. Die können mich doch nicht zwingen, meinen Namen preiszugeben.
"Arne?!"
"Was gibt's?"
"Wir nehmen Sie mit auf die wache."
Er nickt kurz und bringt mich in einen Wagen. Die Frau setzt sich mir gegenüber, der Mann fährt.
Ich mag die beiden. Sie haben eine Laune, die kann man denen nicht verderben, auch wenn ich alles andere als gesprächig bin. Peggy Hermann reicht mir meine Krücken und führt mich ins Gebäude. Ich meinerseits staune nicht schlecht. Es herrscht ein emsiges hin und her. Überall sind Räume und Tische mit dicken Akten. Peggy bringt mich in einen etwas kleineren Raum und setzt sich mir gegenüber. "Ganz sicher, dass du uns nicht sagen willst, wie du heißt?" Ich schüttel wieder nur den Kopf. Sie setzt zu einer erwiederung an, wird aber durch ein klopfen unterbrochen. Entschuldigend sieht sie mich an. "Herein!" Und herein kommt ein nur allzu bekanntes Gesicht. "Ähm, Peggy, ich wollte dich noch einmal kurz sprechen wegen..." Er stoppt. Und an mich gerichtet fährt er fort: "Warte. Wir kennen uns doch. Was machst du denn hier?"
Richter heißt er. Paul Richter.

Freiheit   (Auf streife die Spezialisten)Where stories live. Discover now