Kapitel 31

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"Gut. Wir fangen mit Henrrí Noisette an. Der hockt uns nämlich auf der wache und schreit Alles zusammen. Erzähl uns mal etwas über ihn.", fordert sindera mich auf.
"Er ist böse. Drei Regeln. Wer sich nicht daran hält, wird bestraft. Wir mussten für ihn Drogen dealen. Es gab genug essen und trinken, aber wir waren vollkommen von der Außenwelt abgekapselt."
Beide schrieben eifrig mit. "Was waren das denn für Regeln?", fragen sie nach.
"Sei pünktlich. Gehorche. Bleib auf den Gelände. Arbeite.", wiederhole ich die Worte, die mir so lange eingebleut wurden. "Und was ist passiert, wenn ihr euch nicht daran gehalten habt? Worin bestand diese Bestrafung?" Ich zucke mit den Achseln. "Unterschiedlich. Manchmal nur lästige Aufgaben wie Küche putzen oder Klo entstopfen, aber auch... Schläge und Tritte. Und eben auch Kratzer." Wehmütig sehe ich zu den arm, der in eine dicke binde gebunden ist, hinab. Nicht genug verkauft, hat er gesagt. Er war schlecht drauf und hatte schon etwas viel intus.
"Und daher...?" , bedeutungsvoll deutet Stephan auf den Arm. "Ja.", bestätige ich. "Bestrafung."
"Warum bist du abgehauen? Wurde es dir zu viel, oder gab es noch mehr?" Wehmütig lächel ich. Die beiden stellen immer die richtigen Fragen. "Er hat mir ein besseres leben Angeboten. Unter einer Bedingung. Ich soll seine "geliebte" werden. Darauf bin ich etwas in rage geraten und wurde vor die Tür gesetzt. Dann bin ich nach Köln gelaufen."
"Und jetzt bist du hier.", schließt Stephan an.
"Ja. Umd jetzt bin ich hier."
Einige Momente schaut Stephan gedankenverloren auf den Boden. Schließlich erhebt er sich. "Na Gut. Das sollte fürs erste mal genügen. Morgen kommen wir noch mal vorbei. Bis dann..."
Zum Abschied schüttel ich ihn noch mal die Hand. Auch Andrès Pranke ergreifen ich diesmal. "Bis morgen." Als die beiden den Raum verlassen, drängt sich eine kleine Gestalt am ihnen vorbei. Sie trägt einen weißen Kittel. Sie kommt mir bekannt vor. In meinen Kopf fängt es an zu rattern. Er ist auf jeden Fall ein Arzt. Vermutlich kenne ich ihn von meinen letzten Aufenthalt. Angestrengt lege ich meine Stirn in falten. Stimmt, der kleine Arzt aus der Notaufnahme, den ich später aus den zimmer geflüchtet bin. Lee. Lee Pham.
Er steht lächelnd vor mir. "Hallo, Hope. Ich hab mitbekommen, dass du hier bist. Wie geht es dir?" Ein aufrichtiges lächeln ziert sein Gesicht. Seine gute Laune überträgt sich auch auf mich. "Den Umständen entsprechend."
"Frederik hat uns schon aufgeklärt. Tut mir echt leid. Aber trotzdem freuen ich mich dich wiederzusehen. Eigentlichen wollte ich dich besuchen aber...", bedauernd schüttelt er mit den kopf. "Der Leiter hat es nicht erlaubt." Mein Herz macht einen Sprung. Das ist so unfassbar lieb von ihn. Er wollte mich besuchen! "Gerade setze ich zu einer erwiederung an, als eine gesetzten Schwester ins zimmer stürzt.
"Lee! Wir brauchen dich im Behandlungsraum. Ein Notfall!" Sofort springt Lee auf. "Ich komm später noch einmal. Bis dann!" Und fort ist er. Wieder alleine. Im Krankenhaus.
In meinen Kopf schwirrt eine Melodie herum. Ein Hirngespinst, ein Schatten einer verdrängten Erinnerung. Ein Kinderlieder, das mir Mama immer vor gesungen hatten, wenn es ihr schlecht ging, wenn sie sehr traurig war. Leise fange ich an zu singen.
"Alles vorbei,
Tom Dooley,
noch vor den Morgenrot,
ist es geschehn',
Tom Dooley,
morgen da bist du
Tod."

Freiheit   (Auf streife die Spezialisten)Where stories live. Discover now