Kapitel 14

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Ein kleines Lächeln zeigt sich auf Francos Gesicht. "Du hast einen Namen."
"Ja." Langsam macht sich die Erkenntnis in mir breit. Ich habe einen namen. Ich bin eine Person. "Ich hab einen namen." , stelle ich nun fest. "Ich habe einen Namen!".
Eine unglaubliche Euphorie übermannt mich. Aus den nichts fange ich an zu lachen. In den Moment bin ich zum ersten mal seit langen wirklich glücklich. Es ist einfach so wundervoll, zu wissen, dass man ein jemand ist.
Auch wenn ich mich momentan in einen Krankenhaus befinde und knapp den tod entronnen bin, fühle ich mich wundervoll.
Auch Franco lächelt. "Es ist schön, dich lachen zu sehen."
"Es ist schön seit langen mal wieder zu lachen!", erwidere ich.
"Störe ich euch?", fragt Lee, der seinen Kopf gerade zur Tür reinsteckt.
"Nein, im gegenteil! Stell dir vor, ich habe einen namen!"
"Ja, das freut mich. Und dich anscheinend auch."
"Ja, und wie!"
Lee schnappt sich einen Hocker und setzt sich neben mich. "Dann würde ich dich noch mal kurz untersuchen."
Immer noch lächelnd setze ich mich vorsichtig auf. Auf einen Schlag schwankt die Welt Wie ein Schiff beim hohen Seegang. Ich falle zurück auf Bett. "Alles gut?", fragt mich Lee. "Mir war eben etwas schwindelig", gebe ich zu.
"Keine Sorge, dass ist vollkommen normal. Du bist gerade erst aufgewacht, seit du neun Tage im koma lagst."
"Neun Tage. Eine lange Zeit...", seufze ich.
"Kannst du mir bitte deinen Namen verraten? Wir wollen dich nicht mit dieser Nummer ansprechen."
"Hope."
"Alles klar, Hope. Woher weißt du jetzt diesen Namen? Hast du ihn dir ausgedacht? Oder erinnerst du dich wieder?"
"Während ich geschlafen habe, habe ich von... von Mama geträumt. Sie... Sie hat mir meinen Namen gegeben."
"Interessant. Es wurden schon ähnliche Fälle verzeichnet, wenn sie auch eine echte Seltenheit sind."
"Was ist eigentlich passiert? Was hat mir der Arzt, falls es überhaupt ein Arzt war, gegeben?"
"Beta Blocker. Ziemlich viel Beta Blocker. Wir wissen aber noch nicht, wer genau dieser Arzt war."
"Wann bin ich wieder gesund?"
"Das schaue ich jetzt nach. Deine blutwerte...", der Arzt schaut kurz auf sein tablet, "sind soweit in Ordnung. Ich würde jetzt gerne deine Lunge abhören. Dafür muss ich dieses Teil", er deutet auf ein Ding, das er um den Hals trägt, "auf deinen Rücken pressen und hören."
"Tut das weh?", frage ich leicht ängstlich.
"Nein. Es ist höchstens ein bisschen kalt. Aber ich müsste dafür unter dein Hemd..."
"Wie unter mein Hemd?! Also auf meine Haut direkt..."
"Ja. Wir wurden durch das rettungsteam schon von deiner... unglücklichen Vergangenheit unterrichte. Es tut mir auch wirklich leid, weil es dir unangenehm ist, aber es muss jetzt halt einfach mal kurz sein..."
"Du schaffst das schon. Ich bin ja da.", ermutigt mich Franco und nimmt wieder meine Hand.
"Ja. Ich schaff das.", erwidere ich, obwohl ich zugeben muss, dass ich mich zuversichtlicher anhöre als ich mich tatsächlich fühle.
"Gut, dann setzen wir dich noch mal kurz auf..."
Lee stellt die liege etwas höher. "Jetzt Bitte etwas nach vorne neigen..." Ich tue wie mir genhießen. "Achtung, jetzt wird es etwas kalt..."
Als ich das kalte Metall auf meiner blanken Haut fühle, verkrampfen ich mich automatisch. Auch das Gerät neben mir pipst etwas schneller. "Tief ein und aus atmen. Ein und aus!" Der Arzt nimmt endlich das abhör Ding von mir weg.
"Alles gut bei dir?", fragt Franco nach.
"Jaja. Passt schon."
"Hast du super gemacht", ermuntert mich Lee. "Ist auch alles unauffällig. In drei, vier Tagen bist du weg aus der Intensiv. Danach musst du allerdings noch etwas auf Station bleiben."
"Vielen Dank!", bedanke ich mich.
"Nichts zu danken. Also dann... Bis bald.", er hebt zum Abschied kurz die Hand, dann ist er verschwunden.
"Und was ist danach?", richte ich mich nun an Franco.
"Wie danach?"
"Na ja... Wenn ich weg aus der Station bin. Was dann?"
"Das ist schwierig zu erklären. Ähm... Vielleicht sollte dir das die Dame von Jugendamt mal erklären.", weicht er mir aus. Ich lasse seine hand los. "Franco, bitte sag mir einfach, was dann passiert."
"Na... Wie gesagt, ich weiß nicht was du davon halten wirst ähm..."
"Franco.", unterbreche ich ihn. "Sag!"
Er senkt den kopf. "Du musst ins Heim für psychisch kranke Menschen. Es tut mir leid. Ich wünschte, es wäre anders."


Freiheit   (Auf streife die Spezialisten)Where stories live. Discover now