Kapitel 15

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"Willkommen in deinen eigenen reich!"
Mit diesen Worten öffnet Linda schwungvoll die Tür und schiebt mich hinein. Auf meinen Schoß ruht eine kleine Tasche, gefüllt mit Kleidung, die mir zur Verfügung gestellt wird.
Der Raum ist etwas größer als die Intensivstation, aber bedeutend heller.
Ich werde zu einen Bett gerollt, was mitten im zimmer steht.
"So. Hier rechts befindet sich das Bad. Aber wenn du musst, bitte einer Schwester Bescheid geben, du darfst noch nicht laufen."
Zur Bestätigung nicke ich kurz. Mühselig hieve ich mich auf die weiche Matratze.
"Ich kann dir auch gerne helfen, wenn du willst...", bietet mir Linda an. Energisch schüttel ich den Kopf. Auf Berührung reagiere ich noch immer panisch. Die Untersuchungen sind für mich eine psychische Qual. Lediglich die Hand von Franco kann ich halten, ohne zurück zu zucken, manchmal ist es sogar echt schön zu wissen, dass jemand da ist. 
Ich schaue aus den Fenster. Unter mir befindet sich eine ausgedehnte Grünfläche und etliche kiselwege. "Darf ich raus?"Ich frage ich hoffnungsvoll.
"Klar. Aber jetzt solltest du dich erstmal ein wenig ausruhen. Die Polizei und das Jugendamt kommen heute noch, und da willst du ihnen doch nicht verschlafen rumhocken, oder?"
"Nein, natürlich nicht. Es ist nur so... Dass ich auch bei ihm ständig eingesperrt war. Ich will auch mal raus."
Linda presst die Lippen zusammen und schaut mich verständnisvoll lächelnd an. "Es wäre gelogen zu sagen, dass ich dich verstehe. Ich hab nie das durchgemacht, was du durchgemacht hast und bin ehrlich gesagt sehr froh drüber. Aber wir wollen dich nicht einsperren. Trotzdem Bitte ich dich, noch ein bisschen Bettruhe zu halten."
"Schon gut. Solange ich irgendwann mal raus kann."
"Bestimmt. Vielleicht nimmt Franco dich auch mal mit raus. Du scheinst dich ja super mit ihn zu verstehen."
"Ja."
"Gut. Dann lassen ich dich jetzt mal allein. Und denk dran : Du darfst dein Bein noch nicht belasten."

Langeweile. Quälende Langeweile. Erst habe ich noch geschlafen, bin dann aber auch bald wieder aufgewacht. Seit dem langweile ich mich. Es klopft.
Erfreut rufe ich "Herein!", in der Hoffnung, dass ich baldetwas zu tun habe. Doch als ich sehe, wer da hereinkommt, wäre mir lieber langweilig gewesen.
"Hallöchen! Hanne Büchner, vom Jugendamt, wie du dich vielleicht erinnerst." O ja, und wie ich mich erinnere. Allein schon der Gestank nach billigen Veilchen, die zuvor in Chlor gebadet haben, ist unverkennbar. "Ja. Und Sie erinnern sich bestimmt auch an unser letztes Treffen." Ihr Lächeln wird um einige Grad kälter. "Ja. Ja das tue ich."
"Warum sind Sie hier?"
"Ich will dir dein neues Zuhause zeigen. Ähm... Hope, richtig?"
"Richtig."
"Also, Hope. Worden haben über dich herausgefunden :
Du bist 13 Jahre alt, du hast am 25.06.2004 Geburtstag. Außerdem bist du die Tochter von Hazel und Edward Inters. Hazel Inters verstarb am 14. 09. 2011. Edward Inters sitzt momentan in U-Haft." Sie unterbricht kurz ihren redeschwall. Und ich sitze fassungslos auf den Bett. Es ist komisch, so viel über sich selbst zu erfahren. Das ganze Leben, das ganze Ich , in ein paar mickrigen Worten zusammengefasst. Umd dann noch von so einer widerwärtigen Person.
"So. Und jetzt da du das wesentliche jetzt weißt, können wir fortfahren." Ich merke, dass sie schnell wieder gehen möchte. Gut so. Gut so, denn das will ich auch.
"Hier hast du ein paar Bilderchen von den heim. Schau sie dir in ruhe an. Ich komm später noch einmal wieder." Sie springt förmlich auf und verlässt den Raum. "Leider.", füge ich noch hinzu, natürlich erst, als sie außer Hörweite ist.

Freiheit   (Auf streife die Spezialisten)Where stories live. Discover now