Kapitel 9

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Leise und bewegungslos verharre ich in der Kabine. "Jetzt komm raus, ich weiß, dass du drinnen bist! Ich muss mal!" Er tönt es von draußen. "Ich brechen gleich die Tür auf!" Ängstlich warte ich ab. Warum nimmt er nicht eine andere Toilette? Franco hämmert gegen die Tür. "Aufmachen!", brüllt er und fügt dann etwas besorgter hinzu: "Kannst du mich hören? Alles okay?" Noch immer antworte ich nicht. "Kannst du mich hören?" , tönt es wieder von außen. "Verdammt, ich brech gleich die Tür auf!" Ich schlucke. Kein bisschen bezweifle ich, dass er seine Drohung wahr machen wird. "Nein. Brauchen Sie nicht, mir geht's gut!", rufe ich zurück. Hoffentlich denkt er, dass ich irgendein Mädchen bin, dass sich auf der männertoilette verirrt hat. Aber nichts da. "2-3?! Verdammt, wir haben dich gesucht. Geht es dir gut?" Mist aber auch. "Alles gut. Keine Sorge, kannst wieder gehen." , versuche ich mein Glück. "Du wirst gesucht. Komm, ich bringe dich zurück. Wir müssen dir helfen!" Als ich mich ergeben will und gerade dabei bin, die Tür aufzuschließen, wird mir übel. Ich lasse mich zu Boden plumsen. "2-3? Geht es dir gut? Was ist los?!" Ich spüre eine brennende Flüssigkeit meine Kehle hochrinnen, kurze Zeit später ergießt sie sich schon über den Boden. Dabei glaube ich , etwas rot zu erkennen. Doch die Übelkeit verschwindet nicht, nein, sie wird immer schlimmer. Ein lautes Krachen ertönt hinter mir. Ich muss mich noch nicht einmal umdrehen, um zu wissen, dass Franco die Tür aufgebrochen hat. "Scheiße ", flüstert er. Er zieht mich auf seinen Schoß, ich sacke kraftlos zusammen. "Schön Augen auf lassen!" Wieder muss ich erbrechen. "Nicht gut. Hör mir zu, Kleine. Ich bring dich jetzt ganz fix zu Einen Arzt. Nicht erschrecken!"
Er hebt mich hoch und stößt die Tür auf. Mit mir auf den arm sprintet Franco durch den Korridor. "Hilfe! Ich brauche einen Arzt! Augen auf! "
Am Rande der Ohnmacht bekomme ich noch mit, wie man mich in einen Rollstuhl hebt und irgendwohin schiebt. "Franco, ich bin müde. Darf ich schlafen? " , frage ich ihn erschöpft. Auf meinen Augen lastet Blei. "Nein, Kleines! Schön wach bleiben! Bleib bei mir."
Im Halbschlaf werde ich auf eine auf eine liege befördert. "Franco?!" , röchel ich , "Ich muss...", mehr bringe ich nicht zu Stande, aber er versteht mich. Der Sanitäter hält mir eine schale unter, während ich mich übergebe. "Verdammt, wo bleibt denn der Arzt!", brüllt Franco aufgebracht.
"Franco?"
"Alles gut , Kleines. Ich bin da."
"Gute Nacht."
"Nein, nein, nein! Augen auf!"
"Danke.", hauchen ich mit Einen letzten Seufzer und schließe dann endlich meine Augen. Ich höre noch eine Tür aufgehen und ein wildes gerede, dann bin ich weg.

Ein dünner Lichtpunkt erscheint. Er leuchtet schwach. Ich drehe mich um. Hinter mir ist nichts. Ein großes schwarzes nichts. Wie eine Verirrte irre ich in der Dunkelheit zu den Licht entgegen. Es wird mit jeden Schritt, den ich tue, ein Stückchen größer, bis er die Dunkelheit verdrängt. Geblendet hebe ich die Hand gegen das Licht. Ich kann nichts erkennen. Es ist einfach zu hell. Schwer schlucke ich und schaue noch einmal zurück. Da Ist auch nichts. Noch einmal atmete ich tief durch und mache dann den letzten Schritt. Rein ins Licht.


Freiheit   (Auf streife die Spezialisten)Where stories live. Discover now