Kapitel 11

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Es klopft an der Tür. Linda, die Schwester von Lee, tritt ein. Sie lächelt mich an. "Geht es dir besser?"
"Ja.", antworte ich knapp. Trotzdem grinst sie unerschütterlich weiter. "Die Dame von Jugendamt möchte dich sprechen. Ist das in Ordnung? " Ich nicke. Seit Oliver und Franco seit zwei Stunden gegangen waren, langweile ich mich. Noch nicht einmal aufstehen darf ich. "Na dann hole ich sie mal rein." Sie verlässt den Raum. Kurz darauf betritt die Dame vom Jugendamt das Zimmer. Sie ist dicklich und hat ein gutes sichtbares Doppelkinn. "Hallo, Marie. Ich bin die Hanne Büchner." , sagt sie schnurrend, fast wie eine Katze. "Also dann. Wollen wir doch mal schauen." Sie blättert durch einen Stapel Blätter. "Wie alt bist du den, mein Schatz?" Zur Antwort zucke ich einfach nur mit den Schultern. "Nicht schlimm, das finden Wie noch raus. Warst du denn in der schule?" Ich schüttel den Kopf. In meinen Kopf macht sich das Bild breit, wie Frau Büchner als fette Katze eine Treppe runterrollt. "Hast du denn gelernt?" Jetzt nicke ich. "Na was denn?"
"Übersetzen. Schreiben, rechnen."
"Aha.Was kannst du denn alles für sprachen?"
"Genug."
"Sag doch , meine Hübsche. Du kannst mir vertrauen.", sie versucht liebenswürdig zu lächeln, erinnert mich dabei jedoch eher an eine Kröte mit Verstopfung.
"Französisch, Italienisch, Deutsch, Latein, Chinesisch, Spanisch und russisch."
"Das ist doch eine Menge. Was hast du denn damit gemacht?"
"Übersetzt."
"Was denn?"
"Mit Verlaub, das würde sie verstören. Es ist recht brutal."
"Das macht doch nichts... Ich hab schon viel schlimmes gehört. Ich Vertrag das schon."
"Nein. Ich werde Ihnen nichts erzählen. Ich will Ihnen nichts davon erzählen."
"Und warum nicht?", fragt sie mich leicht beleidigt.
"Ich mag Sie nicht."
"Dann eben nicht. Auf Wiedersehen."Du sie verlässt, ohne mir eines Blickes zu würdigen den Raum. Da stecken die beiden Polizisten den kopf hinein.
"Alles in Ordnung?"
"Ja."
"Gut."
"Darf ich mich kurz zu dir setzen?" fragte der Kleinere mich. Kurz zögere ich. Aber er wird mir schon nichts tun. Er wollte mich von der Brücke retten. "Ok." Der Polizist stellt sich neben mich. Der andere verlässt den Raum. "Ich hab mich noch nicht vorgestellt. Mein Name ist Paul richter. Bitte, nennt mich Paul." Zum Zeichen, dass ich verstanden habe, neige ich leicht den kopf. Es folgt ein langes schweigen.
"Warum hast du das eigentlich gemacht?", Paul hebt seine verbundene Hand.
Peinlich berührt drehe ich mich weg. "Es... Es tut mir leid. Ich mag es nicht, wenn man mich berührt. Ich wollte dir nicht wehtun."
"Schon Okay. Es tut mir auch leid. Ich wusste nicht, dass du nicht berührt werden willst."
"Jetzt weißt du es ja. Du konntest es nicht wissen."
"Kannst du mir einen Gefallen tun?"
"Kommt drauf an, welchen."
"Lächel mal. Ich hab dich noch nie lächeln sehen."
"Ich hatte bisher auch keinen Grund zum Lächeln."
"Denk an Alles Schöne. Vergiss das schlechte. Nicht alles ist so schlimm, wie es scheint."
Ich schließe die Augen. Ich sehe meine mama, wie sie mit mir verstecken spielt, in einer Pfütze ausrutscht und auf ihren Hintern landet. Sie lachte, so herzlich, dass auch ich lächelte.
Ich öffnete meine Augen wieder. Eine einzelne Träne läuft mir über die Wange. Aber ich spüre ich Wie sich meine Mundwinkel heben.
"Perfekt. Du solltest öfters mal lächeln. Es steht Dir gut." Auch er lächelt, dreht sich um und öffnet die Tür. "Lachen ist gesund.",mit diesen Worten verlässt er den Raum.
Noch immer lächelnd schlafe ich ein.

Freiheit   (Auf streife die Spezialisten)Where stories live. Discover now