Kapitel 25

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Das EKG piept schneller. Ich hatte ganz vergessen, wie nervig dieses Ding ist. Auch Frederik sieht mich mit gerunzelter Stirn nachdenklich an. "Ruhig bleiben. Schön durch die Nase ein, und durch den Mund ausatmen." Tief atme ich durch.
Erst als Franco und Oliver den Raum betreten, beruhige ich mich ein bisschen. Mir kann nichts passieren. Einfach die Polizei informieren und dann ist die Sache gegessen. Doch da erinnere ich mich an seinen Abschied. "Aber wehe, du rufst die Bullen! Ich habe Kontakte und das weißt du auch!"
Ob die Polizei mich vor seinen Kontakten schützen kann? Wahrscheinlich eher nicht. Aber die anderen Kinder... Wenigstens sie wären ihn dann los. Es könnte auch sein, dass er mich einfach nur einschüchtern wollte.
Soll ich ihn hinter Gitter bringen, die anderen Kinder retten, dafür aber mein leben aufs Spiel setzen?
Oder soll ich stillschweigend ins Heim zurückkehren, lebend. Henrrí würde mich vielleicht in ruhe lassen und die Sache von wegen 'werde meine geliebte' vergessen. Na gut, manchmal tut er uns weh, aber es ist noch nichts ernstes passiert. Oder doch? Schweigend sehe ich an mir herab. In einen Krankenhaus, völlig erschöpft, Blutvergiftung... Es ist nur eine frage der Zeit, bis etwas schlimmeres passiert...
"Sie hat etwas gesagt, dass sie gekratzt wurde."
Langsam tauchen ich wieder aus meiner Gedankenwelt auf. Und ich habe einen Entschluss gefasst.
"Polizei.", bringe ich hervor. Irritiert drehen sich alle zu mir.
"Polizei? Hat dich die Polizei gekratzt?"Die fragt Oliver ungläubig.
Vehement schüttel ich den Kopf. "Rufen... Polizei... Henrrí böse."
"Henrrí ist der Heimleiter, richtig?"
"Ja..." Müdigkeit überkommt mich. "Drogen Henrrí... Bestrafung..."
Jetzt sehen mich wirklich alle, die Frau in blau, Frederik, Olli und Franco, komisch an. "Was haben die ihr gegeben?" , fragt die Frau. Der Arzt zuckt die Schultern. "Nur etwas Schmerzmittel, Allergien sind nicht bekannt. Wir haben ihr noch etwas Antibiotikum verabreicht."
"Vielleicht sollten wir wirklich jetzt mal die Polizei anrufen. Hope hat was von Drogen und Bestrafung gesagt. Nicht ganz harmlos, wenn ihr mich fragt.", meint Franco.
Seehauser nickt zustimmend und eilt schnell raus, wahrscheinlich zum Empfang.
Ich will schlafen. Verstehen die nicht, dass ich müde bin. Besorgt sreicht die Frau über meine Stirn. "Du wirst ja ganz kaltschweißig... Geht es dir nicht gut?"
Aus meinen Mund kommt nur noch ein verschlafenes Gemurmel. Frederik kommt wieder rein. "Frederik, sie ist kaltschweißig. Und vollkommen erschöpft."
Verständnisvoll aber dennoch besorgt sagt er: "Ich würde sie jetzt gerne einfach mal schlafen lassen. Momentan würde ein verhör mit der Polizei ihre Gesundheit weiter gefährden. Zu großes Risiko. Die Polizei kommt trotzdem nicht die soll sich mal mit diesen henrrí unterhalten. Bring sie bitte auf ein Zimmer." Umständlich zieht er die Handschuhe aus. "Dann Schlaf gut Hope." , verabschiedet er sich. Die Frau löst die Bremsen, legt eine Device über mich und fährt los.
Während der Fahrt werde ich immer müder. Das Zimmer ähnelt den von letzten mal. Ich merke, wie man mich umlagert. Die liege wird von der Frau mitgenommen.  Sanft streicht mir Franco die Haare aus den Gesicht und nimmt meine Hand. "Schlaf gut, Kleine. Werd schnell wieder gesund. Wir haben dich vermisst."

Freiheit   (Auf streife die Spezialisten)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt