Sei kein Kindskopf - Crocodile

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»Mal wieder mitten rein, nicht wahr?«, wandtest du dich an den Mann neben dir und zogst den Verband ein wenig enger, so dass er nicht verrutschen konnte. Crocodile knurrte unter deiner nicht allzu liebevollen Art ihn zu verarzten, doch er hatte es ja nicht anders gewollt! Nur zu gern legte sich der stolze Pirat mit den Überbleibseln von Whitebeard's Flotte an, auch wenn diese weit verstreut waren in der Neuen Welt. Zu deinem Frust jedoch war er gelegentlich ein wenig zu arrogant und brachte sich in Schwierigkeiten, die du dann wiederum ausbaden durftest indem du ihn zusammenflicktest.
Daz – der ehemalige Mr. 1 – hatte sich am gestrigen Tag von euch beiden verabschiedet, war voraus gegangen um in der kommenden Stadt ein wenig zu kundschaften und herauszufinden ob es in der Nähe Marinebasen gab die ihr besser vermeiden solltet. So lag es wieder einmal an dir, du musstest den genervten Crocodile verbinden und ihm möglichst nett beibringen, dass solche Fehleinschätzungen seiner Fähigkeiten gefährlich waren. Meistens war es schwer dem viel zu stolzen Mann etwas Kritik nahe zu bringen, ohne dass er gleich einen Wutanfall bekam. Und trotzdem hattest du dich dazu aufgerafft ihn in die Neue Welt zu begleiten, auch wenn eure letzte Begegnung schon einige Jahre her war.
»Zu fest.«, beschwerte er sich über den straffen Verband den du um seinen Oberkörper wickeltest.
»Er muss fest sein, sonst rutscht er doch gleich wieder herunter.«, erwidertest du. »Lockert sich schon von allein, du wirst sehen.«
Crocodile griff in die Innentasche seines nahegelegenen Mantels und wollte sich gerade eine Zigarre anzünden, als du ihm empört das Stück aus der Hand risst.
»Hey-«, beschwerte er sich sofort, doch du warfst die Zigarre in hohem Bogen über deine Schulter hinweg und schütteltest nachdrücklich den Kopf.
»Du hast bis vor zehn Minuten noch ein Messer zwischen den Rippen stecken gehabt!«, protestiertest du aufgebracht.
»Und?«
»Und du wirst jetzt nicht rauchen!«, sagtest du, doch ein genervter Blick sprach Bände und schon langte er nach der nächsten Zigarre, scherte sich einen Dreck um dein Gezeter. Du lehntest dich augenblicklich vor und packtest sein Handgelenk - nur um von ihm einen kalten, warnenden Blick dafür zu kassieren.
»Nein.«, sagtest du mutig und lehntest dich noch ein klein wenig mehr vor, so dass sich eure Gesichter direkt gegenüber waren. »Lass mich wenigstens erst den Rest an dir verarzten, du benimmst dich ja wie ein bockiges Kleinkind.«
»Wer von uns beiden ist denn hier das Kind, wenn du meine Zigarren durch die Gegend wirfst?«, erwiderte er kurz abgebunden und ein tiefes Knurren erschütterte seinen Brustkorb, so dass ein angenehmer Schauer über deinen Nacken fuhr und deine Haut zum kribbeln brachte. Noch immer hieltest du mit der Hand seinen Arm fest, stütztest dich mit der Zweiten auf seinem Bein ab – immerhin war er viel größer als du und ihn in seinen Bewegungen einzuschränken bedeutete für dich, dass du schon beinahe auf ihn drauf klettern musstest. Eine sehr wagemutige Pose, ziemlich frech von dir ihm so nahe zu kommen und doch schubste er dich nicht unsanft von sich herunter, nein. Ganz im Gegenteil: Crocodile kam deinem Gesicht noch einige Millimeter näher und dunkle Augen musterten dich berechnend. Dein Blick fuhr für den Bruchteil einer Sekunde über sein Gesicht, die Narbe die zu seinem Image gehörte wie auch der goldene Haken. Wenn du es dir genau überlegtest war er ein ziemlich überheblicher Angeber – warum wurden dir dann in dieser Position nur die Knie so weich wie Gummi?
Du räuspertest dich verlegen und zogst dich wieder zurück. Du ließt sein Handgelenk los und setztest dich wieder auf den Boden neben ihm, schlucktest schwer gegen deinen trockenen Mund an. Du hattest dich bis jetzt immer unter Kontrolle gehabt in seiner Gegenwart, denn auch wenn er schon ein paar Jahre älter war als du, dieser Mann war gutaussehend! Er achtete stets darauf gut gekleidet zu sein, schon fast ein wenig vornehm, und seine herablassende Art konnte man mit einfacher Hochnäsigkeit verwechseln. All seine Fehler bedeuteten ja aber nicht, dass er unansehnlich war, absolut nicht! Zu oft erwischtest du dich dabei wie du ihn anstarrtest wenn er nicht hinsah, wie du genau den Kragen seines Hemdes mustertest und die rohen Muskeln die sich darunter verbargen. Das schwarze Haar und das fast laszive Grinsen, ständig präsent und so verflucht verlockend!
»Du solltest dich wirklich mehr deinem Alter entsprechend verhalten.«, schimpftest du mit ihm, versuchtest so deine Verlegenheit zu überspielen.
»Pah, das musst du gerade sagen!«, erwiderte er sofort hitzig, doch so aufgebracht und empört wie er sich gab war er gar nicht. Brav ließ er dich seinen rechten Arm nehmen und einen Verband darum wickeln, hielt still und beschwerte sich nicht über deine grobe Behandlung. Doch in die Augen sehen wollte er dir nicht und du fragtest dich kurz, ob du Crocodile schon jemals verlegen erlebt hattest.
»Du bist keine 20 mehr.«, sagtest du leise und strichst über den fertigen Verband an seinem Unterarm, verharrtest mit den Fingern auf den Leinen – doch fuhrst dann weiter, bis hin zu seiner Hand und betrachtetest die von Schnitten angegriffene Haut. »Du kannst dich nicht mehr einfach so kopfüber in den Kampf stürzen, also sei kein Kindskopf!«
»Willst du etwa sagen, dass ich alt bin?«, grollte er angesäuert und beobachtete deine Hand, wie du über die kleinen Wunden strichst und leicht seufztest, ein wenig in Gedanken verloren warst.
»Nein.«, lachtest du und sahst endlich zu ihm auf, ein Lächeln an den Mundwinkeln und mit einem warmen Funkeln in den Augen. »Aber du solltest zumindest beim kämpfen etwas besser aufpassen. Ein wenig zurückhaltender agieren, abwägender und mehr Stratege als Raufbold sein.«
Deine zweite Hand umschloss die seine ebenfalls und du lehntest dich ein Stück vor, überbrücktest den kleinen Abstand zwischen euch. Deine Lippen streiften seine nur für einen kleinen Moment und du spürtest wie sich augenblicklich Anspannung in seinen Muskeln aufbaute, er überrascht war von dem Kuss und nicht wusste wie er darauf reagieren sollte. Bevor er etwas tun konnte lehntest du dich zurück, standest auf und strichst eine einzige verirrte Strähne seines schwarzen Haars zurück an ihren Platz und seufztest leicht auf.
»Sei einfach ein bisschen vorsichtiger.« Du wandtest dich ab um das Verbandsmaterial wieder zu verstauen, ließt Crocodile sprachlos auf dem Boden sitzen. Er strich sich das Haar zurück und verfolgte die Bewegung deiner Hand, die vor wenigen Sekunden das Geschehene bestätigt hatte.
Du hattest ihn geküsst – wieso hattest du ihn geküsst? Verwirrt zog er die Brauen zusammen und sah dir nach, öffnete den Mund um etwas zu dir zu sagen, aber es kamen einfach keine Worte über seine Lippen. Er stand auf, zuckte kurz unter seinen Verletzungen zusammen und schloss trotzdem schnell zu dir auf, packte dich an der Schulter und drehte dich zu sich herum. Mit großen Augen sahst du ihn an, dass er dir nachlief hattest du wirklich nicht erwartet!
»Was sollte das denn gewesen sein?«, fragte er harsch.
»Ein Kuss.«, erwidertest du möglichst gelassen, doch du spürtest wie deine Wangen ein wenig wärmer wurden. Jetzt nur nicht rot werden!
»Das ist mir klar!«, erwiderte er sofort, die Stimme voller Ungeduld und ein wenig aufgebracht. »Aber warum?«
Du zucktest mit den Schultern und sahst ausweichend zur Seite. Ja, warum eigentlich?
»Es hat sich in dem Moment einfach richtig angefühlt.«, antwortetest du wahrheitsgemäß und beobachtetest wie seine Schultern ein wenig absackten, als könne er nicht glauben, dass das deine ernst gemeinte Antwort war.
»Du benimmst dich wie ein verdammter Teenager.«, sagte er schließlich und verschränkte die Arme vor der Brust. Das entlockte dir aber nur ein spöttisches Lachen – er hatte gut reden, er war doch vollkommen aufgelöst wegen einem kleinen Kuss!
»Wenn du meinst.«, säuseltest du und schobst dich an ihm vorbei, fuhrst spielerisch mit der Hand über seinen Oberarm bis hoch zu seiner Schulter. Unter deiner Berührung spannten sich seine Muskeln augenblicklich erneut an, er schluckte und beobachtete misstrauisch wie du ihm einen bedeutungsschweren Blick über die Schulter zuwarfst. »Dann werde ich meine Absichten in Zukunft wohl ein wenig deutlicher formulieren.«
Dunkle Augen musterten dich für einen Augenblick, dann straffte er die Schultern und nickte.
»Na geht doch.«, sagte er mit Nachdruck, überspielte mehr oder weniger geschickt mit der Überheblichkeit seine Verlegenheit. »Dann benimmst du dich endlich wie eine erwachsene Frau.«  

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