Familie - Corazon

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Ächzend und mit einer Decke um die Schultern geworfen tapptest du in die Küche. Schon seit Tagen lagst du mit einer Grippe im Bett und musstest dich schonen. Das Fieber war zwar schon etwas abgeklungen, doch wirklich gesund fühltest du dich nicht.
»Du sollst doch schlafen.«, wurdest du von Doflamingo abgefangen, der am großen Esstisch sah und beobachtete, wie du durch die Gegend schlichst. »Du bist nicht zu gebrauchen wenn du krank bist und das weißt du auch.«
»Durst.«, krächztest du mit rauer Stimme.
»Ich habe die Kinder doch dazu verdonnert sich um dich zu kümmern.«, knurrte der Blonde und blätterte weiter in seiner Zeitung. »Wo sind die Gören schon wieder?«
»Es sind Kinder.«, erwidertest du und unterdrücktest den Hustenreiz in deiner Lunge, während du im Schrank nach einer Flasche Wasser kramtest. »Sie sind lieber spielen gegangen.«
»Nichtsnutze.«, kam es von deinem Kapitän und du seufztest tief auf. Nichts war hier zu finden in diesem Chaos von Küche, nicht einmal etwas Wasser oder vielleicht eine Suppe.
»Ist Jola da? Sie weiß wenigstens wie man etwas zu Essen warm macht.«, fragtest du und lehntest dich erschöpft gegen die Arbeitsplatte. Schwindel erfasste dich und du wolltest einfach nur wieder ins Bett!
»Nein, sie ist mit Gladius und Machvise unterwegs, sie erledigen etwas für mich.«, bekamst du die kühle Antwort. Also wohl wieder hungrig und durstig ins Bett, außer du wolltest vielleicht das leicht dreckige Wasser aus dem Hahn trinken, das immer erst abgekocht werden musste. Diese miese Absteige war wirklich das allerletzte, stöhntest du innerlich. Schon seit etwa einem Monat hatte die Don Quichotte Piratenbande sich auf einer kleinen Winterinsel niedergelassen, da Tsuru euch verdammt nah auf den Fersen war. Es war euch ein Rätsel, wie sie euch so gezielt verfolgen konnte und woher sie die Informationen über eure Pläne bekam. Zwar scheute Doffy selten einen Kampf, doch beim letzten mal hattet ihr beinahe den Kürzeren gegen die intelligente Vizeadmiralin gezogen. Daher hieltet ihr euch etwas bedeckter, auch wenn das bedeutete dass du dich schon nach wenigen Tagen eine Erkältung eingefangen hattest, die sich zu einer waschechten Grippe entwickelt hatte.
»Ah, Corazon. Du kommst ja wie gerufen.« Der jüngere Don Quichotte betrat gerade euer Versteck, als er schon von Doflamingo abgefangen wurde. Verwundert sah er seinen Bruder fragend an und Doffy nickte zu dir herüber. »Die Kinder sind getürmt, also sei so gut und schlepp' sie zurück ins Bett. Was soll ich mit ihr, wenn sie nicht kämpfen kann!«
»Ich kann dich hören.«, murrtest du beleidigt und sahst zu Corazon, der nur stumm wie eh und je den Kopf schüttelte.
»Los, das ist ja nicht mit anzusehen. Noch dazu ist es widerlich. Völlig verrotzt und alles...«, drängte Doflamingo weiter und nach einem genervten Stöhnen ging Corazon zu dir, packte dich am Arm und schliff dich zurück in dein Zimmer.
»Ich kann alleine laufen.«, knurrtest du ihm zu, doch er schien das Ganze nur schnell hinter sich bringen zu wollen. Er öffnete deine Zimmertür, schob dich grob zum Bett und wandte sich bereist zum Gehen, als du rasch nach seinem Ärmel griffst. Er blieb stehen und du bekamst einen fragenden Blick zugeworfen.
»Könntest du bitte- Ich habe ziemlichen Durst.«, sagtest du leise und riebst dir den schmerzenden Hals. Er zögerte, schnaubte dann aber nur und verließ das Zimmer. Anscheinend also kein Wasser für dich. Etwas enttäuscht legtest du dich hin und deine müden Knochen dankten es dir. Das Gefühl, dass sogar deine Haut schmerzte unter dem Fieber war unerträglich. Du schwitztest und warst froh, dass du es am Morgen geschafft hattest zu duschen. Erschöpft seufztest du tief auf und zogst die Decke etwas enger um deinen Körper. Obwohl es zu warm war, kuscheltest du dich so gut wie möglich ein. Entweder war es zu warm oder zu kalt – du konntest es kaum erwarten wieder gesund zu werden! Das nächste mal, wenn du die Kinder jagtest weil sie wieder Unsinn gemacht hatten, würdest du dir einen Mantel überziehen.


Es vergingen etwa zwanzig Minuten und du warst schon wieder halbwegs eingedöst, als dich das Klappern von Geschirr aufschrecken ließ. Sofort saßt du aufrecht im Bett, erschrocken über diese plötzliche Störung. Eine Hand legte sich auf deine Stirn und du erkanntest dass es Corazon war, der es tatsächlich geschafft hatte dir etwas heißes zu Essen zu bringen, ohne es auf sich zu verschütten! Die warme Hand auf deiner Stirn ließ dich für einen kurzen Moment die Augen schließen. Er prüfte deine Temperatur und nickte leicht – anscheinend war dein Fieber nicht mehr im bedrohlichen Bereich. Er stupste dich an und du sahst zu ihm. Er hielt dir ein Glas Wasser hin, welches du dankbar annahmst. Dein Durst war so überwältigend, dass du es in zwei großen Zügen leertest und du konntest schwören, dass Wasser noch nie besser geschmeckt hatte!

»Danke.«, sagtest du leise, erstaunt über deine eigene Stimme. Du bekamst kaum ein Wort richtig heraus, so angeschlagen war dein Hals von dieser Grippe. »Ich muss meine Stimme wohl schonen...«
Er zwinkerte dir zu und ein Lächeln schlich sich auf dein Gesicht. Dann hattet ihr das Schweigen ja nun gemeinsam! Er gestikulierte zur Suppe auf deinem Nachttisch und du nicktest eifrig. Dein Magen rumorte schon seit Stunden, verlangte Essen, doch dein Appetit war mit dem Einzug der Grippe spurlos verschwunden. Dass Corazon sich extra die Mühe gemacht hatte und dir Essen ans Bett gebracht hatte, wunderte dich ein wenig. Aber immerhin wart ihr eine Familie, wenn auch eine sehr seltsame und dysfunktionale Familie.
Anscheinend sahst du ziemlich mies aus, wenn er sich deiner erbarmte und die Aufgabe der Kinder übernahm...
Du setztest dich auf und griffst nach der Schüssel voll Suppe. Es war dir lieber, wenn du sie selbst auf deinen Schoß stelltest, immerhin war Corazon bekannt für seine Tollpatschigkeit. Es war eine unspektakuläre Dosensuppe, doch da du eh kaum etwas schmecken konntest, war sie genau richtig. Hauptsache warm und endlich etwas im Magen, dachtest du dir zufrieden.
Wieder wurdest du nach einigen Minuten von der Seite angestupst, diesmal versuchte Corazon dir eine Tasse heißen Tee in die Hand zu drücken. Dankbar tauschtest du Suppe gegen Tee und rochst an dem verführerischen Heißgetränk. Einen kleinen Schluck nahmst du und verzogst sofort das Gesicht ein wenig – es war unglaublich bitter!
Fragend legtest du den Kopf schief, mit einem etwas empörten Blick. Er zuckte mit den Schultern und hielt dir die Verpackung des Teebeutels unter die Nase. Es war ein Kräutertee, den er wohl viel zu lange hatte ziehen lassen. Du schenktest dem Blonden ein möglichst dankbares Lächeln, doch der Tee war wirklich nicht sehr gut. Aber schon allein die Mühe die er sich damit gemacht hatte, schmeichelte dir.
»Etwas Wasser hätte gereicht.«, brachtest du leise hervor, doch Corazon schüttelte daraufhin nur den Kopf. Aus der Tasche seines Mantels zog er einen Papierfetzen und einen Stift und begann zu schreiben.
'Jemand muss sich um dich kümmern. Du bist krank.', stand darauf in seiner krakeligen, schwer zu lesenden Handschrift.
»Eigentlich sollten das die Kinder machen.«, seufztest du und nahmst noch einen Schluck von dem viel zu bitteren Tee. Hätte er nicht wenigstens etwas Honig reinmachen können...? »Aber sie sind getürmt.«
Er verdrehte die Augen, was wohl den Kindern zuzuschreiben war. Es war kein Geheimnis, dass er Baby 5, Buffalo und Law nicht sehr gut leiden konnte. Doch du konntest den Kleinen nicht allzu böse sein, immerhin wollten sie spielen und sich nicht um eine kranke Offizierin kümmern müssen! Doch Corazon schien anderer Meinung zu sein und du ahntest, dass es wohl nachher eine Tracht Prügel geben würde.
»Sei nicht zu hart zu ihnen. Sie sind noch so jung.«, batst du ihn leise und hieltst dir wieder einmal den schmerzenden Hals. Er schüttelte den Kopf und legte den Finger auf die Lippen – du solltest wirklich deine Stimme schonen. Nickend lehntest du dich zurück und genosst die Ruhe zwischen euch. Müdigkeit vernebelte dir den Verstand und dein Körper schrie geradezu nach Schlaf. So stelltest du die Tasse auf dem Nachttisch ab und seufztest leise. Corazon blieb an deiner Seite, saß auf einem Stuhl neben deinem Bett und vertiefte sich in das Buch, welches du gern vor dem Schlafen last. Würde er wirklich die ganze Zeit über bei dir bleiben?, fragtest du dich. Er hatte doch sicher Besseres zu tun.
Schon fast eingeschlafen spürtest du wie die Decke etwas höher gezogen wurde und ein leichtes Lächeln schlich sich auf deine Lippen. Diese Familie war zwar ein einziges Chaos und mehr als nur dysfunktional, doch du wolltest nicht ohne sie sein. Und ganz besonders nicht ohne Corazon.

Love Without Your HeartbeatWhere stories live. Discover now