Halt meine Hand - Cracker

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»Nachts ist es richtig gruselig hier.«, murmeltest du und beeiltest dich, so dass du nicht weiter zurückfallen würdest.
»Du kennst den Wald doch schon seit Jahren, warum zum Teufel stellst du dich so an?«, knurrte Cracker vor dir, sein Schwert über die Schulter gelegt und sichtlich genervt von deinen verängstigten Anwandlungen. Fand er die sprechenden Pflanzen im Wald auf Whole Cake Island etwa nicht gruselig?
»Tagsüber ist es etwas ganz anderes.«, erwidertest du und ranntest die letzten paar Schritte, konntest endlich zu ihm aufzuholen. »Aber nachts ist es einfach nur gruselig.«
Euer Weg von der Küste zurück nach Sweet City war vergleichsweise lang und in der Dunkelheit kam es dir noch viel länger vor. Zwischen euch und der Stadt lagen noch einige Wiesen und Hügel, es würde ewig dauern bis ihr endlich dort ankamt. Das war die Bürde eines Kommandanten, er musste nach dem Rechten sehen wenn etwas eine Bedrohung zu sein schien. Ein verirrter Seekönig war jedoch keine allzu schwierige Aufgabe für Cracker gewesen und du fragtest dich warum du ihn überhaupt begleitet hattest. Zu blöd, dass du als Leiterin der Nachtschicht die oberste Instanz der Wachen warst. Ob du wolltest oder nicht, du musstest Cracker begleiten um es in deinen Bericht schreiben zu können. Dabei warst du doch so furchtbar nachtblind, du konntest kaum die Hand vor Augen erkennen! Und zu allem Überfluss sangen die lebendigen Bäume und Blumen auch nachts – gruselige Lieder, die am Tag zwar eher niedlich wirkten, doch bei Nacht...
»Jetzt beeil dich doch.«, kam es vom Kommandanten und mit einer Gänsehaut auf dem ganzen Körper eiltest du ihm hinterher. Seine langen Beine erlaubten es ihm sich wesentlich schneller fortzubewegen und auch wenn du recht groß geraten warst für einen Menschen, ganz mithalten konntest du nicht.
»Dann renn doch nicht so!«, riefst du und musstest wieder eilig zu ihm aufholen. Verdammter Kekstrottel, ließ dich am Ende wohl einfach in diesem gruseligen Wald voller Homies zurück!
»Hallo!« Eine lachende Blume sprang direkt vor dir aus dem Rrdboden hervor, mit einem breiten Grinsen und funkelnden Augen. Erschrocken quiektest du auf und griffst reflexartig nach dem nächsten in Reichweite befindlichen Gegenstand – oder in diesem Falle, Person. Du klammertest dich an Cracker's Arm und versuchtest deine Puls wieder zu beruhigen. Dieser verdammten Blumen, diese verdammten Homies und dieser dreimal verdammte Cracker!
»Es ist nur eine Blume.«, zog er dich auf. »Dass du dich vor Blumen fürchtest, komm schon...«
»Es ist eine Blume mit Gesicht!«, zischtest du aufgebracht, hingst noch immer an seinem Arm während ihr weiter euren Weg durch den Wald machtet. Er schien sich nicht sehr daran zu stören, fand er doch deine Angst sehr amüsant. So ein schadenfroher Idiot, dachtest du dir und doch genosst du den Körperkontakt sehr. Zwar mochte Cracker ein selbstverliebter Idiot sein, aber er hatte auch ganz andere Seiten an sich. Er schützte seine Geschwister mit seinem Leben wenn nötig und zu dir war er immer nett und aufmerksam gewesen. Dass er dich gern aufzog nahmst du einfach als das typische 'Junge mag Mädchen' Verhalten hin. Schon länger hattest du den Verdacht, dass der Kommandant ein Auge auf dich geworfen hatte, aber das würde er doch im Leben nie zugegeben!
»Oh Sch-« Du stolpertest über die Wurzel eines lächelnden Baumes und verlorst das Gleichgewicht. Vorne über fielst du beinahe in den Dreck, doch ein Arm schlang sich um deine Taille und bewahrte dein Gesicht in letzter Sekunde vor einer unangenehmen Bekanntschaft mit dem Boden.
»Tollpatschig bist du auch noch!«, schimpfte Cracker los und zog dich wieder auf die Füße. Verlegen wichst du seinem Blick aus und strichst dir dein Oberteil glatt.
»Ich bin nicht tollpatschig.«, murrtest du beleidigt, doch seine Hand lag noch immer auf deiner Hüfte. Ein nervöses Kribbeln fuhr hoch bis hin zu deinem Nacken und dein Mund wurde ganz trocken unter dieser Berührung. »Nur ein bisschen Nachtblind.«
»Nachtblind?«, fragte er verdutzt nach.
»Ich kann nachts nicht sehr gut sehen.«, erklärtest du und folgtest ihm als er sich wieder in Bewegung setzte. Leider verschwand seine Hand von deiner Hüfte und es stieß dir sauer auf. Solltest du es wagen und dich erneut an seinen Arm zu klammern, mit der Argumentation dass der Wald nachts wirklich gruselig war? Würde er dich dieses Mal abschütteln?
»Sag bloß du brauchst eine Brille.«, wandte er sich an dich und für einen Moment dachtest du wirklich er würde scherzen. Moment, hatte er allen Ernstes noch nie von Nachtblindheit gehört?
»Du verarschst mich.«, murmeltest du irritiert und stolpertest über eine kleinere Wurzel, ganz zum Amüsement von Cracker. »Du weißt ja wohl, was Nachtblindheit ist.«
»Ich kann ganz hervorragend sehen.«, erwiderte er und warf dir einen kurzen Seitenblick zu. »Genau wie meine Geschwister.«
»Nun, ich halt nicht.«, knurrtest du und tapptest mit dem Fuß vor jedem Schritt auf den Boden um zu prüfen ob der Weg frei war. »Kann ich doch nichts für...«
»Du bist wirklich eine Plage!«, beschwerte sich Cracker laut und stöhnte genervt auf. Du sahst zu ihm auf – sonst war er nicht so redselig und vor allem so übertrieben theatralisch. Was war nur los mit dem Kommandanten? »Sag bloß jetzt brauchst du auch noch Hilfe beim Laufen?«
Mit großen Augen sahst du zu ihm hoch, sahst das verschmitzte Funkeln in seinen Augen als er dir seine Hand hinhielt. Meinte er das etwas ernst, du solltest wirklich...?
»Na los, ich will heute noch im Schloss ankommen.«, drängte er dich und du schlucktest gegen deinen trockenen Mund an. Nervös ergriffst du seine Hand, in Erwartung dass das alles nur ein Scherz war, doch er schien es tatsächlich ernst zu meinen. Sofort verhakte er seine Finger mit deinen und zog dich auch schon weiter, bevor du irgendetwas dazu sagen konntest. Er führte dich schweigend durch den Wald, vorbei an den Wurzeln und Steinen, die dich sicher noch einmal zu Fall gebracht hätten. Du wagtest es nicht auch nur ein Wort zu sagen, genosst einfach diese zärtliche Berührung vom Kommandanten. Wild hämmerte dein Herz gegen deine Rippen an und ein prickelndes Gefühl wärmte dich von innen heraus.
»Ich hätte von Anfang an deine Hand nehmen sollen.«, sagtest du schließlich leise und er warf einen Blick über seine Schulter. Ein verlegenes Funkeln war in den violetten Augen zu sehen und er räusperte sich ausweichend.
»Das hätte uns sicher etwas Ärger erspart, ja.«, stimmte er dir zu und ein Kichern konntest du dir beinahe nicht verkneifen. Sturer Cracker, immer mit dem Kopf durch die Wand und nie zugeben, dass er mehr war als nur ein skrupelloser Pirat. Aber so mochtest du ihn und ändern würde er sich eh nicht.
»Dann wissen wir ja schon wie wir es beim nächsten Mal machen müssen.«, rauntest du gingst ein wenig näher neben ihm. Eure Schultern streiften sich kurz und du drücktest sanft seine Hand, bekamst dafür einen noch verlegeneren Seitenblick von ihm zugeworfen. Er würde sich nicht die Blöße geben und dir zeigen wie nervös er sebst war, doch du konntest es spüren. Weibliche Intuition war etwas Schönes und zum Glück war Cracker nicht so ein Buch mit sieben Siegeln wie sein großer Bruder Katakuri. So sehr Cracker auch versuchte sich hinter seinen Rüstungen aus Biscuit zu verstecken – du wusstest, dass er eigentlich sehr nett war.
»Es ist nicht mehr weit bis nach Sweet City.«, stelltest du am Waldrand enttäuscht fest und ein Seufzen entkam dir. Dann würdest du seine Hand loslassen müssen...
»Naja, ein bisschen Zeit können wir uns sicher lassen.«, hörtest du ihn sagen. »Es ist Nacht, es ist nicht viel los und... Sich Zeit zu lassen ist ja kein Verbrechen...«
»Klingt gut.«, erwidertest du und erneut drücktest du sanft seine Hand – doch dieses Mal erwiderte er die Geste und zusammen schlendertet ihr den Rest des Weges, in aller Ruhe und Hand in Hand.  

Love Without Your HeartbeatWhere stories live. Discover now