Augen - Gladius

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Du stürztest den restlichen Inhalt deines Glases die Kehle herunter und ließt deinen Blick über das Straßenfest wandern.
Es war ausgelassene, fröhliche Stimmung auf Dressrosa. Die Leute tanzten und laute Musik war zu hören von jeder Straßenecke. Von den Straßenlaternen hing bunte Dekoration und die Kinder hatten farbenfrohe Masken auf.
Es war eine milde, angenehme Sommernacht. Du warst froh, dass du ein Kleid mit V-Schnitt bis zum Saum trugst, sonst würdest du wahrscheinlich ziemlich schwitzen. Manchmal war dir das Klima von Dressrosa viel zu warm , doch an anderen Tagen warst du mehr als glücklich über das schöne Wetter auf dieser Insel.
Das Geschrei und Gelächter der Kinder drang an deine Ohren, doch da es langsam später Abend wurde, schleiften die Mütter ihre Kleinen zurück in die Häuser und die Straßen leerten sich nach und nach.
Die letzten drei Drinks hatten in der schwülen Abendluft ihre Wirkung getan und du fühltest dich frei und leicht. Dir kam die Lust nach feiern, die schon den ganzen Tag auf sich warten ließ.
Mit stets besserer Laune bahntest du dir deinen Weg durch die verwinkelten Gassen von Dressrosa, dein Kleid leicht wehend in der angenehmen Sommerbrise.
Du stolpertest, als zwei Kinder direkt vor dir vorbei rannten und verlorst dein Gleichgewicht. So unerwartet wie die beiden Jungen aufgetaucht waren aus der kleinen Gasse musstest du eine abrupte Vollbremsung machen und kamst ins Stolpern. Du kniffst die Augen zusammen, bereit mit dem Kopfsteinpflaster Bekanntschaft zu machen, doch eine Hand legte sich unter deinen Rücken und bewahrte dich vor einem Sturz.

Überrascht öffnetest du die Augen und sahst in das maskierte Gesicht eines Don Quichotte. Du kanntest ihn vom Sehen her und so weit du dich erinnern konntest, war sein Name Gladius.
»Danke.«, hauchtest du ihm entgegen, etwas überrascht über sein plötzliches Auftauchen.
Nach wenigen Sekunden wurde dir ein wenig unwohl – hatte er etwa vor dich nicht los zu lassen? Mit großen, fragenden Augen sahst du hoch zu deinem Retter, der dich weiterhin festhielt.
»Ehm-«, setztest du an, doch in diesem Moment zog er dich aus der Horizontalen und schob seine Schutzbrille hoch. Zwei stahlgraue Augen starrten dich an, musterten dich ausgiebig.
»Danke.«, wiederholtest du dich und strichst dir das Kleid glatt. Verlegen strichst du dir das Haar aus dem Gesicht und schenktest ihm ein Lächeln.
»Auch am feiern?«
»Kann man so sagen.«, antwortete dir der junge Mann und du sahst herüber zur Straßenecke, wo eine schwarzhaarige Frau einen wilden Flamenco tanzte. Du warst eine gute Tänzerin, ausgesprochen gut sogar – jeder Mann träumte davon, dein Partner zu sein. In der ganzen Stadt warst du bekannt für dein großes Talent beim Tango tanzen – jeder kannte deinen Namen.
Vielleicht solltest du deinen Retter einladen auf einen schnellen Tanz? Immerhin waren schon fast alle Leute wieder in ihren Häusern, kaum noch ein Spielzeug trieb sich in der Stadt herum. Der kleine Platz, auf dem ihr standet, war menschenleer. Nur die kleine Menge bei der Tänzerin an der Ecke war noch am jubeln und feiern.
Du nicktest kurz in Richtung der Musiker, die gerade ein neues Stück anschlagen wollten und sahst den Don Quichotte fragend an.
Er zögerte für einen Moment, kam dann jedoch einen Schritt auf dich zu. 


Die rauen Töne der Gitarre waren zu hören und bevor du wusstest wie dir geschah, zog dich der junge Mann mit einem Ruck an sich und platzierte die Hand auf deiner Taille, mit der freien griff er nach deiner. Deine Lippen zierte ein verführerisches Lächeln – bis jetzt hatte es noch kein Mann geschafft dir zu widerstehen.

»Sicher dass du dir das zutraust?«, rauntest du ihm zu und du sahst das freche Blitzen in seinen Augen. »Ich tanze sehr leidenschaftlich, solltest du wissen.«
»Gut.«, erwiderte er kühl. »Ich auch.«
Gladius wirbelte dich herum, schlang dabei den Arm um deine Taille und er presste dich etwas enger an sich.
»Du willst also eng tanzen?«, hauchtest du ihm entgegen und selbst durch die Maske konntest du seinen heißen Atem auf deiner Haut spüren.
»Du nicht?«, kam es neckisch zurück und du lachtest kurz auf. Nie im Leben hättest du gedacht, dass er so eine Art von Mann war! Bis jetzt hattest du ihn dir immer als ernsten Langweiler vorgestellt – doch wie hieß eine der goldenen Regeln auf Dressrosa?
Auf Straßenfesten ist alles erlaubt!
Bestimmt und energisch führte Gladius und du folgtest seiner Leitung. Immer enger wurden eure Schritte, immer häufiger streifte sich eure Haut. Er tanzte gut, sehr gut sogar. Zwischen euch beiden baute sich mehr und mehr eine tiefe, erotische Anspannung auf. Immer wieder zog er dich eng an seinen Oberkörper und ließ seine Hände über deinen Körper wandern.
Tango war dein Element. Zwischen Fremden konnte sich durch die rhythmischen, puren Bewegungen schnell eine Verbindung aufbauen, eine Spannung. Und obwohl du Gladius nie vorher begegnet warst, wart ihr beide ein absolut perfekt miteinander tanzendes Paar. Jeder Schritt saß perfekt, jede Bewegung war, als hättet ihr sie schon seit Wochen geübt. Selten hattest mit jemanden getanzt, der so gut zu dir passte. Die Welt um euch herum verschwand, nur seine stahlgrauen Augen hielten dich im Gleichgewicht.
Du gerietst immer mehr außer Atem, da er das Tempo weiter und weiter anzog. Er riss dich mit sich, drehte dich mit einer beeindruckenden Leichtigkeit und fing dich nach einer Pirouette mit einer Selbstverständlichkeit auf, als wärst du leicht wie eine Feder. Du warst durch und durch beeindruckt von seinen Fähigkeiten und schenktest ihm ein bewunderndes Lächeln.
Wie lange ihr schon tanztet? Das konntest du nicht sagen. Wie gebannt starrtest du in seine Augen, die die Farbe eines hellen grau hatten. Keiner von euch beiden wollte den Blickkontakt brechen, so starrtet ihr euch wie hypnotisiert an, bis Gladius dich an der Taille packte und dich gegen die nächste Steinwand drückte.
Ein erschrockenes Seufzen kam über deine Lippen, als er dich mit seinem Körper an die Mauer drückte und dir immer näher kam.
»Schon genug getanzt?«, fragtest du atemlos und strichst dir einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht. »Bist du etwa schon müde?«
Mit einer schnellen Bewegung zog er sich die Maske vom Mund und lehnte sich dir entgegen.
»Nicht im geringsten...«

Love Without Your HeartbeatWhere stories live. Discover now