Mondlicht - Sabo

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Aus dem Augenwinkel heraus warfst du Sabo einen bösen Blick zu, dein Gewehr im Anschlag und deine Laune im Keller. Hals über Kopf hatte er sich mal wieder in die Mission gestürzt und wer hatte das Nachsehen? Richtig: Du.
Eure Aufgabe war simpel: Das Waffenlager einer Marinebasis, dass auf einer kleinen Insel angelegt war, zerstören um damit den Nachschub an Munition und Bewaffnung kurzzeitig unterbrechen und die Marine so zu schwächen. Einfache Mission, schwierige Ausführung. Es sollte eine geheime Mission sein, ihr solltet unentdeckt das Waffenlager zerstören und dann wieder zurück in die Basis kommen. Koala hatte dich gewarnt vor Sabo's Tatendrang, doch du hattest nicht gedacht, dass es wirklich so schlimm war mit ihm zusammenzuarbeiten.
»Wieso zum Teufel konntest du nicht einfach im Schatten bleiben.«, murmeltest du und sahst ein weiteres Mal durch das Zielfernrohr an deinem Gewehr, um den Überblick bei all dem Gewusel der Marinesoldaten zu behalten. Sie hatten Sabo entdeckt, nachdem er die riesige Halle einfach mit Hilfe seiner neuen Teufelskräfte in die Luft gejagt hatte. Da war er gerade mal seit zwei Tagen wieder in der Basis, kam als deine Verstärkung zu dieser Mission – und versaute sie!
»So ging es viel schneller!«, verteidigte er sich, schaute aber doch ein wenig besorgt runter zum Lager der Marine. Ihr hattet Zuflucht gefunden vor dem Trubel im Lager, hoch oben in einem der riesigen Bäume im Wald. Unwillkürlich musstest du an die Bäume auf dem Sabaody Archipel denken, diese unglaublich hohen Mangroven – doch dieser Wald war nicht gefällt mit schillernden Seifenblasen. Nur die Rufe der Soldaten drangen zu euch herauf und der Schein des lodernden Feuers war hell in dieser dunklen Nacht. Erst zum Morgengrauen hin würde eure Mitfahrgelegenheit am anderen Ende der Insel anlegen, so dass ihr nun alles daran setzen musstet nicht entdeckt zu werden bis es Zeit zum Aufbruch war.
»Wenn du dich an meinen Plan gehalten hättest, dann wäre jetzt alles viel entspannter.«, grolltest du ungeduldig. »Einfach ins Lager rennen und alles in Flammen aufgehen lassen, du hast sie doch nicht mehr alle.«
»Hey, ich bin immer noch dein Kommandant!«, warf er ein, doch über seinen Titel lachtest du nur. Sabo war Dragon's Liebling und stark noch dazu – aber wie Koala immer sagte, er war ein Idiot.
»Kommandant hin oder her, deinetwegen sitzen wir jetzt auf einem Baum fest.«, brachtest du ihn zum Schweigen und seufztest. Es war kalt und dein dünner Mantel war nicht dazu geeignet sich so hoch oben zu verstecken: Der Wind pfiff dir um die Ohren und ließ dich bibbern. Deine Finger waren schon ganz taub von der Kälte, doch ihr beide hattet keine andere Wahl als in der Baumkrone auszuharren. Sabo konnte durch seine Teufelskräfte zwar Feuer machen, aber das Licht würde euren Aufenthaltsort augenblicklich verraten. Ihm schien die Kälte nichts auszumachen, immerhin wärmte das Feuer ihn ja auch von innen heraus.
Du sahst hinauf zum Himmel, er war klar und die Sterne funkelten hämisch auf euch herab. Was würdest du für eine Decke geben oder zumindest einen heißen Tee! Stattdessen zogst du den dünnen Stoff deines Mantels enger und vergrubst die Nase im Kragen. Dein Atem wirbelte kleine Wolken auf, die sich rasch in der Dunkelheit verteilten und dir klar machten, dass es fast null Grad sein musste.
»Komm her.« Sabo packte deinen Mantel am Rücken und zog dich zu sich. Du erschrakst, ließt beinahe dein Gewehr fallen und quiektest leise auf, als dein Rücken auf seine Brust traf. Zwei Arme legten sich um deinen Oberkörper, drückten dich eng an deinen Kommandanten. Mit trockenem Mund sahst du nach oben, blicktest in zwei fröhlich funkelnde Augen. Er war immer so gut gelaunt, es war wirklich ansteckend!
»Sabo...«, murmeltest du verlegen und versuchtest dich aus seinem Griff zu befreien. »Lass los, das geht doch nicht-«
Seine Arme waren zu stark, nachdem du dich aufgesetzt hattest wurdest du prompt wieder an seine Brust gezogen. Deine Ohren liefen rot an vor Verlegenheit und du wusstest nicht, wie du darauf reagieren solltest. War es nur zum warmhalten, hatte er dein Zittern etwa bemerkt? Oder steckte am Ende mehr dahinter?
»Aber du frierst.«, sagte er und sah vorwurfsvoll zu dir herab. »Warum ziehst du auch so eine dünne Jacke an!«
Schimpfte er jetzt etwa mit dir?! Es sollte eher andersherum sein!
»Wenn du das Lager nicht in die Luft gejagt hättest, dann müssten wir nicht in dieser verfluchten Baumkrone hocken bei diesem dreifach verfluchten Wind!«, erwidertest du aufgebracht. Er zuckte mit den Schultern, wie immer unbeeindruckt von jeglichen Komplikationen.
»Aber schau doch mal hoch, ist das nicht herrlich?«, sagte er und schaute zum Himmel. Es war wirklich wunderschön – der bereits wieder abnehmende Vollmond warf in dieser strahlenden, klaren Nacht Licht auf euch, tauchte alles in einen silbrigen Schimmer. »Wenn ich das Lager nicht in Brand gesteckt hätte, würden wir das hier nicht genießen können.«
Damit hatte er Recht und ohne diese missliche Lage würdest du dich wohl auch nicht in seinen Armen wiedergefunden haben, so wie du es jetzt tatest. Seine rechte Hand hatte sich von deinem Oberarm weiter nach unten gewagt, rutschte Zentimeter für Zentimeter tiefer, bis zu deiner Taille. Dich beschlich das Gefühl, dass mehr dahinter steckte als nur ein Gefallen unter Freunden. Du sahst aus dem Augenwinkel zum Blonden auf und zogst die Brauen zusammen. Konnte es sein, dass das alles ein Plan von ihm gewesen war? Hatte er etwa mit Absicht das Waffenlager abgefackelt, damit ihr beide bis zum Morgen ein gutes Versteck finden musstet und etwas Zweisamkeit das Resultat daraus war?
»Das war alles Absicht.«, sprachst du deine Vermutung aus und mustertest ihn kurz. Seine Reaktion war prompt, sein ertappter und schuldbewusster Blick wich zur Seite aus und er schüttelte sofort den Kopf,
»Absicht, was?«, fragte er. »Ich weiß nicht was du meinst.«
»Also wirklich!«, Du schlugst ihn gegen die Schulter, doch aus seiner warmen Umarmung lösen wolltest du dich auch nicht. »Und wenn ich mich erkälte wegen deiner tollen Idee?«
»Ich weiß nicht was du meinst.«, bestand er auf seiner Unschuld und du spürtest, wie du noch näher an ihn gezogen wurdest. »Aber ich passe schon auf, dass du dich nicht erkältest.«
Du sagtest nichts mehr dazu, doch er schaute so schuldbewusst, dass du wohl wirklich Recht hattest. Sabo konnte so verschlagen sein, es überraschte dich immer wieder. Kein Wunder, dass er Dragon's Rechte Hand war. Er war stark, mitfühlend und noch dazu nicht auf den Kopf gefallen. Aber dass er dich hinterging und in Gefahr brachte, nur um sich an dich ranmachen zu können – das schürte deine Wut dann doch.
Du packtest dein Gewehr fest mit beiden Händen, holtest aus und rammtest ihm den Griff in den Magen. Er ächzte, überrascht von dieser Attacke.
»Hey!«, beschwerte er sich sofort und hielt sich den schmerzenden Magen. »Was sollte das denn?!«
»Hör auf mich zu belügen und zu hintergehen.«, knurrtest du ihm zu, lehntest aber den Kopf an seine Schulter und seufztest tief auf. Zumindest war dir nicht mehr kalt.
»Wie lange noch bis Sonnenaufgang?«, fragte Sabo und du kramtest in der Tasche deines Mantels nach deiner Uhr.
»Knapp drei Stunden.«, sagtest du und räkeltest dich ein wenig ins einen Armen.
»Dann muss ich dich ja auf jeden Fall warmhalten.«, hörtest du dicht an deinem Ohr und ein amüsiertes Schnauben konntest du dir nicht verkneifen. Im Licht des Mondes beobachtetst du die Soldaten im Lager, die den Brand löschten und erste Suchtrupps losschickten, die den Wald nach euch durchsuchen und euch gefangen nehmen sollten. Sie würden euch nie finden, so gut versteckt in der Baumkrone und noch dazu eng umschlungen.
So ein Misserfolg war die Mission also doch nicht.  

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