Versteck - Pauly

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»Psst!«
»Selber psst, Idiot!«
Eng aneinander gepresst saßt du mit Pauly zwischen den Kisten des kleinen Lagerraumes, in dem ihr euch versteckt hieltet.
Es war ein lachhaft beengendes Versteck, doch leider waren zwei Dutzend Gläubiger auf der Suche nach euch und wollten Schulden einstreichen. Ihr hattet die kleine Kneipe fluchtartig verlassen müssen, wo ihr beide zusammen euch die Nacht mit Zocken um die Ohren geschlagen hattet. Nur, da ihr beide keine allzu guten Kartenspieler wart, hatte das ganze sehr schnell eine böse Wendung genommen. Jetzt saßt du mit Pauly in diesem viel zu engen, sporadischen Versteck, dicht aneinander gedrückt und beide bis über beide Ohren verlegen und genervt.
»Das war alles deine Schuld!«, zischtest du im Flüsterton zum blonden Handwerker. Wütend versetztest du ihm einen Stoß mit dem Ellenbogen, doch da du keinen Platz hattest zum ausholen wurde es nur ein halbherziges Stupsen. Er sah dich mit finsterer Miene an und versuchte etwas wegzurücken, doch da ihr gezwungen wart zwischen zwei Kisten voller Handelsgüter zu sitzen, war das ein sehr sinnloses Unterfangen.
»Es ist nicht meine Schuld, zum hundertsten mal!«, knurrte er zurück und lauschte nach draußen. Schritte waren zu hören vor dem kleinen Lagerhaus, welches in der Nähe von Dock 3 lag. Stimmen die sich etwas zuriefen und wilde Flüche drangen an eure Ohren.
»Jetzt sitzen wir hier die ganze Nacht fest! Das hast du ja toll hinbekommen!« Eigentlich war es nicht seine Schuld – du hattest auch deinen Teil beigetragen zu dem misslungenen Pokerabend. Bis über beide Ohren stecktet ihr in Schulden bei den Besitzern diverser Kneipen und kleinerer Casinos – immer auf der Hut vor den Gläubigern die das Geld wieder eintreiben wollten.
»Ich hab dir doch gesagt: Ich hab das nicht allein verzapft!«, bekamst du eine mies gelaunte Antwort und ihr beide schwiegt euch vorerst an, jeder genervt und wütend über den Ausgang des Abends.
Dabei hattet ihr wirklich Spaß gehabt zusammen, hattet ein paar Bier getrunken und euch so gut verstanden. Pauly war dein Arbeitskollege auf Dock 1 und oft lagt ihr euch während der Arbeitszeiten in den Haaren, doch wenn ihr zusammen am Wochenende unterwegs wart, verstandet ihr euch wunderbar. Das konnte vielleicht daran liegen, dass ihr beide schon seit Ewigkeiten ineinander verliebt wart – doch zugeben würde das nie einer von euch beiden.
»Was machen wir jetzt?«, fragtest du patzig und rücktest auf deinem schmerzenden Hinterbacken hin und her. Der Boden war hart und so wie du saßt war es mehr als unbequem auf Dauer.
»Warten.« Die Antwort kam sehr kühl zurück und dir wurde klar, dass du ihn durch die ganzen Schuldzuweisungen wohl etwas gekränkt hattest.
Mit einem Ächzen erhobst du dich etwas in dem kleinen Spalt, der als einziges im Versteck nicht von außen durch die Fenster zu sehen war.
»Streck die Beine aus.«
»Was?« Der Blonde sah dich verdutzt an, gehorchte aber und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand, die Beine ausgestreckt, so dass du dich neben ihm niederlassen konntest und deine Beine über seine legen konntest. Erleichtert riebst du dir die schmerzen Knie und seufztest leicht.
»Und was wird das wenn's fertig ist?«, fragte Pauly mit einem leichten Rotschimmer im Gesicht.
»Mir tun langsam ziemlich die Beine weh.«, erklärtest du und lehntest dich gegen eine der Holzkisten. »Und müde werd ich auch.«
»Mmh, geht mir auch so.«, brummte der Blonde und gähnte herzhaft. Es musste schon 3 Uhr am Morgen sein und noch immer konnte man die Gläubiger herumschleichen hören in den Straßen von Water Seven.
»Die müssen doch auch irgendwann müde werden.«, murrtest du und riebst dir fröstelnd die Oberarme. Es war sehr kühl geworden, auch wenn es Sommer war. Ein Schauer fuhr dir über die Haut vor Kälte und Müdigkeit. Du unterdrücktest ein Gähnen und schlosst die Augen.
Du sahst auf, als du merktest wie Paulie sich bewegte. Aus dem Augenwinkel sahst du wie er sich seine Jacke auszog und etwas weiter an die Kiste zu seiner Seite rückte, damit war noch etwas mehr Platz und er sah dich auffordernd an.
Etwas verlegen strichst du dir das Haar aus dem Gesicht und rücktest dicht an den Blonden heran. Er zog die Jacke über euch beide und du lehntest dich leicht an ihn heran. Er war unglaublich warm dafür, dass es so kalt war.
Ein leichtes Seufzen entkam dir, als du merktest dass auch Pauly an dich heran rückte. Du sahst verstohlen zu ihm auf und sahst, dass er etwas verlegen war.
»Ich weiß dass das nicht deine Schuld ist.«, murmeltest du und legtest ein sanftes Lächeln auf. »Tut mir leid.«
»Naja... Es ist auch meine Schuld – unsere Schuld.« Er sah zu dir herunter und du hieltest den Atem an, als er seinen Arm um deine Schulter legte. Eure Blicke trafen sich und für einen kleinen Moment setzte dein Herz aus.
Du rücktest die letzte Millimeter an den Blonden heran und deine Hände legten sich auf seine Brust. Er zuckte kaum merklich unter dieser Berührung zusammen und sein Atem stockte kurz. Mit großen Augen sahst du zu ihm hoch und dein Herz raste so sehr, du hättest schwören können dass es dir gleich aus der Brust sprang.
Unter deinen Fingerspitzen konntest du auch seinen aufgeregten Herzschlag spüren. Er war genauso überrascht und sprachlos von dieser Situation wir du. Pauly war kein Frauenheld, er war absolut schüchtern des anderen Geschlechts gegenüber. Doch euch beiden war durchaus bewusst, wie der jeweils andere empfand. Bis jetzt war immer die Angst dagewesen eure Freundschaft hätte darunter leiden können, doch in diesem Moment war das euch beiden vollkommen egal.
Pauly's Hand glitt sanft über die weiche Haut an deinem Hals, langsam hoch bis zu deinem Nacken. Du schlosst die Augen unter dieser liebevollen Berührung und dein Herz setzte für zwei Schläge aus, als du warme Lippen auf deinen spürtest. Pauly zog dich näher an seinen Körper und verstärkte den Griff an deinem Nacken. Deine Hände fuhren hoch von seiner Brust, über sein Schlüsselbein bis über seine von Muskeln gezierten Schultern.
Dafür, dass er kein Frauenheld war, wusste der Blonde ganz genau was er tat. Sanft küsste er dich, wurde immer bestimmter und fahriger. Der Druck seiner Hand in deinem Nacken wurde stärker und dir war klar, was in seinem Kopf vor sich ging.
Er entlockte dir ein erregtes Keuchen, als er plötzlich von deinen Lippen abließ und begann in die Haut an deinem Hals zu beißen. Die Laute, die du von dir gabst, trieben ihn noch viel weiter an und seine Hand rutschte von deinem Nacken über deine Schulter bis hin zu deiner Brust.
Als dir ein leises Stöhnen entkam, hielt er inne und suchte deinen Blick.
»Wir sollten aufhören.« Seine Stimme war leise, ein kaum hörbares Flehen. Du konntest in seinen Augen sehen, dass er mit sich und seiner Selbstbeherrschung rang.
»Du hast recht.«, flüstertest du ihm zu und Pauly vergrub das Gesicht in deiner Halsbeuge. Du strichst ihm sanft über den Kopf und musstest tief durchatmen, um deinen Herzschlag wieder zu beruhigen.
Der Abend hatte also doch noch eine gute Wendung genommen.  

Love Without Your HeartbeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt