Kostbarer Schatz - Shanks

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»Der Rote Shanks.«, sagtest du mit einem breiten Grinsen und lehntest dich in deinem Stuhl zurück. »Dass ich dich alten Halunken noch einmal wiedersehe, wer hätte das gedacht?«

»Schön, dich zu sehen.«, sagte der Yonko und ließ sich dir gegenüber auf einem weiteren Stuhl nieder. Dein Büro war dunkel und klein, vollgestopft mit allerhand Schränken um deine Buchhaltung zu verstauen. In diesen kleinen Raum hatten sich drei Mitglieder der Rothaar-Piratenbande versammelt, im Schlepptau eine große Truhe mit allem Anschein nach sehr schweren Inhalt. Dein Ruf als Buchhalterin eilte dir voraus, vor allem aber wohl wegen deinen Fähigkeiten der Geldwäsche und dass du Waren in Geld umwandeln konntest. Viele Piratenbanden kamen zu dir, aber nur die wenigsten konnten sich deine Diskretion leisten.
»Hallo Ben, Hallo Yasopp.«, grüßtest du seine beiden Begleiter und sie nickten dir freundlich zu. Schon damals hattest du dich gut mit den Rothaar-Piraten verstanden, als du noch jung und neu im Geschäft warst und als Shanks noch beide Arme hatte.
»Wo habt ihr denn Lucky gelassen?« Der dicke Unteroffizier von Shanks fehlte, sonst war er doch immer bei seinem Kapitän?
»Spinnst du?«, erwiderte Shanks und lachte. »Damit wir hier noch mehr kuscheln müssen? Du brauchst wirklich ein größeres Büro!«
»Es erfüllt seinen Zweck.« Dein Blick wanderte zu der Truhe auf der Ben saß und du warfst dem Rothaarigen einen interessierten Blick zu. »Also, was habt ihr Schönes für mich?«
»Du kennst doch die alten Geschichten mit den Schatzkarten und dem großen roten 'X' auf der Insel, oder?«, erzählte Shanks und Yasopp verdrehte im Hintergrund die Augen. Du hobst abwehrend die Hände, konntest dir den Rest der Geschichte denken.
»Er hat wirklich auf eine billige Karte mit einem 'X' drauf vertraut?«, wandtest du dich an Ben, der mit den Schultern zuckte und nickte.
»Du kennst doch den Kapitän, er ist leicht zu begeistern.«, sagte der Vize und Yasopp begann im Hintergrund zu lachen.
»Hey!«, beschwerte sich Shanks sofort, aber so war es eben bei den Rothaar-Piraten. Du schmunzeltest und zogst aus einem der Schränke eine kleine Liste heraus.
»Dann lasst mal sehen was ihr so habt.«
Es war eine beachtliche Ausbeute: Viele Kilo Goldmünzen, Juwelen so groß wie deine Handfläche und sogar ein reich verziertes Diadem war in der Truhe. Kleinlich genau notiertest du den gesamten Inhalt der Truhe und berechnetest schon im Kopf den ungefähren Wert. Es kam eine gute Menge Berry zusammen und für die Juwelen hattest du auch schon einen Käufer im Sinn. Bei diesem kostbaren Schatz würden eine Menge Zinsen für dich herausspringen.
»Du bringst mich damit über die nächsten zwei Monate.«, säuseltest du zufrieden und reichtest Shanks schließlich die Einschätzung. »Und für euch springt auch noch so einiges heraus.«
Er nahm dir die Liste ab und überflog sie kurz.
»Da kriegst du doch noch mehr raus.«, sagte der Rothaarige und gab dir das Papier zurück. Du zogst die Brauen hoch, überrascht über seine Forderung. Ein kurzer Blick zu Ben und Yasopp, einer der mehr als deutlich war und die beiden verließen dein Büro. Die Verhandlungen führtest du nur mit dem Kapitän, da hatte selbst sein Vize hier nichts zu suchen.
»Etwas zu trinken?«, fragtest du und griffst unter deinen Schreibtisch. Ein Flasche Whiskey kam zum Vorscheinen, mit zwei Gläsern dazu.
»Immer doch.«, stimmte der Rothaarige zu und nahm mit dem Ansatz eines Lächelns das gefüllte Glas entgegen. »Und trotzdem will ich mehr für das Gold haben.«
Du standest auf, schwenktest das Glas voll Whiskey kurz in deiner Hand und gingst dann um den Schreibtisch herum. Seit Jahren kanntest du den Roten Shanks, um genau zu sein seit eurer Jugend. Deine erste Begegnung mit dem Yonko war kurz nach dem Tod von Roger gewesen. Damals hattest du deine erste Arbeit als Buchhalterin in Loguetown angetreten und die Hinrichtung des berüchtigten Piraten miterlebt. Shanks hatte sehr kurz darauf seine eigene Bande gegründet, zusammen mit Ben Beckman. Ihre erste Beute hattest du damals geschätzt und das war dann auch dein erster Auftrag zur Vermittlung von Käufern. Also hattest du es eigentlich Shanks zu verdanken, dass du inzwischen ein gefragter Name unter den Piraten warst.
»Du kriegst nur mehr Geld wenn ich auf Zinsen verzichte.«, sagtest du. »Der Wert ist fest und auch wenn ich schon einen Käufer wüsste, wieso sollte ich auf meinen Anteil verzichten?«
Dein Tonfall war herausfordernd, anzüglich und mehr als deutlich. Schon damals war es ein gelegentliches Vergnügen zwischen euch beiden gewesen, eine lockere Sache.
»Erinnerst du dich an Whiskey Peak?«, fragtest du und nahmst einen Schluck. »Zwei Flaschen Portwein und das kleine Zimmer über der Bar.«
Shanks lachte rau auf, nickte als er an die Nacht vor über 15 Jahren dachte.
»Wir waren ziemlich betrunken.«, sagte er amüsiert. »Damals hast du auch auf deine Zinsen verzichtet.«
»Dann weißt du ja, wie du mir meinen Verlust dieses Mal auch wieder ausgleichen kannst.«, schnurrtest du und setztest dich auf die Ecke deines Schreibtischs. »Ich bin mir sicher, dass ihr lange unterwegs wart. Ohne Landgang.«
Seine Hand stellte das Glas voll Whiskey auf der Tischplatte ab und fuhr dann über das Holz bis hin zu dir. Mit einem verschmitzten Lächeln beobachtetest du ihn, hattest aber nicht die geringste Intention dich seiner Berührung zu entziehen. Zu verlockend war der schöne Pirat, mit diesem feuerroten Haar und offenem Hemd. Die Narben im Gesicht standen ihm gut, doch um seinen Arm tat es dir leid. Du wusstest, dass er den Verlust nicht bedauerte und trotzdem war es anfangs gewöhnungsbedürftig gewesen. Er hatte seinen Arm der Zukunft geopfert, tönte er immer. Typisch Shanks, er war so geheimnisvoll wie gut aussehend.
»Meine Crew wird sich fragen wo ich bleibe.«, kam es von ihm und du schütteltest den Kopf.
»Ach komm, als würden die nicht wissen was wir alle paar Jahre gemacht haben.«, versuchtest du ihn zu überzeugen und strichst mit deinem Bein an seinem entlang. »Ich kann nicht auf meine Zinsen und auf körperliche Zuwendung verzichten.«
»Seit wann so forsch?« Shanks sah dich mit einem neugierigen Blick an und dir wurde klar, dass das heute nichts mehr werden würde. Nur selten konntest du den Rothaarigen zu etwas überreden und man musste sich seinem Willen meist beugen. Betteln nützte nichts, Verführung wirkte seltsamerweise bei ihm auch nicht und ob du Zucker bekamst hing ganz von seiner Laune ab. Dabei hattest du schon so viel für ihn getan, ihm so oft schon einen Käufer für die Schätze vermittelt – konntest du da nicht ein bisschen Zuwendung erwarten?
»Komm schon, sei nicht so stur.«, murrtest du und leertest dein Glas in einem letzten Zug. »Wir haben uns ewig nicht mehr gesehen.«
Shanks schüttelte den Kopf und trank ebenfalls auf, woraufhin er aufstand und sich zu dir herab lehnte. Ein kurzer, flüchtiger Kuss streifte deine Lippen und deine Hand vergrub sich in rotem Haar. Es war ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber mehr würdest du vom Yonko an diesem Tag nicht bekommen.
»Du kriegst deine Zinsen.«, sagte Shanks und löste sich von dir. »Aber wer weiß, vielleicht finde ich ja bald wieder einen kostbaren Schatz?«  

Love Without Your HeartbeatWhere stories live. Discover now