Schwarz und Blau - Bastille

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Mit wachsender Nervosität beobachtetest du die Vorbereitungen, die im großen Festsaal immer weiter voran schritten. Banner wurden aufgehängt, Tische und Stühle aus dem Kellergewölbe geholt und Blumen arrangiert.
Das jährliche Fest der Marine lag dieses mal in deinen – eher unfähigen – Händen und nach und nach fraß sich die Aufregung durch deine Magenwand. Als hättest du nichts besseres zu tun, in deinem Rang als Vize-Admiralin! Du hattest Berichte zu schreiben, Soldaten durch die Gegend zu scheuchen und alles andere, nur nicht weiterhin die Aufbauarbeiten zu besichtigen.
»Es geht gut voran.« Neben dir stand Kizaru, die Hände in den Taschen und mit einem schiefen Grinsen im Gesicht.
»Zieh mich nicht damit auf!«, knurrtest du und verschränktest die Arme vor der Brust. »Du weißt ganz genau, dass ich das nicht freiwillig mache.«
»Es wird sicher gut – solange du nicht so über die Stränge schlägst wie Dalmatian letztes Jahr.«
Du verkniffst dir ein Lachen, dachtest an die Menge von Hunden, die bei der letzten Feier zwischen den Tischen hin und her wuselten. Es war ein einziges Durcheinander und Sakazuki wurde fuchsteufelswild, aber alles in allem war es ein riesiger Erfolg.
»Sind die übrigen Vize schon eingetroffen?«, fragtest du den Admiral neben dir, der bestätigend nickte.
»So ziemlich. Tsuru lässt noch auf sich warten, sie sollte aber auch bald vor Anker gehen. Lons und Bastille legen gerade an.«
»Gut! Lons sollte noch Vorräte für die Küchen mitbringen.«
Du verabschiedetest dich von Borsalino mit einem Winken und eiltest hinaus in den Hof, um Lons in Empfang zu nehmen.
Auf deinem Weg über den steinernen Platz wurdest du höflichst gegrüßt. Alle an dir vorbei ziehenden Soldaten wünschten dir viel Erfolg für das Fest, was deine Nervosität nur weiter stiegen ließ. Was, wenn alles schief ging? Entgegen jeder Erwartung waren Feierlichkeiten der Marine dafür bekannt etwas aus dem Ruder zu laufen. Besonders die ranghohen Tiere wurden sehr wild wenn es in die Abendstunden ging. Tische, Stühle, Geschirr – kaum etwas war sicher.
Dabei hieß es doch immer Piraten wären wild bei Festen! 


»Hallo Lons!«, riefst du deinem Kollegen zu und der Vize wandte sich ab von seinem Schiff und dir zu.

»Ah, ich dachte mir schon dass du kommst und mich beaufsichtigen willst!«, zog er dich auf, aber du winktest lachend ab.
»Die Kisten müssen in die Küchen, sie werden schon erwartet.«, wiest du Lons an und sahst zu deiner Rechten, wo das zweite Marineschiff anlegte und Bastille von Deck sprang. Der hünenhafte Mann sah zu dir herab und obwohl du ausgesprochen groß warst, musstest du zu ihm hoch schauen. Die Maske, die sein Gesicht verdeckte irritierte dich noch immer, nach all den Jahren, aber er legte sie so gut wie nie ab.
Doch noch wesentlich mehr irritierte dich der Rest – seine Kleidung war blutverschmiert und verdreckt.
»Willst du etwa so zum Fest kommen?«, fragtest du den Rothaarigen und er zuckte mit den Schultern.
»Wieso nicht?«, war seine Antwort. »Ich komme gerade erst aus einer Fahrt von Impel Down, also reg dich ab.«
Vor deinem Inneren Auge platze die Festivität bereits wie eine kleine Seifenblase – denn wenn Bastille schon in so einem Aufzug antrat, was würden denn erst die anderen Soldaten machen?
»Zieh dir gefällig etwas anderes an!« Du zogst drohend am Ärmel seines Mantels, doch er schnaubte nur.
»Wieso sollte ich?« Du öffnetest erbost den Mund und packtest eine Strähne seines Haars, um ihn den halben Meter zu dir herab zu ziehen.
»Du wirst gefälligst einen Anzug anziehen! Selbst Lons trägt einen! Und Dalmatian!«, zetertest du aufgebracht, in banger Angst um dein Projekt.
»Ich habe keinen Anzug!«, murrte dir Bastille zu und entzog sein Haar deinen zarten Händen. »Ich habe ein Hemd, das reicht.«
Erbost packtest du den Kragen seines einst weißen Hemdes.
»Du bist voller Dreck, Blut und stinkst als wärst du gerade zwei Wochen auf See gewesen!«
»Ich war ja auch zwei Wochen auf See!«, erwiderte er, genauso aufgebracht. »Und jetzt hör auf dich aufzuspielen, als würden die Fünf Weisen persönlich hier aufkreuzen!«
»Du sollst nur nicht aussehen wie ein dreckiger Herumtreiber.«, knurrtest du und stießt ihn von dir weg. »Also seh' zu und besorge dir anständige Klamotten.«
»Von wegen!«, schnaubte Bastille und wandte sich von dir ab. Du sahst ihm wütend nach, erwischtest ihn aber dabei wie er versuchte den Dreck von sich abzuklopfen. 


»Hier.«

Du drücktest dem Hünen die Kleidung in die Arme und rümpftest die Nase. »Und wehe, du ziehst das nicht an!«
»Das kannst du vergessen.«
Böse sahst du zu ihm hoch, drücktest dann aber noch einmal mit Nachdruck alles in seine Arme und entschwandest zu den Küchen um das Personal zur Eile anzuhalten.
Zwischen den Köchen ging es drunter und drüber, er wurde geschrien und gerufen, und in all dem Chaos standest du und fühltest dich ein wenig verloren. War an alles gedacht? Dekoration, Vorräte? Getränke? Das Essen musste pünktlich fertig sein – Sakazuki konnte Verspätungen nicht ausstehen. Und den Flottenadmiral zu verärgern war wirklich das letzte was du wolltest!
»Na, läuft alles wie geplant?« Kizaru tauchte, wie so oft, aus dem Nichts neben dir auf. Du zucktest etwas zusammen, angesichts seines plötzlichen Erscheinens, seufztest dann aber nur.
»Es ist okay. Ist Fujitora schon da? Und Tsuru?«
»Vor einer Stunde eingetroffen.«
»Gut.« Erleichtert eiltest du los, dich umziehen.


Die Quartiere der Vize-Admiräle waren im westlichen Teil des Hauptquartiers und als Vize war es dir vergönnt ein privates Quartier zu haben, auch wenn du es nur außerhalb der Seefahrten beziehen konntest.

Auf dem Gang liefst du Onigumo und Momonga über den Weg, die dich herzlich grüßten. Fröhlich winkend schicktest du sie zur großen Festhalle und eiltest den Gang weiter hinab zu deinem Zimmer. Eilig warfst du dich in ein Kleid und suchtest nach deinen schicken Schuhen.
Deinen Mantel nur halb von den Schultern herab hängend stolpertest du aus deinem Zimmer auf den Gang, ein Schuh noch nicht ganz am Fuß und die Haare ganz durcheinander. Deinem straffen Zeitplan nach mussten du sofort nach unten, dich bei Sakazuki anmelden und dann endlich die Panik, die dich seit der letzten Woche beherrschte, loslassen.
»Scheiße...«, murmeltest du in dich hinein, als der Verschluss am Rücken – für dich außer Reichweite – sich weigerte dir zu gehorchen. »So ein Mist!«
Tänzelnd balanciertest du auf den für dich unüblich hohen Absätzen und versuchtest verzweifelt den Verschluss zu erreichen. Dabei rutschte dir der Admiralsmantel vollkommen von den Schultern, wurde aber aufgefangen.
Überrascht sahst du auf, vor dir Bastille, der den weißen Stoff vor dem dreckigen Boden gerettet hatte.
»Danke!«, rutschte es dir heraus, vollkommen überrumpelt von seinem Erscheinen.
»Dreh dich um.«
»Wa-«, setztest du erstaunt an, doch er drehte dich an der Schulter um und zog den Reißverschluss deines Kleides hoch. Peinlich berührt räuspertest du dich und schenktest ihm über die Schulter ein Lächeln.
»Danke.«, wiederholtest du, verstummtest dann aber – er hatte es wirklich angezogen. Blaues Hemd, schwarzer Anzug. Das Haar noch immer wild und lang, aber das mochtest du sehr. So grantig er auch immer war, du konntest Bastille sehr gut leiden.
»Sieht gut aus.«, murmeltest du und griffst nach seiner Krawatte, die vollkommen schief hing. »Nur das musst du wohl nochmal üben.«
Mit geschickten Fingern zogst du sie auseinander und bandest sie komplett neu – auf den Zehenspitzen stehend.
»Du bist zu groß.«, murmeltest du leise in dich hinein, quiektest aber erschrocken auf als er die Arme um dich schlang und ein Stück anhob.
»Bastille!«, protestiertest du sofort, aber er schüttelte den Kopf und hob dich noch etwas höher.
»Na los jetzt, wir sind schon zu spät.«, schnaubte er und du bandest mit zittrigen Fingern die Krawatte fest.
»Fertig.«, sagtest du leise und klopftest ihm auf die Schulter. »Lass mich runter.«
Er zögerte einen Moment und es kam dir so vor, als würde er dich ein wenig enger an sich drücken.
»Störe ich?«
Dein Kopf wirbelte so schnell herum, dass es unangenehm ich deinem Nacken knackte.
»Kizaru!«, riefst du erschrocken und wandtest dich sofort aus Bastilles Griff. »Es is-ist nicht das, wonach es a-aussieht!«
»Aber natürlich.«, säuselte der Admiral und bot dir den Arm an, so dass du dich einhaken konntest. »Sakazuki fragte schon nach dir. Du weißt, wie sehr er Unpünktlichkeit verabscheut.«
»Ja, lass uns gehen.« Du warfst Bastille noch einen kurzen Blick zu und lächeltest verlegen. »Bis später.«
Er nickte, trat einen Schritt vor und legte dir den Mantel über die Schultern.
»Wir sehen uns.«

Love Without Your HeartbeatWhere stories live. Discover now