Eine Suche Endet

386 22 0
                                    

Lange saßen Fire und Faramir so schweigend beieinander. Beide genossen sie die Gegenwart des anderen und es schien, als wäre für einen Augenblick die Zeit stehen geblieben.

Schließlich brach der junge Fürst das Schweigen, indem er fragte: „Hast du dich bezüglich...na ja...uns schon entschieden? Also...was zwischen uns ist?" Sie starrte schweigend auf Alagos, welcher langsam durch das Gras hinkte, um sich eine Stelle mit saftigerem Gras zum Fressen zu suchen, und zuckte die Schultern. Der Mann nickte langsam und meinte dann leise: „Ich muss bald nach Ithilien zurück. Das Fürstentum kann nicht ewig auf die Rückkehr seines Fürsten warten." Diesmal war es Fire die schweigend nickte. Sie seufzte und legte sich rücklings ins Gras. Der Gedanke, dass Faramir sie bald verlassen würde machte sie traurig. Er war ihr wirklich sehr wichtig und in seiner Nähe fühlte sie sich sicher und befreit. Nur bei ihrer Schwester fühlte sie sich ähnlich frei zu ihren Emotionen und Meinungen zu stehen. Zwar schämte sie sich auch sonst selten für ihre Meinung und wurde in dieser Hinsicht auch gerne einmal frech, doch wenn sie Menschen wirklich mochte, war es ihr durchaus wichtig, was diese von ihr hielten. Dies war unter anderem ein Grund dafür, warum sie immer noch nicht wirklich zu ihren Gefühlen stehen konnte. Gefühle bedeuteten Schwäche und sie wollte nun mal nicht schwach wirken.

„Ist alles in Ordnung?", riss Faramir die Frau aus ihren Gedanken. Schnell wischte diese eine Träne weg, welche sich heimlich, still und leise ihre Wange herab schleichen wollte. Der Mann war aber nicht blind und hatte diese rasche Handbewegung gesehen. Er lehnte sich nun auch nach hinten und stütze sich auf seinem linken Ellbogen ab, sodass er Fire von der Seite betrachten konnte und mit seiner Rechten griff er nach ihrer Hand. Er hielt sie fest, aber dennoch behutsam in der seinen und strich langsam mit seinem Daumen über ihren Handrücken. „Was ist los?", fragte er ruhig, während er ihr in die Augen blickte. Sie wendete ihren Blick jedoch schnell ab, aus Angst ihr könnten erneut Tränen in die Augen steigen. Faramir nahm Fires Hand nun in seine Linke und legte ihr seine nun freie Hand an die Wange um ihr Gesicht zu sich zu wenden. „Fire...", sprach er erneut, doch diesmal hatte seine Stimme einen besorgten, ja fast schon traurigen Klang. Er sah, dass sie sehr mit etwas zu kämpfen schien und er wollte ihr gerne helfen. Doch so lange sie ihm nicht erzählte was los war, war ihm das leider nur begrenzt möglich. Er wusste, dass der Streit mit ihrem Bruder sie sehr beschäftigte, aber da war noch etwas anderes, das konnte er deutlich spüren. War sie vielleicht immer noch verwirrt von dem Kuss den er ihr gegeben hatte? Der Mann musste zugeben, dass er in dieser Situation für seine Verhältnisse sehr überstürzt gehandelt hatte und er wusste immer noch nicht was ihn zu dieser Tat hingerissen hatte. Er war sich seiner Gefühle für Fire bewusst, dass er aber so offensiv vorgegangen war, überraschte ihn dann doch.

„Machst du dir noch immer Gedanken um den Kuss?", fragte er dann vorsichtig, nachdem er seinen Gedankengang beendet hatte. Fire nickte, den Blick gesenkt. „Es tut mir wirklich leid, dass ich dich so überrannt habe. Ich hätte vorsichtiger vorgehen müssen. Ich weiß auch nicht, weshalb ich so voreilig gehandelt habe. Ich kann dir nur sagen, dass du mir wirklich sehr wichtig bist und ich inzwischen deutlich mehr als nur Freundschaft für dich empfinde...", versuchte Faramir daraufhin zu erklären. „Ich...ich wollte dich auch nicht... na ja... zurückweisen. Es ist nur so...ich weiß nicht...ich bin nur irgendwie...überfordert und weiß nicht wirklich wie ich mich jetzt verhalten soll...", stammelte die Frau daraufhin leise. Es war ihr peinlich als erwachsene Frau so über ihre eigenen Worte zu stolpern nur, weil sie sich nicht traute frei ihre Gefühle kund zu tun und zu ihnen zu stehen. „Meinst du es würde dir helfen, mit mir darüber zu reden? Vielleicht fällt es dir dann leichter damit umzugehen", versuchte der junge Mann nun eine Lösung vorzuschlagen. Fire zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht... Vielleicht?", murmelte sie leise. „Okay, dann lass uns reden", antwortete Faramir lächelnd. Die Frau richtete sich auf und öffnete schon den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn aber recht schnell wieder und gab lediglich ein nachdenkliches „Hm" von sich. Ihr Gegenüber schmunzelte in sich hinein und meinte dann: „Nun gut, dann lass es uns anders versuchen: Wenn du deine Gedanken mal einen kurzen Moment ausblendest und nur auf dein Gefühl achtest, versuche doch mal zu beschreiben, wie es dir in meiner Nähe geht, wie du dich fühlst." Fires Blick schweifte in die Ferne und sie schien einen Moment darüber nachdenken zu müssen, wie sie jetzt antworten sollte. Schließlich begann sie: „Ich weiß nicht wie genau ich es in Worte fassen soll...Wenn ich bei dir bin fühle ich mich irgendwie...sicher. Aber nicht die Art von sicher, bei der man sich verbarrikadiert und isoliert fühlt...mehr dieses Gefühl von...Freiheit. Die Freiheit so zu sein wie man ist und zu wissen und, dass man trotzdem oder gerade deshalb gemocht wird. Dass man sich nicht dafür schämen braucht, wer man ist oder was man denkt und fühlt." Sie stockte. Dann fügte sie leise hinzu: „Und trotzdem sitze ich hier vor dir und wage es nicht geradeheraus zu sagen, was ich fühle..." Sie senkte den Blick. Faramir, welcher sich inzwischen auch wieder aufgerichtet hatte, dachte kurz über ihre Worte nach, ehe er seinen Arm um ihre Schultern legte und sie sacht zu sich zog, sodass ihr Kopf an seiner Schulter zu liegen kam. Sie atmete seinen Geruch tief ein und bekündete mit einem befreienden Seufzen, wie erleichtert sie war und wie gut ihr seine Nähe tat. Etwas zaghaft legte sie ihre Arme um ihn und hielt ihn so in einer vorsichtigen Umarmung. Er legte nun auch seinen anderen Arm um sie und zog sie noch etwas fester an sich um ihr zu signalisieren, dass es absolut in Ordnung war, wenn sie seine Nähe suchte. Er vergrub sein Gesicht in ihren Haaren und atmete den Geruch von frischem Heu ein, welcher vom trockenen Gras zu stammen schien. Nachdem sie ein paar Minuten so dagesessen hatten, löste Faramir sich wieder etwas von ihr, um in ihre Augen blicken zu können. Sie strahlten nun, statt wie zuvor Unsicherheit, nur noch Wärme und Seeligkeit aus. Er schenkte ihr ein ebenso warmes Lächeln und legte seine Stirn an ihre. Beide schlossen sie die Augen und wieder blieb die Zeit für einen Augenblick stehen. Man vernahm lediglich das gleichmäßige Schnaufen der Pferde und das Geräusch, das diese machten wenn sie grasten.

Fire spürte ihren Puls steigen, als Faramirs Gesicht sich weiter dem ihren näherte. Auch ihre Atmung wurde stärker und schneller. Doch war es keine Angst oder Unsicherheit, was sie spürte. Es war die Gespanntheit auf das, was jeden Augenblick geschehen würde.

Sanft legten sich seine Lippen auf die ihren und sie spürte ein Kribbeln am ganzen Körper. Es war ein ihr völlig fremdes Gefühl und in diesem Moment erkannte sie, was ihr die ganze Zeit über gefehlt hatte. Nämlich genau das. Seine Nähe, seine Zuneigung. Er! Zaghaft erwiderte sie den Kuss. Das Kribbeln wurde schwächer und wich einer angenehmen Wärme, die sich in Fires Körper vom Herzen aus zu verbreiten schien. Nur ungern löste sie sich wieder von seinen Lippen, doch war ihr klar, dass dieser Moment nicht ewig anhalten würde. Sie schenkte Faramir ein glückliches Lächeln und er erwiderte dieses. Er umarmte sie noch einmal fest ehe er meinte: „Wir sollten langsam aufbrechen. Die Anderen machen sich sicher schon Sorgen." Die Frau nickte zustimmend und begann sich langsam aufzurappeln. Auch der Mann erhob sich und ging auf sein grasendes Pferd zu. Als auch Fire neben ihrem Tier zum stehen kam nahm sie seine Zügel in die Hand und fragte leise: „Hast du dich etwas erholt?" Während sie sanft seinen Hals tätschelte fügte sie hinzu: „Komm, brechen wir auf."

KämpferherzWhere stories live. Discover now