Erste Schritte seit langer Zeit

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Seit Fires Ankunft in Edoras waren schon einige Wochen vergangen. Ab und an hatte sie zwar noch Schmerzen, doch konnte sie sich wieder einigermaßen bewegen. Inzwischen verstand sie sich auch mit Faramir relativ gut. Sie waren ab und zu ins Gespräch gekommen und da hatte er ihr erzählt, warum er damals so abweisend und kaltherzig gewesen war. Er hatte keine Wahl gehabt, sonst hätte sein Vater ihn noch mehr verachtet. Er dachte, dass er sich so irgendwie beweisen hätte können. Das war seit Denethors Tod allerdings nicht mehr von Nöten gewesen, sodass der Mann nun alleine entscheiden konnte, wem er Vertrauen entgegen bringen konnte und von wem er besser Abstand halten sollte. Fire hatte diese Begründung verstanden. Sie selbst hatte sich Faramir gegenüber auch nicht immer freundlich verhalten. Zudem hatte auch sie immer den Drang sich zu beweisen und ihre Ehre zu wahren. Inzwischen schaffte sie es aber auch ab und an über ihren Schatten zu springen, wenn es darum ging, sich von Freunden helfen zu lassen. Wie auch an diesem Tag.

"Guten Morgen, Fire", begrüßte Faramir die junge Frau, als er an jenem Vormittag ihr Zimmer betrat. "Morgen", murmelte sie verschlafen. Er hatte sie wohl aufgeweckt. "Gute Neuigkeiten! Zusätzlich zu dem Schlafmittel, können wir jetzt auch die restlichen Arzneimittel weglassen! Die Oberschwester hat mir erzählt, dass sie nun micht mehr von Nöten sind und wir uns lieber darum kümmern sollten, dass du wieder auf die Beine kommst!" Er stützte sich mit den Händen auf dem Fußende des Bettes ab und wartete auf eine Reaktion der Frau. "Ja!", rief diese, wärend sie ihre Hand triumphierend zu einer Faust ballte. "Meinst du, du bist schon in der Lage aufzustehen?", fragte Faramir mit einem kritischen Blick. "Klar!", kam die mehr als eindeutige Antwort. Die Piratin setzte sich auf und schlug die Bettdecke zur Seite. Dann schwang sie ihre Füße vom Bett. Bevor sie sich erhob, zögerte sie noch einen Moment. "Was ist? Ich dachte, du wärst sicher stehen zu können!" Herausfordernd baute der Mann sich vor Fire auf. "Natürlich kann ich aufstehen! Es ist nur das erste Mal seit vielen Wochen, dass ich überhaupt wieder den Boden unter den Füßen fühle", begründete sie ihr Zögern. "Also gut, dann auf geht's!", stachelte er sie weiter an. "Ja-ha! Ich mach ja schon!" Vorsichtig erhob die Frau sich von der Bettkante. Natürlich musste sie sich noch festhalten, aber immerhin musste sie nicht mehr nur dumm herumliegen. "Siehst du? Geht doch alles!" Sie nahm ihre Hände vom Fußende weg, um frei zu stehen. Sie war zwar noch etwas wackelig auf den Beinen, aber das würde schon werden. "So, so! Kannst du auch laufen?", fragte Faramir herausfordernd und ein freches grinsen breitete sich über sein Gesicht aus. "Willst du mich beleidigen?", fragte Fire gespielt beleidigt. "Niemals!" Der Mann hob übertrieben bestürzt die Hände und machte eine abwehrende Geste. "Hoffe ich für dich!" Grinsend setzte Fire den rechten Fuß vor den linken. Sie begann zu wanken und brauchte einen Moment, bis sie wieder sicher stand. Faramir runzelte die Stirn. "So brauchen wir ja ein ganzes Zeitalter, bis wir irgendwo hinkommen!", sagte er frech. "Ha ha! Lieg du mal Wochen lang in einem Bett herum, ohne dich zu bewegen! Da wärst du anfangs auch etwas wackelig auf den Beinen!" Fire stemmte gespielt empört die Hände in die Hüften. "Nein, ehrlich! Wenn du dein Frühstück heute mal ausnahmsweise nicht in deinem Bett zu dir nehmen willst, müssen wir uns beeilen, damit noch etwas übrig ist, bis wir ankommen." Er zog eine Augenbraue hoch. Dann fügte er noch hinzu: "Ein gewisser Peregrin Tuk sah heute morgen sehr hungrig aus!" "Ist gut, ich beeil mich ja schon!" Lachend setzte sie einen Fuß vor den anderen, doch kam sie nicht sonderlich schnell voran. "Mann! So dauert das ja ewig!", beschwerte sie sich, als sie nach gefühlten zehn Stunden gerademal die Zimmertür erreicht hatte. "Soll ich dir vielleicht behilflich sein? Oder kommst du auch ohne Hilfe heute noch in der goldenen Halle an?", fragte Faramir frech. "Sehr witzig!", antwortete Fire etwas genervt. Der Mann wollte nicht, dass die Frau um die eigentlich offensichtliche Antwort herum kam. Er wollte nur ein einziges Mal aus ihrem Mund hören, dass sie Hilfe brauchte. "Und?", fragte er, nachdem sie lange einfach genervt an die Decke geschaut hatte. "Chbrch Hlf", murmelte sie unverständlich. "Wie bitte?", fragte Faramir, obwohl er sich denken konnte, was die Frau gesagt hatte. "Ich brch Hlfe", nuschelte sie wieder. "Ich verstehe kein Wort!" Fire verdrehte die Augen. "Ich brauche Hilfe! Zufrieden?" Sie schaute genervt zu ihm hinüber. "Ja, sehr zufrieden!" Der Mann grinste triumphierend und frech zugleich und ließ sie ihren Arm über seine Schultern legen, damit sie sich auf ihm abstützen konnte. "Und? Ist es wirklich sooo schlimm, sich helfen zu lassen?", fragte er. Sie kamen nun schon ein ganzes Stück schneller voran. "Ja", antwortete Fire immernoch etwas genervt über die Tatsache, dass sie sich eingestehen musste, Hilfe zu benötigen. Sie sah allerdings ein, dass sie ohne Unterstützung Jahre bis zur goldenen Halle gebraucht hätte.

KämpferherzWhere stories live. Discover now