Besuch

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Es war ein weiterer Tag in Fires Leben angebrochen. Sie öffnete ihre Augen und stellte zu ihrer Enttäuschung fest, dass ihr Gebet wieder nicht erhört wurde. Auch die Wachen wussten kein neues Gesprächsthema mehr. Sie unterhielten sich seit Tagen darüber, dass Denethor nicht mehr bei Verstand war. Außerdem sei Osgiliath von Orks eingenommen worden. Faramir war wirklich der schlechteste Heerführer, den Fire jeh kennengelernt hatte. Sie legte ihren Kopf gegen die kalte und feuchte Mauer und lauschte den Geräuschen, die die Ratten machten, wenn sie auf dem Boden herum krabbelten. Vor ein paar Tagen hatte es eine Todesfeier gegeben. Irgendein bekannter Krieger soll in einem Elbenboot an Land gespült worden sein. Auch sollte irgendsoein Horn Gondors gefunden worden sein. Alles recht uninteressant. Doch ein Satz eines Wachmanns zog ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Gespräch: "Heute sollen ein Zauberer und ein Hobbit hier eingetroffen sein und stell dir vor, der Halbling hat sich in den Dienst Denethors gestellt!" Fire zweifelte am Verstand des Auenländers. Von allem, was sie über den Truchsess gehört hatte, war nichts freundlich gewesen. Er sollte ungerecht und irrsinnig sein. "Wer heute noch freiwillig einen Eid schwört, hat nicht mehr alle Tassen im Schrank, wenn du mich fragst. Heutzutage dem Heer beizutreten kommt Selbstmord gleich!", fuhr der Soldat fort. "Mhm, der kann nicht ganz normal sein, der Halbling!" Fire lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Wand. Das war das einzige, dass sie seit einem Jahr gesehen hatte. Kalter Stein rings um sie herum. Nur auf einer Seite eine Gittertür.

In dieser Nacht schlief Fire wieder schlecht. Sie träumte von Jukka, wie er von einem Pfeil durchbort zu Boden ging. Langsam konnte sie diesen Traum nicht mehr sehen. Jede Nacht das Selbe. Kaum war sie wach, schloss sie wieder die Augen und legte ihren Kopf an die Felswand.

Sie musste wohl wieder eingeschlafen sein, denn als sie die Augen wieder öffnete, stand ein frischer Krug Wasser und ein neuer Laib Brot am Gitter. Erst versicherte sie sich, dass niemand zu ihr herüber sah, dann stürzte sie sich heimlich auf das kalte Wasser, welches ihre trockene Kehle hinunter floss. Auch aß sie schnell ein kleines Stück Brot, bevor die Wache auf ihrem Rundgang wieder an ihrer Zelle vorbeikam.

Lange saß sie wieder mit geschlossenen Augen auf ihrer Holzpritsche und hoffte, dass auch dieser Tag wie jeder andere schnell vorbeiging. Erst eine leise Stimme, welche sie nicht kannte, lies sie aufschrecken: "Hallo?" Fire traute ihren Augen nicht. Vor ihrer Kerkertür stand wirklich ein Hobbit? Sie schüttelte den Kopf und schloss wieder ihre Augen. Sie begann also schon zu haluzinieren. Als ob jemand sie besuchen käme. "Kannst du mich verstehen?", fragte der Kleine wieder. Unmöglich! Das konnte nicht real sein! Fire schaute ihn durch ihre ausdruckslosen Augen an. Zu gern hätte sie diesem Bild geglaubt. "Wie heißt du?", fragte der Hobbit weiter, "Geht es dir gut?" Fire schaute wieder zurück zur Wand. "Kann ich dir helfen? Du siehst nicht gesund aus..." Der Halbling schien besorgt und Fire sah ihm nun wieder in die Augen. "Bist du schon lange hier?", fragte er nach einer kurzen Zeit des Schweigens. Fire nickte. Selbst wenn es nur eine Haluzination war, was hatte sie denn noch zu verlieren. "Heißt das, dass du mich verstehst?", fragte er freudig, über eine Reaktion seitens der Gefangenen. Wieder nickte Fire. "Was hast du getan, dass du hier her kamst?", hakte er neugierig nach. "Piraterie." Ihre Stimme hörte sich seltsam in ihren Ohren an. Zu lange hatte sie nicht mehr gesprochen. Jetzt war die Neugier des Hobbits entgültig geweckt. Fire wollte etwas sagen, doch wurde sie von einem plötzlichen Hustenreiz unterbrochen. "Du bist ja krank!", stellte der kleine Mann erschrocken fest. Fire winkte ab: "Halb so schlimm." Wieder begann sie zu husten. Der Hobbit sah sie ungläubig an und schüttelte dann den Kopf. "Soll ich Hilfe holen?", bot er ihr freundlich an. "Eher würden sie sterben, als einem Piraten zu helfen." Der folgende Hustenreiz ließ nicht lange auf sie warten. Als Fire in ihre Hand blickte, erschrak sie. Man konnte eindeutig Blut auf ihrer Handfläche sehen. Geschockt sah sie zu dem Hobbit, welcher ohne eine weitere Reaktion zurück in Richtung Höhlenausgang rannte.

Draußen rannte er zügig auf einen grau gekleideten, alten Mann zu, welcher auf einer Bank saß und genüsslich an seiner Pfeife zog. "GANDALF!!", rief der Hobbit außer Atem. "Im Kerker.... Mädchen.... krank.....Blut!", brachte er schwer atment hervor. "Peregrin Tuk, beruhige dich und erzähle erst, wenn du wieder in der Lage bist zu sprechen", wies der alte Mann ihn an. "Im Kerker ist ein Mädchen! Sie ist ganz schlimm krank! Sie hat Blut gehustet!"

KämpferherzWhere stories live. Discover now