Verlassen

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Als Fire wieder zu sich kam, war das erste was sie spürte unglaublicher Schmerz. Sie fühlte sich, als sei eine ganze Armee Uruk-Hais über sie hinweggetrampelt. Vorsichtig öffnete sie ihre Augen. Sie lag am Rande eines verlassenen Schlachtfelds. Überall lagen Leichen auf dem Boden. Sowohl von Menschen, als auch von Orks. Nicht weit von ihr klaffte ein gigantischer Riss, der so tief war, dass man keinen Boden zu vermuten wagte. Die tapfere Piratin versuchte sich trotz schmerzen aufzusetzen, jedoch versagten ihre Arme den Dienst. Sie erinnerte sich nur noch daran, dass ein Troll sie in hohem Bogen von sich geschleudert hatte. Zeitgleich mit dem Aufprall, verlor sie die Besinnung. Selbst die Schmerzen, die sie durch das Brechen der Knochen hätte haben sollen, hatte sie nicht mehr wahrgenommen.

Mit jedem Atemzug schien die Frau kiloweise Staub einzuatmen. Schwer hustend rollte sie sich auf den Rücken. War die Schlacht gewonnen? Waren ihre Freunde mit heiler Haut davongekommen, oder war sie die einzige Überlebende? Was war geschehen? Warum hatte niemand nach ihr gesucht? War sie ihrem guten Freund Pippin doch weniger Wert, als sie angenommen hatte?
Viele Fragen schwirrten durch ihren Kopf. Sie konnte kaum Atmen und jeder einzelne Knochen schmerzte.

Weit entfernt hörte sie eine Stimme rufen. "Verliere nie den Mut, Fearless Fire-Heart! Wenn das Ende naht, werden wir uns wiedersehen!" Es war Jukkas Stimme, die sie da hörte. Ehe das Ende naht... "Ja mein Bruder, ich komme zu dir", flüsterte die Frau, wärend sie ihre Augen schloss um auf den erlösenden Moment des Todes zu warten. Doch diese Erlösung wurde ihr nicht zuteil. Sie blieb mehr tot als lebendig im Dreck liegen und versuchte sich so wenig als möglich zu bewegen.

Stunden vergingen, in denen sie hin und wieder die Besinnung verlor. Fire hörte Schritte, welche sich näherten, und ein Schrei, doch nicht von einem Menschen. Es war das Wiehern eines Pferdes, das sich langsam seinen Weg zwischen den Leichen hindurch bahnte. Schnaubend blieb es neben der reglosen Frau stehen. Sie hörte, wie etwas neben ihr auf den Boden fiel und etwas stupste sie sanft an der Schulter. Zaghaft öffnete sie die Augen. Sie konnte durch den Schleier aus Staub nichts erkennen.

Das Pferd hatte sich neben sie auf den Boden gelegt und atmete ihr nun sanft ins Gesicht. Dabei wirbelte es den Staub auf, welcher sich auf sie niedergelegt hatte. Ein leises Schnauben brachte Fire dazu, die Augen noch etwas mehr zu öffnen. Vor ihrem Gesicht konnte sie ein liegendes Pferd erkennen. Es sah die Frau mit einem Blick an, den sie kannte, doch hatte sie gerade andere Probleme, als über bekannte Gesichter nachzudenken. Das Tier stupste die Piratin im Gesicht an und Schnaubte erneut. Vorsichtig begann Fire näher an das Pferd heran zu robben. Sie krallte sich in seiner Mähne fest und zog sich langsam auf seinen Rücken. Dort fühlte sie sich sicher, als hätte sie schon ihr ganzes Leben darauf verbracht. Sie vergrub ihre Hände noch etwas tiefer in der rauen Mähne und das Tier begann langsam sich zu erheben. Fire wusste nicht, wohin das Pferd sie Tragen würde, doch war alles besser als hier. Hauptsache, sie musste nicht einsam auf einem verlassenen Schlachtfeld sterben.

Im Schritt trottete das Tier der Nacht entgegen. Die Piratin war schon nach kürzester Zeit wieder ohnmächtig geworden. Das war ihr gerade recht. So musste sie immerhin die Schmerzen nicht mehr fühlen. Sicheren Schrittes trug das Pferd die Frau nach draußen auf die weiten Ebenen. Dort war die Chance größer, gesehen zu werden, als umringt von Fels und Staub.

Fire lag mehr auf dem Pferd, als dass sie saß. Sie konnte sich nicht aufrecht halten. Es schien, als gäbe es keinen heilen Knochen mehr in ihr. Sie hatte alle Mühe nicht von ihrem Reittier herunter zu fallen. Sie wusste, dass sie dann wahrscheinlich nicht mehr hochgekommen wäre, und kläglich hätte verrecken müssen. Lange Stunden, gefüllt von Schmerz, Einsamkeit und Leiden, würden sie auf ihrem Ritt ins Hoffnungslose begleiten. Wenn nicht bald ein Wunder geschah, würde sie den nächsten Tag nicht mehr erleben dürfen.

KämpferherzWhere stories live. Discover now