Eifersucht?

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Fire machte gerade einen Spaziergang durch die Kräutergärten der Häuser der Heilung. Sie hatte sich gestern Abend noch gewaschen gehabt. Sie sah immerhin aus wie einmal nach Mordor und wieder zurück. Von einer Zofe hatte sie freundlicherweise ein schlichtes Kleid bekommen. Sie konnte ja nicht immer nur in Kriegsrüstung durch die Landschaft spazieren. Es war bis zur Hüfte eng anliegend und der dunkelrote Stoff mit einem Hübschen, weißen Band verziehrt. Ab dem Becken viel es weit und leicht, in weißen Wellen aus Stoff, bis zum Boden. Fire hatte zwar noch nie zuvor ein Kleid getragen, wozu auch, aber sie hatte sich recht schnell daran gewöhnt. Ihre Haare lies sie locker über die Schultern fallen.

Wie sie da langsam zwischen den Kräuterbeeten umher schritt, hörte sie leider keinerlei Vögel singen. Diese hatten sich lange von hier verzogen, da der drohende Schatten Mordors immernoch das Land verdunkelte. Außerdem war es schon Abend und die untergehende Sonne tauchte den Himmel in ein warmes Pfirsichorange, welches durch die dunklen Wolken etwas düster wirkte.

Fire bog gerade um eine Hecke, als sie Faramir erblickte. Sie bliebt sofort stehen und betrachtete ihn einen Moment. Er schien etwas oder jemanden zu beobachten. Die Piratin folgte seinem Blick und sah an einem Fenster eine blonde Frau stehen. Es war Eowyn, welcher es anscheinend schon wieder bestens ging. Auch sie schien Faramir entdeckt zu haben, denn sie schenkte ihm ein warmes Lächeln. Der Heermeister lächelte freundlich zurück und für einen Moment spürte Fire etwas wie Eifersucht in sich. Nie hatte jemand ihr solch einen liebevollen Blick geschenkt. Nur Jukka ab und zu, aber das war etwas anderes gewesen. Er war immerhin sowas wie ein Bruder für sie. Eigentlich hatte die Piratin sich auch nie sonderlich viel aus Männern gemacht, aber irgendwie war das hier etwas Anderes. Die Frau löste ihren Blick von Faramirs Gesicht und verschwand im Schatten der Büsche im Kräutergarten.

Fire lief zu ihrem Schlafgemach. Sie hatte die Erlaubnis für einen längeren Aufenthalt bekommen und in ihrem Krankenzimmer konnte sie nicht bleiben, da es einfach zu viele Verletzte gab. So war sie nun in einem Gästezimmer untergebracht. Sie schloss hinter sich die schwere Holztüre und machte sich daran das Kleid zu öffnen. Dann schlüpfte sie in ein Nachthemd und legte sich auf das große Bett. Schlafen konnte sie noch nicht.

Plötzlich klopfte es an der Türe. "Herein", murmelte Fire und Pippin lugte durch einen Türspalt in das Zimmer. "Guten Abend Fire. Störe ich gerade?", fragte er höflich. "Nein, nein! Komm rein!" Kaum hatte die Frau zuende gesprochen, war der Kleine in ihr Zimmer gehuscht und hatte die Tür nahezu geräuschlos wieder geschlossen. "Mir ist gerade eingefallen, dass du mir deine Geschichte noch nicht zuende erzählt hast!", sagte Pip, als er sich neben die Piratin auf die weiche Matratze setzte. Fire stöhnte leise, als sie sich aufsetzte. "Also wo habe ich denn aufgehört zu reden?", fragte sie etwas unbeholfen. "Da wo du von Jukka erzählt hast und beinahe weinen musstest", sagte der Hobbit sofort. "Achso, ok. Die Piraten und ich waren gerade auf dem großen Fluss unterwegs um ein Handelsschiff auszurauben, als wir von den Soldaten Gondors in einen Hinterhalt gelockt wurden. Als wir nämlich das vermeintliche Handelschiff betraten, wurde eine Hälfte von uns direkt von den Soldaten getötet. Die Anderen gefesselt und nach Minas Tirith gebracht. So auch Jukka und ich. Wir bekamen immer nur abgestandenes Wasser und hartes Brot. Einmal wollte so einer von den Wachen mich sogar vergewaltigen. Idiotisches Schwein. Ich habe ihm das Gesicht zerkratzt. Er hat immernoch eine Narbe in der Visage. Jedenfalls lies Denethor meinen Bruder hinrichten, da er es als zu großes Risiko sah, zwei Gefangene in eine Zelle zu sperren. Von da an habe ich fast nichts mehr gegessen. Ich esse doch nicht aus der Hand, die meine Familie getötet hat! Ungefär ein Jahr lang saß ich dann in diesem Drecksloch. Die Nächte waren der blanke Horror. Ich musste oft husten und es ging mir insgesamt einfach dreckig. Ich hatte mich schon aufgegeben. Ich saß Tag für Tag in meiner Zelle und habe die Wand angestarrt. Irgendwann bist dann du aufgetaucht...", beendete Fire ihre Geschichte. Pippin hatte die ganze Zeit über aufmerksam zugehört. "Und warum genau findest du Faramir so doof?", fragte er schließlich.
"1. War er es, der die Soldaten die uns festnahmen befehligt hatte.
2. Hat er mich gezwungen Jukkas Hinrichtung mit anzusehen.
3. Ist er ein arrogantes, idiotisches... keine Ahnung, auf jeden Fall ist er ein Idiot. Und das ist noch freundlich formuliert!", erklärte die Frau etwas lauter als geplant. "Ich finde, du solltest ihm noch eine Chance geben. Er wurde ja von seinem Vater gezwungen so böse zu sein. Ich bin mir sicher, dass ihr euch super verstehen würdet, wenn ihr euch mal in Ruhe unterhalten würdet", schlug der Hobbit vor. Fire überlegte kurz. Dann antwortete sie: "Dir liegt sichtlich viel daran, dass Faramir und ich uns vertragen. Nur verstehe ich nicht wieso!" "Ich mag es eben nicht wenn zwei meiner Freunde sich streiten. Ehrlich, er hat das alles nicht so gemeint, sonst hätte er wohl nicht geholfen dich in die Häuser der Heilung zu bringen!" Pippin zwinkerte ihr kurz zu und die Piratin wusste nicht so recht, wie sie das deuten sollte. Jedenfalls war es ihr nicht recht, dass ausgerechnet dieser aufgeblasene Affe von Heermeister geholfen hat sie zu rette. Na ja, sie hatte ihn ja auch gerettet, also waren sie quitt. Oder?

"Es ist spät. Du solltest ins Bett Pippin. Wir können von mir aus morgen weiterreden", sagte schließlich die Piratin. Allerdings konnte er sie nicht mehr hören, da er längst schlief. Fire schüttelte lachend den Kopf und beschloss dann, ihn auf sein Zimmer zu bringen.

KämpferherzWhere stories live. Discover now