Schlimmer geht immer!

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Auf ihrem Ritt über die Ebenen Rohans hing Fire ihren Gedanken nach. Was zurzeit in ihrem Leben passierte, war chaotischer als jede noch so wilde Schlacht. Sie war kreuz und quer durch Mittelerde gereist, hatte ihre Familie gefunden und Faramir hatte sich vorerst von Eowyn getrennt. Die Frau hoffte von ganzem Herzen, dass wenigstens Letzteres sich wieder einpendelte. Faramir hatte seit dem Tod seiner Mutter und dem seines Bruders niemanden mehr gehabt. Jetzt hatte er endlich eine Frau gefunden gehabt, welche ihm das Gefühl vermittelt hatte, etwas Besonderes zu sein und geliebt zu werden. Jetzt hatte besagte Frau ihn mit ihrer elendigen Eifersucht so lange in den Wahnsinn getrieben, bis der arme Mann sie verlassen musste, um etwas Abstand von alledem zu bekommen.

Fire erschrak, als sie am Horizont ein Pferd traben sah. Es war das von Faramir! Doch wo war er?!

Die Frau presste Alagos die Fersen in die Flanken und trieb ihn zum Galopp an, bis sie das Pferd des Heermeisters erreicht hatte. „Wo ist dein Reiter?", fragte sie voll Sorge an das Tier gerichtet. Sie sprang von ihrem eigenen und schaute sich den Apfelschimmel genauer an. Es sah nicht so aus, als sei es angegriffen worden, da es keinerlei Verletzungen aufwies, aber die Stute schien dennoch verwirrt und war völlig verschwitzt. „Hast du dich erschrocken und ihn abgeworfen?", fragte Fire weiter, wohl wissend, dass das Pferd sie nicht verstehen konnte. Dieses schnaubte leise und warf seine schweißverklebte Mähne in die Luft.

Fire drehte sich nach allen Richtungen um und fragte leise: „Aus welcher Richtung kommst du?"

Sie ging in die Hocke um den Boden nach Hufabdrücken zu untersuchen. Sie fand aber keine. „Vermaledeit!! Der Boden ist viel zu trocken um irgendetwas erkennen zu können!", fluchte Fire daraufhin. Sie rappelte sich auf, packte Faramirs Pferd am Zügel, schwang sich in Alagos' Sattel und galoppierte zurück nach Edoras.

Dort angekommen sprang sie vom Rücken ihres Tiers, drückte die Zügel beider Pferde einem Stallburschen in die Hand und sprang mit großen Schritten zur goldenen Halle hinauf.

„ÉOMER!!! SCHNELL!!! ICH BRAUCHE DEINE HILFE!!!", schrie die Frau, kaum dass sie das Tor aufgeschoben hatte. „Fire! Was ist geschehen?!", fragte der Angesprochene alarmiert, während er erschrocken von seinem Thron aufsprang. Nach Luft schnappend stützte Fire sich vornüber gebeugt auf ihre Knie und atmete tief durch, ehe sie erklärte: „Ich habe auf den Ebenen Faramirs Stute gefunden. Von ihm fehlt jede Spur! Sein Pferd war verschwitzt und verwirrt, als sei es vor etwas geflohen!" „Verdammt! Ich kann hier geraden nicht weg!! Ich warte auf einen wichtigen Boten aus Minas Tirith! Ich kann dir aber Eowyn und ein paar Männer mitschicken die dir suchen helfen können!", bot der König an. Die Frau schüttelte entschieden den Kopf. „Die Männer kannst du gerne mitschicken, aber bitte nicht Eowyn! Ich kann mit ihr nicht arbeiten!", erklärte Fire sich. Éomer wiegte zustimmend den Kopf und meinte dann: „Dann gebe ich dir Gamling mit! Mit ihm kann man auf jeden Fall etwas anfangen!" Fire nickte hastig. „Hey, Junge!", rief der junge König einem Burschen zu, der gerade mit einem Holzschwert in der Hand auf dem Weg nach draußen war, „Bring Gamling her! Aber beeil dich, es ist wichtig!!" Der Junge nickte schnell und schlüpfte nach draußen. Nur einen kurzen Moment später kam er mit Gamling und Eowyn im Schlepptau wieder. „Was gibt es so dringendes, mein Herr?!", fragte der Mann geradeheraus. „Such deine besten Späher zusammen! Du wirst mit Fire in die Mark hinaus reiten und nach Fürst Faramir von Ithilien suchen!", gab Éomer seine Anweisung. Eowyn starrte schockiert zu ihrem Bruder auf, während Gamling sich hastig verneigte und wieder nach draußen eilte. Mit weit aufgerissenen Augen fragte die blonde Frau: „Was ist mit Faramir?" „Ich habe sein Pferd auf den Ebenen gefunden. Von ihm fehlte jede Spur", erklärte Fire schnell, ehe sie Gamling hinterher eilte. Eowyn wollte ihr schon folgen, als Éomer meinte: „Du bleibst hier, Schwesterherz! Wir wissen nicht was ihm zugestoßen ist. Es kann sein, dass jede Sekunde zählt! Du würdest Fire sicher behindern, da sie mit dir nicht arbeiten kann", verdeutlichte der Mann seiner Schwester. Ihr besorgter Gesichtsausdruck war augenblicklich einem Empörten gewichen. „Das soll doch wohl ein Scherz sein! Mein Faramir könnte ihn Gefahr sein und ich soll hier bleiben?!", rief sie ungläubig. „Von DEINEM Faramir kann gar nicht die Rede sein! Hättest du keinen Streit mit ihm angefangen, dann wäre er nicht wütend davon geritten!", tadelte Éomer die Frau. Diese schnaubte wütend und eilte nach draußen. Dort sah sie gerade noch, wie Fire mit Gamling und ein paar weiteren Soldaten durch das Statttor galoppierte und nur eine dichte Staubwolke zurückließ.

Der Wind schlug den Reitern hart ins Gesicht, während sie im gestreckten Galopp in die Richtung ritten, in der Fire Faramirs Pferd gefunden hatte.

Plötzlich sah die Frau an der Spitze des Trupps zu ihrer Rechten am Horizont etwas Seltsames. Sie konnte nicht so recht erkennen, was es war, lenkte Alagos aber dennoch in diese Richtung. Vielleicht konnten sie ja einen Hinweis finden!

Im Näherkommen erkannte Fire ein paar Orkleichen. Noch während ihr Pferd dabei war durchzuparieren, sprang sie ab um sich umzusehen. Es waren nicht viele Orks, aber mit sauberen Schwerthieben abgeschlachtet worden. „Herrin! Hier drüben!", rief einer der Reiter der Frau zu, der etwas abseits des Leichenhaufens stand. „Was gibt es?", fragte Fire ernst, während sie zu ihm herüber eilte. „Ich habe einen Dolch gefunden!", erklärte der Mann und reichte die Klinge an die Frau weiter. „Elbische Runen? Das wird wohl kaum Faramirs Dolch sein, er ist ohne Waffen aufgebrochen...,aber was könnten Elben hier zu schaffen haben?", fragte sie mehr an sich selbst gerichtet. „Herrin!", rief plötzlich ein anderer Mann. Fire lief zügig zu ihm und hob einen königsblauen, mit Bluttropfen versehenen Stofffetzen auf. „Der ist von Faramirs Tunika!", stellte die Frau erschrocken fest, „Aber was hat der Elbendolch damit zu tun?", überlegte sie laut.

Suchend schaute Fire sich um. „Was ist das für ein Wald?", fragte sie, als sie in nördlicher Richtung einige Bäume dicht beieinander stehen sah. „Der Fangorn!", antwortete Gamling knapp. Man merkte ihm an, dass er diesen Ort lieber nicht absuchen wollte. Fire jedoch nahm den Elbendolch fest in die Hand und sprang auf ihren Hengst. Die Männer stiegen ebenfalls auf ihre Rösser und galoppierten der Frau ohne zu murren hinterher, auch wenn sie sich alle lieber woanders befänden. Sie alle wussten aber, dass Fire gut mit ihrem König befreundet war und sie mächtigen Ärger bekommen konnten, sollten sie sich ihrem Befehl widersetzen.

Auf dieser doch nicht allzu langen Strecke, beschlich Fire langsam die Angst, Faramir könnte getötet worden sein. Vielleicht nicht unbedingt von diesem mysteriösen Elben, der seinen Dolch verloren hatte, sondern eher von einem Ork schwer verwundet. Es konnte ja auch gut sein, dass besagter Elb dem Fürsten helfen wollte. Vielleicht war dieser Vertreter des Schönen Volkes aber auch nicht rechtzeitig gekommen um Faramir zu helfen! Vielleicht war Faramir verblutet oder auf andere Art und Weise an seien Wunden verendet! Und verletzt war er auf jeden Fall! Das Blut auf dem Stofffetzen konnte schließlich kein Orkblut sein, da dies ja bekanntlich eine schwarze Färbung hatte.

Was auch immer Faramir zugestoßen war, Fire würde jeden Stein umdrehen, bis sie ihn gefunden hatte! Ob Tod oder wie sie hoffte, lebendig! Sie würde ihn finden!

KämpferherzWhere stories live. Discover now