Tragische Wendung

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Diesmal rannte Martinus in Richtung Tor, während ich in eine Art Rangelei mit Marcus geriet, die aber auch nicht wirklich ernst gemeint war. Es endete damit, dass Martinus schon längst ein Tor geschossen hatte, aber Marcus und ich uns beide im Schwitzkasten hatten und beide probierten, dem anderen das Bein wegzutreten und ihn zu Fall zu bringen, was uns aber beiden nicht gelang. ,,Okay... Frieden?" Fragte ich Marcus wieder leicht atemlos. ,,Ja...", erwiderte er keuchend aber mit einem Lachen und gab mir die Hand.

Ich joggte atemlos wieder zu Martinus in unsere Hälfte und wir beobachteten Marcus und Helene beim Anstoß. Dieses Mal spielte Helene den Ball zu Marcus. Martinus sah mich schnell an, da Marcus in meine Richtung gerannt kam. Denn Marcus schien wohl zu wissen, dass es dort einfacher war. Währenddessen wurde Martinus gerade von Helene umgerannt, sodass er wirklich auf dem Boden lag und wieder einen Lachflash kriegte. Ich war davon so abgelenkt gewesen, dass ich gar nicht bemerkt hatte, dass Marcus den Ball schon an mir vorbeigespielt hatte, allerdings waren wir beide noch auf einer Höhe, nur der Ball war einen Meter vor uns. Schnell fing ich an zu sprinten und Marcus schien genau das gleiche zu denken, im gleichen Moment streckten wir unsere Beine aus, um gegen den Fußball zu treten und stießen voll gegeneinander. Erst mit unseren Schulter und durch die Kraft, die er hatte, wurde ich ziemlich zur Seite geschleudert, normalerweise hätte mir das nichts ausgemacht, aber irgendwie kam ich, als ich mich abfangen wollte, falsch mit meinem Fuß auf, sodass ich ziemlich schmerzhaft umknickte. Anfangs spürte ich noch nicht richtig was, wegen des ganzen Adrenalines.

Marcus rannte weiter, aber ich blieb mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden liegen. Ich war schon einmal umgeknickt, aber das war nichts gewesen im Vergleich zu diesem Schmerz jetzt. Helene und Julia waren alle bei unserem Tor und feierten das Tor, aber Martinus kam sofort zu mir angerannt. Besorgt ließ er sich neben mir auf die Knie fallen und es schien ihm total egal zu sein, dass er jetzt gleich vermutlich ziemliche Flecken vom Gras auf seiner Hose haben würde.

,,Sara, alles okay?" Ich hatte ihn noch nie so ängstlich gesehen und das war gleichzeitig so süß, dass es mir Tränen in die Augen trieb. ,,Ich bin nur umgeknickt", ich probierte, das ganze etwas runterzuspielen und setzte mich auf, während ich mir meinen rechten Fuß hielt, der langsam schon anschwoll und immer mehr weh tat. ,,Das sieht echt schmerzhaft aus...", er betrachtete mich mit so viel Sorge, dass ich wirklich fast anfing zu heulen. ,,Wir sollten zu Papa und den anderen...", Martinus strich mir vorsichtig eine Haarsträhne aus dem Gesicht und ich starrte nur an ihm vorbei. ,,Die anderen können aber ruhig weiterspielen...", sagte ich, da ich jetzt wirklich nicht die Spielverderberin sein wollte. ,,Okay, ich sag's ihnen gleich", er lächelte leicht und sah so aus, als probierte er, sich selbst zu beruhigen.

Ich wollte schon aufstehen, aber er hielt mich zurück. ,,Ich mach das schon", und schon hatte er mich im Brautstyle hochgehoben und lief auf Marcus zu. ,,Ihr könnt ruhig weiterspielen, wir sagen nur kurz Papa Bescheid", Martinus schien zu wissen, dass ich nicht wollte, dass sie jetzt alle mitkommen würden. ,,Okay... tut mir leid", Marcus sah mich besorgt und entschuldigend an. ,,Alles gut", ich zwang mir ein Lächeln aufs Gesicht, obwohl mir zum Heulen zu Mute war, der Schmerz wurde von Sekunde zu Sekunde immer schlimmer.

Als Martinus sich von den anderen weggedreht hatte, konnte ich es nicht mehr aushalten. Schwach lehnte ich meinen Kopf gegen seine Brust. Jetzt kamen mir wirklich die Tränen, der Schmerz war so unerträglich. ,,Es tut so weh", schluchzte ich leise gegen sein T-Shirt. ,,Oh mein Gott Sara... wir kriegen das hin, keine Sorge", er strich mir sanft über den Kopf und lief etwas schneller. Ich biss mir auf die Lippe, um nicht laut zu heulen und ließ die Tränen einfach stumm über meine Wangen laufen. Ich hatte noch nie einen so starken Schmerz gespürt. Krampfhaft klammerte ich mich mit meiner rechten Hand an Martinus' Shirt fest und wünschte mir so sehr, dass ich einfach einschlafen und ohne diesen Schmerz wieder aufwachen würde.

,,Wir sind gleich da", Martinus' Stimme zitterte und ich hörte, wie verzweifelt er war. Ich probierte ein paar Mal tief durchzuatmen, aber musste dann wieder schluchzen. Dieser Schmerz sollte einfach nur aufhören, ich konnte das nicht länger ertragen. Mit geschlossenen Augen lehnte ich meinen Kopf wieder gegen seine Brust, in der ich sein Herz stark und schnell schlagen hören konnte, ein paar Sekunden lang probierte ich mich nur darauf zu konzentrieren und den Schmerz auszublenden, aber es gelang mir nicht länger als zehn Sekunden.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht öffnete ich die Augen wieder und die Tränen strömten wieder nur so meine Wangen herunter. ,,Es tut so weh", schluchzte ich aufgelöst und drückte meinen Kopf fest gegen ihn. ,,Die anderen kommen schon", Martinus Stimme konnte man anhören, wie sehr es ihn mitnahm und was für eine Angst er hatte. Normalerweise hätte ich mich schlecht gefühlt, weil ich ihm so Angst machte, aber ich spürte nichts anderes als diesen stechenden Schmerz in meinem Fußgelenk. Es war der schlimmste Schmerz, den ich je in meinem Leben gespürt hatte.

Als wir wieder zu dem Platz kamen, wo wir vorhin noch gesessen hatten, sprangen Mama und Kjell-Erik sofort auf, als sie uns sahen. Besorgt kamen sie zu Martinus gerannt, bevor er sie überhaupt erreicht hatte. ,,Papa....", Martinus stotterte und bildete schnell und undeutlich irgendwelche wirren Sätze auf Englisch. Er war so verzweifelt, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Jetzt kam der Bodyguard an und nahm mich Martinus ab, da ich doch nicht so leicht war, als dass Martinus mich die ganze Zeit tragen könnte.

,,Mama, es tut so sehr weh", schluchzte ich laut. ,,Alles wird gut Sara", Mama strich mir sanft über die Wange, aber auch in ihrem Gesicht konnte ich die Besorgung sehen. Marte, Eirik und Kjell-Erik redeten schnell auf Norwegisch, dann sahen sie hektisch zu Mama: ,,Hospital?" ,,Yes", Mama nickte mit einem Seufzer. Toll, wegen mir würden wir jetzt wahrscheinlich unseren Zug verpassen... Ich weinte leise vor mich hin. Warum wurde dieser Schmerz bloß immer stärker?

Soweit ich verstand wollte Kjell-Erik mitkommen und Marte und Eirik sollte später mit Marcus, Helene und Julia nachkommen.

Ich kriegte nichts wirklich um mich herum mit, da ich nur noch diesen Schmerz spürte, nichts anderes als den Schmerz.

Der schwarze Van wartete vor dem Park noch auf uns und der Bodyguard setzte mich vorsichtig ins Auto. Martinus saß neben mir und ich ließ meinen Kopf verzweifelt auf seine Schulter sinken. Der Schmerz wurde einfach nicht weniger. Ich fühlte mich durch diesen Schmerz so erschöpft und verzweifelt, weil ich einfach nicht wusste, was ich tun sollte, dass er weniger wurde.

Mit Tränen in den Augen, nahm ich Martinus' Hand. Irgendwie half es mir, dass er bei mir war.

,,Sara, wir kriegen das hin", seine Stimme zitterte und ich sah, dass er schon Tränen in den Augen hatte.

One more second with you- Marcus & MartinusWhere stories live. Discover now