Heartbeat

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Nebeneinander liefen wir durch den Gang, wobei sich unsere Arme immer leicht streiften, was mich nur noch nervöser machte.

Im Fahrstuhl angekommen, sahen wir uns wieder an. ,,Wie lange spielst du schon Klavier?" Wissbegierig sah er mir in die Augen und drückte auf den leuchtenden Knopf mit der Aufschrift EG. ,,Seit einem Jahr", leicht verlegen sah ich zu Boden. ,,Dann musst du mir was vorspielen", er grinste und entlockte mir damit ein kleines Lächeln. Ich spielte zwar erst seit einem Jahr, aber schon auf einem relativ hohen Niveau. Mein Klavierlehrer meinte, dass ich besser spielte, als manche, die schon seit drei oder vier Jahren Unterricht nahmen, was mich immer wieder sehr glücklich machte.

Unten angekommen, liefen wir durch die Lobby, wobei die Frau an der Rezeption leicht neidisch guckte, als sie mich mit Martinus sah. Mit erhobenem Haupt schritt ich an ihr vorbei und musste mir ein Grinsen unterdrücken.

Es war ziemlich leise in der Lobby und der weiße Flügel stand etwas verloren am Rand der großen Eingangshalle. Glücklicherweise waren nicht viele Leute in der Lobby, nur ein paar, die auf ihre Laptops oder Handys starrten, in Jacket und Krawatte.

Als wir ankamen, lehnte sich Martinus auf den Flügel und grinste süß: ,,Also, dann fang mal an."

Ich grinste leicht nervös und setzte mich auf den Hocker. Das letzte Stück, was ich fertig hatte, war Wrecking Ball, es klang echt schön auf dem Klavier. Schnell strich ich mir noch eine Haarsträhne meiner Haare hinters Ohr.

Vorsichtig legte ich meine Finger auf die Tasten und fing an, zu spielen. Sofort vergaß ich alles um mich herum und es gab nur noch die Musik und mich. Meine Finger glitten anmutig über die Tasten und es wäre, als würde die Welt für einen Moment stehen bleiben. Ich spürte, wie Martinus' Blick immer wieder zwischen meinen Fingern und meinem Gesicht hin und herschweifte, weshalb ich leicht lächeln musste. Ich genoss seine Anwesenheit.

Als ich fertig war, stand Martinus mit offenem Mund da. ,,Du spielst nie im Leben erst seit einem Jahr Klavier", ungläubig starrte er mich an. Ich nickte lachend. ,,Das war mega!" Er kam einen Schritt weiter auf mich zu.

,,Danke... Jetzt du", ich grinste und wir tauschten Plätze. Er  setzte sich, legte seine Finger auf die Tasten. Dann schloss er kurz die Augen, um sich zu konzentrieren, er öffnete sie wieder und fing langsam an, zu spielen. Er spielte eine wunderschöne Version von Heartbeat, als wüsste er, dass das eins meiner Lieblingslieder von ihnen war. Mein Herzschlag verschnellerte sich um einiges. Es sah so schön aus, wie er voll konzentriert an dem weißen Flügel saß und seine Finger anmutig über die Tasten glitten.

Als er fertig war, applaudierte ich leise. ,,Wow, das war mega ", ich lächelte verträumt. ,,Danke", er strahlte glücklich.

Schnell gingen wir wieder und ein paar Leute guckten uns komisch, aber auch bewundernd, an. Wir ließen uns nebeneinander auf eine Ledercouch in der Lobby fallen, wobei wir sehr viel Körperkontakt hatten.

Gleichzeitig musste wir beide grinsen. Den Klang des Flügels musste man in der ganzen Lobby gehört haben.

,,Aber echt, du spielst wirklich gut", er drehte sich in meine Richtung und legte seinen Arm auf die Lehne des Sofas. ,,Danke", ich lächelte. ,,Du aber auch!" ,,Danke", wir beide mussten lächeln.

,,Ist es nicht komisch, wenn jeder wildfremde Mensch alles über dich weiß, aber du kennst die Person nicht mal?" Nun war ich es, die ihn neugierig ansah. Er fuhr sich einmal durch die Haare: ,,Ja klar, schon irgendwie, aber so ist es halt... Und es ist echt cool, seine Fans zu treffen", er lächelte mich jetzt an. ,,Ja... okay, das kann ich verstehen", ich lächelte auch.

,,Hast du eigentlich einen Freund?" Neugierig sah er mich an und in mir stieg eine Welle Aufregung hoch. Das war eine Andeutung...

,,Nein, ich hatte auch noch nie einen...", sagte ich leicht bedrückt. Aber Martinus grinste: ,,Hey, ich hatte auch noch nie ne Freundin!" Wir klatschten uns lachend ab. Es war schon echt cool mit ihm. ,,Dann hattest du auch noch nicht deinen ersten Kuss, oder?" Es war mir etwas peinlich, das zu fragen, aber er reagierte echt süß.

,,Nein, aber ich will auch nichts erzwingen, ich warte einfach, bis die richtige kommt", freundlich lächelte er mir zu und ich erwiderte dies. ,,Das ist 'ne gute Ansicht!"

,,Wie ist es eigentlich mit Freunden und so, wenn du dauernd weg bist?" Ich stellte mir das nicht so leicht vor, dauernd weg zu sein und trotzdem mit den Freunden in Kontakt zu bleiben.

,,Naja, es ist schon schwer, aber wir sind ja doch ziemlich regelmäßig zu Hause und sonst gibt es ja Skype oder WhatsApp oder halt soziale Medien", er sah ehrlich zu mir auf. ,,Das ist wahr!" Stimmte ich ihm zu.

,,Sollen wir mal wieder hochgehen?" Fragte ich ihn mit einem Blick auf die große Uhr über der Rezeption. Wir waren jetzt schon über eine halbe Stunde hier. ,,Oh ja, stimmt", er lachte erstaunt, als er auch zur Uhr sah. Wir beide standen auf und liefen über den Mamorboden zum Fahrstuhl.

Unauffällig ließ ich meinen Blick immer wieder zu Martinus schweifen.  Er war echt süß und so nett!

Der Fahrstuhl kam und wir stiegen wieder ein. Martinus drückte mal wieder den Knopf und drehte seinen Kopf dann zu mir: ,,Was die wohl die ganze Zeit gemacht haben?" ,,Wahrscheinlich hat Helene geredet", ich musste lachen und er stimmte mit ein. Auch er schien schien schon bemerkt zu haben, dass Helene reden konnte, wie ein Wasserfall. Wir beide lachten immer noch, als wir im 4. Stock wieder ausstiegen und zum Zimmer liefen.

Auch wenn ich Martinus jetzt erst wenige Stunden persönlich kannte, war die Zeit mit ihm echt super und unbeschwert. Ich vergaß einfach alle Probleme in der Schule oder mit Freunden. Er lenkte mich ab.

Wie gefällt euch die Geschichte so? :)

One more second with you- Marcus & MartinusDonde viven las historias. Descúbrelo ahora