Rot sehen - Eustass Kid

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  Du nähertest dich dem Ende deines Glases. Der Boden war schon zu sehen, als du mit strammen Blick hinein starrtest. Wie jedes Abend waren es wiedermal einige Drinks zuviel gewesen. Obwohl du an der Bar saßt und dich versuchtest fest zu halten, wanktest du doch beachtlich. Das Reden mit dem Wirt hattest du sein lassen, nachdem nicht mehr als lallende Worte heraus sprudelten. Wie peinlich! Eine junge Frau sollte sich nicht so betrinken, sagte der Wirt immer zu dir. Aber du hattest deine Gründe, das wusste er. Daher nahm er jeden Abend dein Geld entgegen und brachte dir Stunde um Stunde immer mehr zu trinken. Und ebenso wurdest du voller und voller, bis du dann jede Nacht sturzbetrunken durch die Gassen liefst und ewig für den Weg nach Hause brauchtest.
Irritiert drehtest du dich um, als du einen kalten Luftzug spürtest. Dein schwummriger Blick glitt zur Tür, wo einige zwielichte Gestalten eintraten. Der Anführer dieser Gruppe hatte rote Haare, trug eine Fliegerbrille und einen Mantel um die Schultern geworfen. Begleitet wurde er von einem Maskenträger mit langen blonden Haaren und einem Mann, der viele nähte auf seinem Körper zu haben schien.
Piraten, ging es dir durch den Kopf. Dreckiges Pack! Dauernd waren sie hier auf dem Sabaody Archipel, um in die neue Welt zu reisen. Nur die abgebrühtesten schafften es weit, welches aber auch nur eine begrenzte Zahl war.
Die drei Gesetzlosen setzten sich an einen der hinteren Ecktische, von Schatten verborgen. Sie bestellten sich Bier, welches der Wirt ihnen schnell brachte, mehr aus Angst vor ihnen als Respekt.
Du beobachtetest sie aus der Ecke am Tresen, in die du dich verdrückt hattest. Zugegeben, der Anführer der drei sah nun nicht unbedingt übel aus, aber Pirat war Pirat, da ließ sich nichts ändern.

„Ey du!", gröhltest du zu ihm herüber, als dir der Lautstärkepegel ziemlich auf die Nerven ging. „Kanns du mal leiser sein?!"
„Warum sollte ich?", erwiderte der Rothaarige aggressiv und ebenfalls stark angetrunken. Er setzte sich aufrecht hin, schien aber Schwierigkeiten zu haben, dich klar zu sehen. Er verengte die Augen angestrengt und stand wankend auf. „Wir könn' ja auch vor die Tür gehn', Kleines!"
„Zu gern!"; nuscheltest du und standest, ebenfalls bedenklich schwankend, von deinem Barhocker auf. Deine unsicheren Schritte führten dich aus der Bar in die hintere Gasse, wohin dir der rothaarige Pirat folgte. Seine Schritte waren nicht zielsicherer als deine, als er dir folgte. Seine beiden Kollegen kam nicht nach, sie waren wohl der Meinung, er würde dich locker fertig machen.
„Und nu?", lalltest du und stütztest dich an der Wand neben dir ab. „Willst du etwa kämpfn?!"
„Dacht ich mir, ja.", erwiderte er und versuchte sich in Pose zu werfen, doch es reichte nur für eine schwächliche Darstellung seines dir durchaus positiv auffallendem Oberkörper, der frei unter dem Mantel lag. Doch von ihm kam keine Reaktion. Kein Zucken seiner Muskeln, er schien auf dich zu warten.
„Hab ich... irgendwie kein Bock drauf."; nuscheltest du und ließt dich gegen die Wand sinken. Schief standest du da, alles drehte sich um dich und du verspürtest leichte Übelkeit. Du sahst, leicht geistesabwesend, dass der Pirat auf dich zu kam.
„Wie heißt du eigentlich?", fragte er und lehnte sich neben dich.
„Keine Ahnung."; erwidertest du, doch du hattest nur keine Lust, deinen Namen preis zu geben. „Aber wie heißt du?"
„Kid."
„Ah."
Dein Kopf wand sich in seine Richtung und du sankst auf den weichen, grasbewachsenem Boden unter deinen Füßen. Kid folgte dir und so saßt ihr beide, betrunken, im Gras in der lauen Sommernacht. Dein Kopf rutschte wie von selbst, oder auch von der erstickenden Müdigkeit, auf seine Schulter ab. Er sah dich nur irritiert an, doch reagierte nicht. Er schien also nichts dagegen zu haben. Stattdessen rückte er etwas näher an dich heran und schlang seinen Arm um deinen Nacken auf deine Schultern.
„Wie viel hast du getrunken?", fragtest du, immer stärker benebelt.
„Genug."; murmelte er als Antwort. „Und wenn ein Pirat das sagt, wills was heißn'." Du musstest Lachen und nicktest.
„Das is wahr."
Du grinstest ihn an und er grinste ebenso zurück. Froh darüber, dass ihr euch nicht geprügelt hattet, sahst du, wie er dir immer näher kam. Du hattest keine Lust auf solchen Kinderkram. Kurzerhand nahmst du deine, sicherlich angetrunkenen, Mut zusammen und küsstest ihn.
Kein Widerstreben seinerseits, nur Einverständnis, Seine Hand fuhr in dein Haar, gierig drängte er sich dir entgegen. Kid war fordernd, leidenschaftlich. Doch du genosst es in vollen Zügen, das Begehren eines Mannes, auch wenn es vom Alkohol geführt war. Seine Zunge fuhr in deinen Mund, grob und wollend. Du gingst ohne Zögern darauf ein, was den ohnehin schon leidenschaftlichen Kuss noch wilder machte.
Atemlos löstest du dich von ihm und legtest deine Stirn an seine.
„Sagst du mir jetzt wie du heißt?", fragte er leise und seine Hand glitt über deinen Rücken, immer weiter nach unten.
„Erst beim zweiten Date."; erwidertest du und grinstest in den folgenden Kuss hinein.  

Love Without Your HeartbeatWhere stories live. Discover now