Babypinguin auf Kriegsfuß - 2

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„Keine Sorge, dass haben wir gleich", erklärte Samuel. Seine Stimme war mit einem Mal um eine ganze Oktave tiefer geworden. Sie wirkte auch nicht mehr samten wie bei unserer Verhandlung, sondern strich rau durch die Luft und schien jedes letzte Fünkchen meiner Vernunft verbrennen zu wollen.

Dieser Mann wollte mit mir einen Kaffee trinken? Das war ja eine lachhafte Idee. Meine Gedanken spannen in diesem Moment so einige erotische Gedanken zusammen, welche wir viel lieber unternehmen sollten, als eine langweilige Tasse Kaffee trinken. Wie wäre es zum Beispiel, wenn Samuel mich stattdessen einfach in das nächstbeste Hotel ausführen würde? Eine herrliche Idee. Ich war mir sicher, dass wir zwei nicht einmal ein Bett brauchen würden. Hauptsache ein bisschen Privatsphäre und sein nackter Körper auf Meinem.

„Gut, nun ist alles in Ordnung. Es befindet sich kein hässlicher Fleck mehr auf Ihren wunderschönen ... Hosenanzug." Das letzte Worte klang stockend, so als hätte er den Satz mit einem ganz anderen Ende abschließen wollen und es sich rasch anders überlegt. Doch auch Samuel schien seine Aktion nicht ganz kalt gelassen zu haben. Anstatt zurückzuweichen, stand er immer noch viel zu nah bei mir. Sein wunderschönes Gesicht mit den funkelnden schokobraunen Augen befand sich direkt vor mir.

Ich wollte diesen Mann das war klar. Auch er schien mir gegenüber nicht abgeneigt zu sein. Mein Gehirn hatte soeben eine hormonelle Achterbahn hinter sich wegen einer winzigen Berührung. Die langen Jahre meiner Keuschheit machten sich bemerkbar und meine Gedanken nahmen einen gefährlichen Lauf. Wieso sollte ich mir nicht nehmen, was ich wollte? Dieser Mann hatte mich doch bereits in mein Verderben geschickt, dann sollte er auch die Konsequenzen tragen! Was sollte er schon tun, immerhin brauchte er mich als sein Versuchskaninchen. Ich stellte mich auf meine Zehnspitzen und beugte mich zu ihm vor. Meine Lippen waren kaum mehr einen Zentimeter von Seinen entfernt, als er auf einmal zurückwich. In seinen Augen lag ein Wissen, ein Gefühl, das ich nicht genauer zuordnen konnte, doch es gefiel mir auf keinen Fall.

„Nicht", seine Stimme war kalt, hart und vollkommen emotionslos. Samuels Körper hatte eine abwehrende Haltung eingenommen und gleichzeitig schien er mich beruhigen zu wollen. Seine Hände hatte er vorsichtig in die Luft erhoben, so als wolle er mich auf Abstand halten.

Ich knurrte. Wut ballte sich in meiner Brust zusammen und mein Herz begann zu rasen. Meine Wangen verfärbten sich vor Scham rot. Wie hatte ich mich nur so blamieren können? Dumme Jenny, ganz, ganz dumme Jenny, schimpfte ich mich in Gedanken selbst. „Schön", meine Stimme war ebenso hart, unterlegt mit einer grausamen Wut. Mein Körper zitterte. Blitze flogen aus meinen Augen und ich kratzte meinen niedergetrampelten Stolz vom Boden.

„So habe ich das nicht gemeint!" Samuels Antwort kam schnell, viel zu schnell. Dachte er wirklich, dass ich ihm glauben würde? Er war ein Monster! Ein verdammtes Monster, das meine Hormone zum Rasen brachte, aber mehr nicht.

„Ach nein?", meine Stimme war zuckersüß und so giftig wie der Biss einer Klapperschlange. Ich blinzelte, vollkommen unschuldig mit meinen Wimpern.

„Du weißt nicht auf was du dich einlässt. Du...", seine Stimme wirkte verzweifelt. Er hatte die Anrede fließend gewechselt, so als wären wir gute alte Freunde, die einen Streit hatten, doch das waren wir nicht. Wir waren Fremde, die das Schicksal zusammen in einen Ring geschmissen hatte. Er hatte seinen Schlag eben vollendet und ich würde ganz sicher nicht erlauben, dass sein Süßholzgeraspel mich von einem Verteidigungsschlag abhielt. Ich würde mich doch nicht hilflos zu einem Affen machen lassen!

„Ich glaube schon, dass ich wusste worauf ich mich einlasse. Eine heiße Nacht, keine Gefühle, keine Beziehung. Ich bin kein kleines, unschuldiges Kind Mr. Uralt, aber keine Sorge, ich werde niemanden von Ihrem peinlichen Rückzieher erzählen. Wenn Sie nicht schätzen können, was ich Ihnen geboten habe, dann sind Sie es nicht wert. Trinken sie Ihren verfickten Kaffee alleine. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Tag." Mit wehenden Haaren drehte ich mich um. Meine wütend auf den Boden gehauten Schritte hallten durch die Straße wieder.

„Jenny!", hörte ich seine samtene Stimme mir verzweifelt nachrufen.

Was für ein Mistkerl! Ohne mich umzudrehen, hob ich meine Hand und zeigte ihm meinen Mittelfinger. Es war dumm, aber es tat so unglaublich gut. Meine gesamte Wut richtete sich in diese Geste und als ich die Hand wieder fallen ließ, flutete eine seltsame Mischung aus Glücksgefühlen und Befriedigung durch meinen Körper. Schief pfeifend schritt ich mit Stolz erhobenen Haupt davon und lies einen kleinen uralten Flammengeborenen zurück.

 Schief pfeifend schritt ich mit Stolz erhobenen Haupt davon und lies einen kleinen uralten Flammengeborenen zurück

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Herzlich willkommen zurück kleine Leseratten,

ich hoffe euch hat dieses Kapitel gefallen. Ich hatte unglaublich viel Spaß beim Schreiben, gerade wegen den Ausgang dieses Kapitels. (Na wer hat erwartet, dass das Kaffeetrinken so endet?)

Aber ich möchte euch heute auch eine kleine wichtige Lektion mit diesem Kapitel auf den Weg geben:
Wir leben in einer (theoretisch) vollkommen gleichberechtigten Gesellschaft. Das bedeutet auch, dass wir die klassischen Liebesgeschichten „Mann kniet vor Mädchen und hält um ihre Hand an/Junge muss Mädchen fragen ob sie mit ihm ausgehen will/Junge muss zuerst Mädchen küssen" vollkommen über den Haufen werfen können. Diese Ideen sind natürlich süß, aber sind sie nicht auch ein bisschen veraltet?

Ihr habt jemanden in dem ihr vernarrt seid? Dann zeigt es dieser Person, ob Mädchen/Junge/etc. . Wir haben in der heutigen Zeit das Recht unser Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, egal wer wir sind, also kämpft selbst für euer Glück und wartet nicht.
Natürlich kann es schief gehen, wenn man selbst den ersten Schritt macht, doch immerhin habt ihr dann euer Bestes gegeben und müsst euch nicht fragen, was wäre wenn. Wenn es jedoch klappt, dann habt ihr selbst das Glück in eure Hände gelegt.
Ist es nicht besser der Held/die Heldin seiner eigenen Lebensgeschichte zu sein, als die/der verzweifelte, hilflose kleine Prinzessin/Prinz im Turm. Also geht raus und jagt euer Glück ^^ (und das sagt zu euch eine junge Autorin, die fast 24/7 vor ihren Laptop sitzt, schreibt, programmiert und den Homo Sapiens so gut wie möglich meidet. Die es aber tatsächlich geschafft hat, trotz Tollpatschigkeit, Angstzustände und durchdrehendem Herzen ihren Traumprinzen zu fragen)

LG Sarah

Entflammt ✔️Where stories live. Discover now