Kapitel 29

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Vorletztes Kapi der Lesenacht! Wir haben 10 Uhr, noch immer Donnerstag!

Depersonalisierung

*_*_*

Calandra

Ich weiß nicht, wann das ganze anfing. Es ist schwer, einen Gedanken zurückzuverfolgen, wenn er dich erst ein Mal eingenommen hat.

Irial neben mir unterhielt sich mit den Mitgliedern des Black Rudels, die wir zuvor noch nicht gesprochen hatten, und die Tochter des Alphas Miranda konnte die Augen kaum von ihm lassen, so sehr schmachtete sie ihn an.

Natürlich war sie wütend auf mich, da ich ja so sehr daran Schuld war, in diese Welt der Werwölfe hineingeschlittert zu sein. Aber das alles machte mir nichts aus, denn ich unterhielt mich gesittet mit Daniel.

Irgendwann fingen ihre Blicke doch an, zu brennen. Aber da ging alles schon drunter und drüber. Daniel sprach nicht mehr mit mir, denn wir hatten eine angenehme schweigende Pause, aber sie wurde ziemlich plötzlich von einem Gefühl des Unwohlseins beschlichen.

Daniel schwieg. Und auf einmal hatte ich das Gefühl, dass etwas nicht stimmte.

Nami sah mich immer wieder flüchtig an, und ihre Blicke schienen sich mehr und mehr in Entschlossenheit zu verwandeln. Was wusste sie, das ich nicht wusste?

Ich wurde nervös. Das Essen war köstlich, aber ich bekam keinen Bissen mehr runter und griff nach meinem Glas, um ganz langsam daran zu nippen. Meine Hände zitterten ganz schwach, doch keiner bemerkte es.

Fast wäre ich zusammengezuckt, als Miranda schallend lachte. Mein Blick schoss zu ihr, wie sie ihren hübschen jungen Kopf zurückwarf und eine Reihe strahlend weißer Zähne entblößte.

Mein Atem ging schneller und meine Augen huschten umher. Auf einmal war alles fremd. Bedrohlich.

Die Blicke um mich herum schienen mich zu durchbohren, sie waren alle feindselig. Die Stimmen wurden dumpf und klangen wie aus weiter Ferne, und nach und nach verzerrten sie sich zu grausigen Geräuschen.

Ein Bild blitzte in meinem Kopf auf. Weiße Zähne. Ich schloss kurz die Augen, blinzelte es weg, und spürte die Narbe an meinem Arm brennen.

Brennen. Sollte nicht auch etwas anderes brennen?

Doch da war nichts, ich spürte die Markierung nicht.

Und da traf es mich wie ein Schlag in den Magen, raubte mir jegliche Luft.

Savitri?, fragte ich unsicher.

Es kam keine Antwort. Dumpfe Leere hallte in mir, und die Frage kam unbeantwortet zurück.

Savitri!

Dort, wo sie sein sollte, war Dunkelheit. Nichts.

Doch auf einmal regte sich dort etwas.

Ein weiteres Bild schoss mir durch den Kopf. Rennen. Rennende Füße über den Waldboden. Keuchendes Atmen. Ein Knurren hinter mir, heftige Pfotenschläge.

In der Dunkelheit bewegte sich etwas, etwas mächtiges düsteres, wälzte sich herum und ließ einen Atemzug entweichen.

Ich keuchte leise. Irial neben mir lachte, es kam mir vor wie ein Knurren.

Monster, Calandra, flüsterte etwas.

Es sind Monster, überall.

Innerlich wimmerte ich, doch ich schien meinen Körper vollkommen vergessen zu haben. Ich stand allein im Nichts, von dieser Dunkelheit umgeben. Wieder flackerte eine Erinnerung durch meinen Geist. Es war mein eigener schmerzerfüllter Schrei.

The Alpha's MateWhere stories live. Discover now