Kapitel 18

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Das Treffen

*_*_*

Calandra

Doreen führte uns wortlos zu ihrem Zimmer und sperrte die Tür dann hinter uns ab. Dann griff sie in ihren Kleiderschrank und förderte eine schwarze Leggins zutage, die ich dankend ergriff und überstreifte.

"Ich müsste irgendwann shoppen", murmelte ich und dachte an meine Kleidung Zuhause. Die würde ich wohl kaum holen können.

Kaum angezogen machte ich es mir auf ihrem Bett bequem und klopfte mit der Hand neben mich, damit wir reden konnten. Sie setzte sich brav, ihre Hände heftig im Schoß knetend.
  "Okay, Doreen, worum geht es? Was ist passiert?"

Sie schluckte und hob den Kopf. "Du erinnerst dich bestimmt daran, dass mein Mate in einem anderen Rudel ist, oder?"

Ich nickte bestätigend. "Dein Vater lässt dich nicht ausziehen."

Doreen verzog das Gesicht. "Das- nicht ganz. Er... verbietet es mir, weil die Rudel verfeindet sind. Ich bin achtzehn, ich kann für mich selbst entscheiden, aber wenn ich zu ihm ziehe und aus diesem Rudel austrete ist es mir nicht erlaubt, meine Familie zu besuchen. Und", sie holte zitternd Luft, "das will er nicht. Ich meine, ich verstehe ihn, die Gerüchte zum Lincoln Pack sind heftig, sie sollen Regelbrecher ohne Gerichtsurteil exekutieren, bei minderwertigen Verbrechen ihre eigenen Leute foltern - wer macht denn sowas? - und da schließen sie auch keine Frauen aus. Luna, ich weiß nicht was ich tun soll, ich habe Angst."

Beruhigend legte ich ihr eine Hand auf den Arm und streichelte ihn. Savitri und ich wollten ihr helfen. Sie beschützen.

"Doreen, ist es möglich, dass der Lincoln Pack bald hier eintrifft?" Ich fragte, weil ich mich an Irials belauschtes Gespräch erinnerte. Und mein Gegenüber nickte. "Heute. Sie kommen heute, und mein Mate wird dabei sein. Er ist ein großer Krieger."

Und so, wie sie ihr Gesicht verzog, konnte ich es auf einmal fast selbst fühlen. Ihre Angst, von ihrer Familie getrennt zu sein und in ein Rudel einverleibt zu werden, das sie als Fremde verabscheute. Ihre Angst davor, dass ihr Mate andere Wölfe foltern oder hinrichten würde. Ihre Hoffnung und Liebe, weil sie sich an die wenigen Male erinnerte, als sie sich gesehen hatten und wussten, sie sind Mates.

Und dann geschah etwas merkwürdiges. Zwei Szenen rannten durch meinen Kopf, Erinnerungen, die nicht zu mir gehörten.

Überraschung, als der Krieger durch die Reihen stürmte und mich knurrend an seine Brust drückte, an mir schnupperte.
"Meins."

Und fremde Wut und Angst bei dem Treffen danach. Seine schwarzen Augen, die sich in die meinen bohrten.
"Halte dich von Männern fern wenn du nicht willst, dass ich dich auf der Stelle markiere. Ich rieche sie an dir."
Doreens zitternde Stimme kam über meine Lippen. "Ich kann nicht mit dir kommen, Damon. Bitte... bitte lass mir Zeit. Ich kann das nicht."

Und dann war sie weggerannt.

Ich landete wieder in der Gegenwart und sammelte eine Träne von Doreens hübschem Gesicht, bevor ich sie automatisch umarmte. Sie schien nichts davon bemerkt zu haben - äußerst merkwürdig.

Dadurch wusste ich noch einiges mehr als zuvor. Doreen war nicht markiert. Ihren Mate hatte sie knapp zwei Mal in ihrem Leben gesehen - und sie sehnte sich so sehr nach ihm, wie sie ihn auch fürchtete.

Und sie hatte Angst, unglaubliche Angst davor, ihn zurückzuweisen.

Ich erinnerte mich an meine eigenen Gedanken bei dem Wissen und der Möglichkeit, Irial zurückweisen zu können. Savitri hatte sich komplett dagegen aufgelehnt, sie drängte mich immer wieder, zu ihm zu gehen.

The Alpha's MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt