Kapitel 15

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Verlangen

*_*_*

Irial

Als sie auch die Hälfte meines Essens verdrückt hatte, grinste ich sie glücklich an und schnappte mir in großer Vorfreude die Teller, um sie schnell wegzubringen. Fast hätte ich die Köchin Maria in meiner Eile umgestoßen, die leise aufschrie, bevor sie sich fing und mir einen tadelnden Blick zuwarf.

Respekt vor dem Alpha hin oder her, für die Meisten des Rudels war ich noch immer der kleine Bengel, der das Rudelhaus auseinandernahm.

Ich kicherte und räumte alles weg, griff nach zwei Pasteten die vom Nachtisch übriggeblieben waren und biss in eine hinein, während ich mich zu Calandra umwandte. Fröhlich tat ich einen Schritt, als der Moment kam, in dem ich für meine Aufgeregtheit bezahlen musste.

Der Puderzucker flog hoch und ging mir in die Augen und Nase. Hektisch riss ich den Bissen ab und hielt mit aller Macht ein Husten zurück, sehr unmännliche Tränen rannen bereits meine Wange hinab.

Als Lanny schallend zu lachen anfing drehten sich einige Köche herum und amüsierten sich an dem Anblick ihres tollpatschigen Alphas. Durch die Tränen, die bei dem Geräusch ihres wunderschönen Lachens schon fast vergessen waren, sah ich sie auf mich zukommen, und die Pastete wurde mir aus der Hand genommen.

Eine andere warme Hand wuschelte mir durch die Haare, und nach einigem Blinzeln sah ich meine Mate pastetenmampfend und halb grinsend vor mir stehen.

Das Husten legte sich, und als ihre Hand zu meiner Wange weiterwanderte, um Tränen und Zucker wegzuwischen, stockte mein Atem. "Das lief ein wenig schief, Wolfi."

Ich schnaubte entrüstet, und wieder flog eine Wolke Puderzucker durch die Luft.

Calandra blinzelte mich an. Ich blinzelte sie an. Ihre Pastete hatte einiges an Zucker verloren, der auch ihr nun in Haar und Gesicht klebte.

"Das ist unfair", entschied sie schmollend.

Nun war es an mir, schallend zu lachen, und auch John gluckste, als er mit einigen Tüchern vorbeikam und sie uns reichte.

Doch Lanny war es nicht genug. Sie hob ihre Pastete und pustete es in meine Richtung.

Ich schloss geistesgegenwärtig die Augen und griff nach ihr, doch sie war weg. Ich hörte ihre Schritte und ein Kichern davoneilen, gab einen protestierenden Laut von mir und schlang den Rest meiner eigenen Pastete hinunter, bevor ich die Verfolgung aufnahm.

Na warte, schnurrte mein Wolf genüsslich. Das wird eine tolle Jagd.

*_*_*

Im Wald holte ich sie wieder ein. Ich hatte ihr einen kleinen Vorsprung gelassen, doch jetzt hielt mich nichts zurück. Mein Wolf, Aiden, wollte unbedingt ausbrechen und mit dem ihrigen durch den Wald rasen, sich von ihr markieren lassen und den ganzen Tag mit ihr verbringen.

Doch Calandra verwandelte sich nicht, und auch ich hielt Aiden zurück. Stattdessen rannte ich auf meinen beiden Füßen ihrer Fährte hinterher und hatte sie bald schon im Blick.

Ich legte einen Zahn zu, und als ich sie umstieß gab sie ein helles Quietschen von sich. In der Luft drehte ich uns herum, sodass ich auf dem Boden aufkam und sie auf mir lag. Sie wand sich kichernd, und ich pustete absichtlich laut ihre Haare aus meinem Mund.

Dann trafen sich unsere Augen, und auf einmal war sie still, bewegte sich nicht mehr.

Der Wald atmete, als unsere Gesichter nur Centimeter voneinander entfernt verweilten, doch sie machte keinerlei Anstalten, mich zu küssen.

The Alpha's MateOnde histórias criam vida. Descubra agora