Kapitel 9

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Hallow'een - bearbeitet

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Calandra

Wir fuhren mit Daniels schwarzem Porsche mitten durch die Stadt, bis wir irgendwann an einem fast verborgenen Waldweg abbogen. Man sah, dass hier etliche Autos ein- und ausfuhren und bei der Größe des Hauses, aus dem ich geflohen war, war das kein Wunder.

Daniel ergriff zum ersten Mal das Wort, als wir dort eingebogen waren und viel zu schnell den schmalen Weg entlangbretterten.

"Im Packhouse leben über 300 von uns.", räusperte er sich.

Ich schauderte. Von uns. Savitri war schön und gut, aber ich gehörte nicht mehr zu den Menschen. Ich war ein Monster, wenn man es objektiv sah. Ob das mit dem Silber wirkte?

Ich seufzte innerlich als ich über diese unglaubliche Zahl nachdachte. Mit ziemlicher Sicherheit wusste ich, dass es nicht nur hier in Belle Creek* Werwölfe gab, sondern überall auf der ganzen Welt.

"Übrigens", fuhr Daniel fort, als ich nicht antwortete. "Ist heute Hallow'een, also mach dich auf was gefasst."

Er grinste mich schief an.

"Augen auf die Straße!", kreischte ich sofort. Er lachte leise, befolgte jedoch meinen Befehl.

"Warte.", meinte ich dann. "Hallow'een? Es ist doch lange nicht so weit!"

"Naja, die Menschen feiern ja auch fest im Oktober.", schnaubte er verächtlich. "Sie haben es falsch überliefert. Hallow'een besitzt eine verschobene Zeit; es hängt mit dem Schleier zusammen, der die Sterblichen von den..."

"...Toten trennt und sich an Hallow'een lichtet. Wieso feiert ihr es?"

"Man sagt, man könne an diesem Tag seine Vorfahren hören. Die flüsternden Stimmen haben etwas magisches an sich. Eine alte Sage berichtet, dass immer Wölfe geboren werden, die diese Stimmen vernehmen können... die Propheten."

Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Seit wann war ich in einer Sekte gelandet?

"Wir verkleiden uns auch! Aber eher, um wie die Menschen Spaß zu haben, in diesem Fall haben wir ihre Tradition übernommen." Er zwinkerte mir zu und ließ wieder die Straße aus den Augen. "Wir haben sogar eine offizielle Werwolf Hellow'een Seite auf der wir die besten Outfits auf der ganzen Welt bewerten. Das ist sowas wie das größte Fest des Jahres!"

Er lachte ausgelassen, und ich bewunderte in dem Moment das Strahlen seiner blauen Augen. Sie kamen mir so verdammt bekannt vor... doch woher nur?

Ich bemerkte kaum, wie sich auch auf meine Lippen ein Lächeln schlich.

"Aber im Grunde ist es die Tradition, um die Geister der Verstorbenen zu uns zu rufen und Botschaften von ihnen zu erhalten." Wieder schielte er zu mir. "Die Vorfahren wissen mehr, als du dir vorstellen könntest."

Ich schnaubte leise. Werwölfe, schon klar, aber Geister? War das nicht eine Nummer zu groß? Daran glaubte doch selbst er nicht... oder? "Und es funktioniert?"

Er schmunzelte und bog scharf um eine Kurve. "Nicht wirklich. Aber Astrid hat einen Job und es macht Spaß, andere zu erschrecken!"

Wieder starrte ich ihn mit offenem Mund an. Sogar Savitri war jetzt ein wenig eingeschnappt.

Aha.

Erst erzählt er uns von Geistern und dann sagt er, dass er selbst nicht an sie glaubt?

Wen will er hier überzeugen?

"Wir sind gleich da.", unterbrach er unseren Austausch über ihn. Kaum hatte er das gesagt bog er um eine Kurve und da stand es.

The Alpha's MateWhere stories live. Discover now