Wie alles begann...

36.6K 1.1K 123
                                    

Prolog

Ich rannte, den Atem dieses Ungetüms im Nacken spürend.

Eigentlich war es fast unmöglich, dass ich noch lebte, doch die Haken die ich schlug verwirrten das Biest anscheinend.

Ich musste einen Baum finden, und das so schnell wie möglich.

Meine Füße flogen über den Waldboden, wirbelten trockene Blätter und Laub auf. Äste und Dornensträucher schlugen gegen meine Beine, doch ich ignorierte sie.

Die Panik in mir war größer, größer als alles andere. Sie pumpte Adrenalin durch meinen Körper und ließ mich so schnell rennen wie noch nie.

Was nichts daran änderte, dass ich absolut keine Kondition hatte.

Der Baum, dachte ich krampfhaft. Finde einen Baum!

Leichter gesagt als getan, bei den ganzen Bäumen um mich herum. Wohl kaum anders zu erwarten in einem verdammten Wald.

Nur war keiner von ihnen zum Klettern geeignet.

Verdammt, verdammt, verdammt! Du wirst noch draufgehen!

Mein Atem ging keuchend, meine Gadanken wirbelten herum. Das riesige Monster hinter mir schnaufte, als es um die Ecke sprintete.

Bloß keine falsche Bewegung, sonst wäre ich geliefert.

Da!

Ein breiter Baum mit starken Ästen kam in Sichtweite.

Ich rannte wenn möglich schneller und sprang, um den Ast zu fassen. Sobald ich ihn umklammert hielt schwang ich meine Beine hinauf.

Ich hatte vorgehabt, so schnell wie möglich weiterzuklettern, doch der Wolf war schneller.

Er sprang in die Lüfte und holte mit seiner riesigen Pranke aus.

Das erste was ich spürte, war, wie meine Hände an der rauen Rinde abrutschten. Ein Schrei - mein Schrei - gellte in meinen Ohren.

Dann spürte ich den Aufprall, der mir die Luft aus den Lungen zog.

Ganz plötzlich setzte der Schmerz ein, brennend heiß und durchdringend.

Ich schloss die Augen, da die Welt sich drehte, mir wurde übel.

Laut wimmerte ich, als stapfende Schritte ertönten, mein Atem ging keuchend und schmerzerfüllt.

Der riesige Wolf ließ alle Zweige unter seinen Füßen zersplittern, als er langsam und bedrohlich auf mich zukam.

Er wusste, dass er seine Beute im Griff hatte, dass ich ihm nicht mehr entwischen würde.

Eine Blutlache bildete sich unter meinem Rücken und sickerte in den Waldboden. Salzige Tränen rannen meine Wangen hinab und mein Brustkorb hob und senkte sich schmerzhaft.

Ich würde sterben, da war ich mir ganz sicher.

Ich wünschte nur, ich könnte Milly noch einmal sehen, sie noch einmal lachen hören. Ihre kleinen Grübchen sehen, wenn sie lächelte und durch ihre blonden Locken streichen, wenn ich sie auf dem Arm trug.

Doch das Bild ihrer blauen Augen wurde durch das der roten Augen des Wolfes ersetzt.

Er knurrte, ein entsetzlicher Laut, den ich wohl nie vergessen würde. Obwohl nie in diesem Fall eine sehr kurze Zeit war.

Er hob sich auf seine Hinterläufe und setzte die riesigen Pranken geradezu sanft auf meiner Brust ab, bohrte jedoch blitzschnell die Krallen hinein.

Ich wimmerte lauter und versuchte an seinem Kopf vorbei in die Baumkronen zu schauen, um bei meinem Tod nicht diese abartig roten Augen sehen zu müssen.

Er schnupperte genüsslich an mir und bleckte vor meinem Gesicht die Zähne, sodass schleimiger Speichel aus seinen Mundwinkeln auf mein Gesicht tropfte und sich mit den Tränen vermischte, die pausenlos hervorquollen.

Ich schluchzte laut auf. Ich war doch erst sechzehn! Ich würde in drei Wochen siebzehn werden... wieso musste ich bloß jetzt sterben?

Der Wolf nahm meinen linken Arm sachte in sein Maul. Ich sah die wilde Lust in den Augen des Tieres, die Lust des Tötens. Es war fast unmöglich noch mehr Angst zu empfinden, doch genau das tat ich.

Ich würde nicht einfach nur sterben, ich würde qualvoll in kleine Stückchen auseinandergelegt werden.

Ich wimmerte und schluchzte gleichzeitig, sodass ein seltsamer Laut aus meiner Kehle kam.

Und dann fing er an. Ganz langsam, um mich den Schmerz vollends spüren zu lassen, bohrte er die Zähne in meinen Arm.

Ich schrie. Der Schrei wirbelte durch den Wald, ließ eine bittere Spur zurück. Ich wünschte, ich wäre tot.

Ich spürte es ganz genau, als seine Zähne meinen Knochen berührten. Es war der schlimmste Schmerz meines Lebens und ich hörte, fühlte und dachte an nichts anderes als an diesen durchdringenden Schmerz in meinem Arm.

Ein Heulen zerriss die Luft und ließ meine Trommelfelle regelrecht platzen.

Mit einem Ruck hatte das Monster die Zähne aus meinem Arm gezogen und den Kopf gehoben.

Er knurrte, wieder dieses schreckliche Geräusch. Es ging mir durch Mark und Bein und erschütterte mich im Innersten.

Der Wolf ließ von mir ab und trippelte davon, ohne mir einen weiteren Blick zuzuwerfen.

Ich war sein Spielzeug gewesen, sein verdammtes Spielzeug.

Und jetzt würde ich hier auf dem Waldboden verbluten.

*_*_*

The Alpha's MateWhere stories live. Discover now