Kapitel 5

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Der Anfang

Als ich das zweite Mal an diesem Tag zu mir kam fühlte es sich an, als hätte ich Watte in meinem Kopf.

Ich öffnete flatternd die Augen und sah mich in dem Zimmer um, in dem ich zusammengebrochen war.

Irgendjemand - ich zweifelte nicht daran, dass dieser Jemand Irial war - hatte mich wieder in das Bett gelegt und zugedeckt.

Eine leichte Brise wehte durch das geöffnete Fenster und frischte meine verschwitzte Haut auf.

Keiner befand sich in dem Zimmer.

Ich schlug so leise wie möglich die Bettdecke beiseite und schwang langsam die Beine über die Bettkante. Als sie auf dem Teppich auftrafen bohrte ich sanft meine Zehen hinein, dann meine gesamte Fußsohle.

Wie weich dieser Teppich war!

Erst jetzt fiel mir der Glanz dieses Zimmers auf. Alle Möbel schienen aus edlem Holz, hier und da hingen teuer aussehende Bilder, doch ansonsten schien das Zimmer unbewohnt.

Oder lebte hier doch jemand?

Ich erstarrte bei dem Gedanken, dass hier ein Werwolf leben könnte.

Ich wiederholte dieses Wort immer und immer wieder in meinem Kopf.

War es möglich, dass so etwas existierte?

Irial hatte es gesagt, er war derjenige gewesen, der dieses Wort als erstes in den Mund genommen hatte.

Ich blickte auf meine Hände hinab, die verkrampft in meinem Schoß lagen.

Was mir seit dem Unfall immer wieder passierte, diese seltsamen Vorfälle, die Stimme in meinem Kopf... konnte nur zu dem Schluss führen, dass ich ebenfalls einer war.

Und - falls es sie wirklich gab - der riesige Wolf, der mich angegriffen hatte, ebenso.

Ich holte zitternd Luft und listete die Fakten auf, so wie immer, wenn mir etwas nicht einleuchtete.

Erstens. Kein normaler Wolf hatte rote Augen, wenn er kein Albino war - was die Bestie auf keinen Fall gewesen war.

Zweitens. Ich konnte manchmal - nicht immer, wie mir aufgefallen war - in der Nacht sehen, überdurchschnittlich gut hören, riechen und schmecken, und war zudem äußerst stark.

Ich hatte es mir zuvor damit erklärt, dass der Vorfall so ein großes Erlebnis für mich gewesen war, dass mein Körper sich verändert hatte, bereit, der Bestie nochmals entgegenzutreten.

Aber wenn es nicht so war?

Wenn ich durch... durch den Biss auch zu einem Werwolf geworden wäre?

Oder war das mit dem Biss doch nur bei Vampiren?

Gab es überhaupt Vampire?!?!

Ich schüttelte meinen Kopf, um meine Gedanken wieder zu fangen.

Wenn ich annahm, dass Werwölfe existierten, dann wussten Daniel und Irial davon.

Woher? Waren sie ebenfalls Werwölfe?

Oder...

Ich erstarrte.

Konnte es möglich sein, dass so etwas wie Werwolfsjäger existierten?

Mein gesamter Körper spannte sich an. Wenn das stimmte, dann befand ich mich nun in allergrößter Gefahr.

Hektisch sprang ich auf, streifte mir meine herumliegenden Schuhe über und rannte zur Tür. Als ich den Griff in der Hand hielt, erstarrte ich jedoch. Was wollte ich machen?

The Alpha's MateWhere stories live. Discover now