Kapitel 24

16.2K 381 29
                                    

Mario's Sicht:

"Boah ich bin so müde!" Gähnend ließ ich mich ins Bett fallen. "Bist wohl etwas aus der Form." kicherte Nell. "Das ist voll anstrengend", rechtfertigte ich mich. "Hmmh." machte sie nur und lief grinsend ins Bad. Ich stand auf und lief ihr hinterher. "Was grinst du so blöd?" fragte ich und hielt sie an ihrer Hüfte fest. "Würdest du mir mal bitte erklären, seit wann du mein Lächeln blöd findest?" fragte sie gespielt beleidigt. "Ohhh du hast das wunderschönste Lächeln der Welt." spielte ich mit und wollte sie küssen. Doch sie drehte den Kopf weg. "Ich würde jetzt gerne duschen" meinte sie und wartete meine Reaktion ab. Als ich so tat als wüsste ich nicht, was sie erwartete, stöhnte sie genervt auf. "Raus mit dir!" Meinte sie schließlich und schob mich rückwärts aus der Tür. Ich lachte. Bevor sie die Tür schließen konnte, schloss ich Nell in meine Arme. "Ich könnte dir ja beim Ausziehen helfen." flüsterte ich ihr verführerisch ins Ohr und küsste dann ihren Hals. Sie verkrampfte sich und schob mich von sich. Ich sah in ihre Augen, deren Blau eine gewisse Kälte, aber auch Enttäuschung angenommen hatten. "Mario ich verstehe dich nicht. Willst du mich bloß in die Kiste kriegen?" fragte sie. "Was? Nein natürlich nicht! Ich liebe dich." erwiderte ich. "Warum verstehst du dann nicht, dass ich noch nicht bereit für Sex bin?!" fuhr sie mich an. "Ich verstehe dich sehr wohl, ich habe nur schreckliche Angst dich zu verlieren!" erklärte ich. "Warum solltest du mich verlieren?" wollte sie wissen. "Es ist überhaupt schon ein Wunder, dass du mir eine Chance gegeben hast." sagte ich verzweifelt. Ihre Gesichtszüge wurden wieder sanfter. Sie kam auf mich zu und legte ihre Hände auf meine Brust. "So schnell wirst du mich nicht los!" sagte sie und küsste mich zaghaft. Dann sprach sie weiter. "Tut mir leid, dass ich so pampig war." Ich lächelte nur und küsste sie nochmal lange. Erst nach einem kurzen Moment des Schweigens löste sie sich aus meinen Armen und ging duschen. Ich wusste jetzt, dass ich vorsichtig sein musste, was Zärtlichkeiten anging. Sie vertraute mir eindeutig nicht, denn schließlich hatte ich sie damals einfach sitzen gelassen, nachdem ich sie zu Sex gedrängt hatte. Wenn ich an diese Zeit zurückdachte, erkannte ich mich selbst nicht wieder. Und wenn ich nicht wusste, dass sie wegen ihrer Mutter sowieso schon trauerte, war diese Aktion von mir einfach nur schäbig gewesen. Ich spürte ein Stechen in der Herzgegend, als ich daran dachte, wie sie sich gefühlt haben musste. Vielleicht sollte ich es einfach noch mehr zu schätzen wissen, welche Überwindung es sie kosten musste, sich mir zu öffnen. Ich musste mich zurückhalten. Und DAS fiel mir nunmal verdammt schwer...
Nell's Sicht:

1 Tag vor dem Pokalfinale

Jetzt hatte ich den Salat. Statt alle Probleme gelöst zu haben, bin ich selbst in die Grube gefallen. Mario hält sich jetzt deutlich zurück - und das gefällt mir gar nicht. Ich war mir sicher, hätte er das Zimmer tauschen können, wäre er schon längst weg. Auch beim Training war er stets förmlich und ließ sogar zu, dass die Jungs offensichtlich mit mir flirteten. Und das lag wohlgemerkt nicht daran, dass Manu mittlerweile dazugestossen war. Mein Bruder hatte sich definitiv nicht erholt und achtete somit auch nicht darauf, was ich mir mal wieder für Sprüche anhören musste. Mario hielt sich möglichst am anderen Spielfeldrand auf und wenn er doch mal einen Spruch mithörte, spannten sich seine Muskeln sichtlich an und er versuchte krampfhaft, konzentriert weiter zu machen. Während den letzten Tagen war wohl Pep mein engster Vertrauter. Er wusste jetzt wahrscheinlich schon mehr über mich, als zum Beispiel Marco, den ich auch schmerzlich vermisste. Ich hatte Pep in einem Moment der Schwäche einfach alles erzählt. Ich war mir zwar nicht sicher, ob er alles verstanden hatte, aber er kümmerte sich um mich wie ein Vater. Dieses gefühl hatten ich lange nicht mehr. So wie auch jetzt, saß ich mindestens einmal am Tag bei meinem "Chef" und er bot mir Tee an. Ich wärmte meine Hände an der Tasse und Pep ließ sich auf seinem Schreibtisch vor mir nieder. "Wie sieht's aus mit Mario?" begann er das Gespräch wie jeden Tag. Ich zuckte mit den Schultern. "Er redet überhaupt nur mit mir wenn es nötig ist. Wenn ich ihn berühren will, lässt er es zu, erwidert aber nichts. Soweit dass wir uns küssen kommt es erst garnicht." Er nickte. Das lief meistens so ab. Ich erzählte ihm Romane aus meinem Leben und er hörte mir zu ohne etwas zu sagen. Doch heute meinte er mir Ratschläge geben zu müssen. "Nell ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber was hältst du davon wenn du ihm einfach mal sagst was du fühlst, dass du ihn liebst? Du musst ja nicht sofort als Liebesbeweis mit ihm ins Bett springen." Ich mochte Pep aber in diesem Moment fehlte mir Marco sehr. Er hätte mir sagen können, was Mario mit seinem Verhalten bezwecken wollte und mich aufgeheitert. Ich nahm einen Schluck aus der Tasse. Doch sofort stellte ich sie wieder auf dem Schreibtisch ab und sprang auf. Ich wedelte mit der Hand vor meinem Gesicht herum. Endlich konnte ich schlucken. "Ahh ist das heiß!" keuchte ich und schnappte mir das Wasserglas aus Pep's Hand, um das kalte Wasser direkt runter zu schütten und schaute ihn unschuldig an. "Sorry" nuschelte ich. Er schüttelte grinsend den Kopf. "Du und Mario, ihr passt wirklich gut zusammen." meinte er, woraufhin mein Gesicht wie ein einziges Fragezeichen aussehen musste. "Ihm ist mal genau das selbe passiert." fügte er immernoch grinsend hinzu.  Ich verdrehte die Augen und wollte mich wieder auf den Stuhl sinken lassen. Doch Pep hielt mich davon ab. "Na na, jetzt ist Training" sagte er und tippte auf seine Armbanduhr. Öffentliches Training und allgemein das letzte vor dem Spiel. Ich seufzte und folgte Pep nach draußen, wo sich die Jungs schon warmmachten. Ich ließ meinen Blick über den Platz schweifen und blieb dann bei den Riesen Massen an Fans hängen, alle in voller Bayern-Montur. Wenigstens waren sie friedlich, nicht solche Hardcore-Fans. Pep bewegte sich direkt auf die Massen zu, um ihnen über den Zaun hinweg Autogramme zu geben. Ich blieb in der Nähe und überwachte den Trainingsablauf. Plötzlich hörte ich, wie jemand meinen Namen rief. Verwirrt drehte ich mich um und mein Blick fiel auf einen Fan der mich anscheinend zu sich winkte. Ich ging auf ihn zu. "Hallo Nell" meinte er aufgeregt. "Ähm hi" antwortete ich zaghaft. Er deutete auf sein Handy. "Können wir ein Foto machen?" fragte er. "Mit mir? entgegnete ich verdattert. "Ja bitte, mein Bruder wird total neidisch sein. Er findet dich total toll und hat sogar ein Poster von die in seinem Zimmer hängen."  Erstaunt riss ich die Augen auf. "Von mir gibt es Poster?" Der Fan lachte. "Ja, das wusstet du nicht? Du bist auf Titelseiten sämtlicher Jugendzeitschriften!" informierte er mich. Dann stellte ich mich immernoch verwirrt zu ihm, damit er sein Foto hatte. Lebte ich den total hinterm Mond?! Ich war als Titelbild und Poster in Zeitschriften und merkte nichts davon? Der Fan bedankte sich und so lief ich zurück zu Pep.

Ich war immernoch total in Gedanken  versunken, als Pep verkündete, dass das Training vorbei war. Ich saß auf dem Rasen und zupfte an den Grashalmen herum, als Mario plötzlich an mir vorbei lief. Ich sprang auf und hielt ihn an seinem verschwitzten Trikot fest. "Hey warte mal. Hast du kurz Zeit?" fragte ich. Ich bemerkte das er meinen Blick absichtlich auswich. "Was ist?" fragte er kurz angebunden. "Ich würde gerne etwas mit meinem Freund unternehmen." sagte ich und lächelte. Seine Miene hellte sich auf, aber er versuchte es zu überspielen. "Iiiiiiiiich weiß nicht, ob ich Zeit hab." Mir reichte es. "Ich weiß aber, dass du Zeit hast. Und wenn du nicht willst, dass ich hier und jetzt Schluss mache, dann überlegst du dir besser zweimal, was du sagst." Zischte ich in seine Richtung. Sein Mundwinkel zuckte amüsiert. "Alles klar Ma'am." sagte er und salutierte. Na also, ich musste nur den alten Mario aus ihm herauskitzeln. Wir verabredeten uns für ein Treffen in einem recht einsamen Park hier in München. Als ich dann schließlich zu vereinbarten Zeit auf einer Bank vor einem Teich saß, erblickte ich Mario schon von Weitem. Der "neue" mario war anscheinend schon wieder zurückgekehrt, denn er begrüßte mich mit einem förmlichen "Hi". Als er sich mit deutlichem Abstand zu mir auf die Parkbank setzte, runzelte ich die Stirn. "Wie gehts?" fragte er in die Stille hinein, sah mich dabei aber nicht an. Das war zu viel. Ich erhob mich mit einem Ruck von der Bank und stellte mich vor ihn. Verwundert hob er den Kopf. Da verpasste ich ihm eine Ohrfeige. "Autsch, wofür war das denn?!"fragte er und rieb sich die Wange. "Du verstehst es ja nicht anders! Dass ich nicht mit dir schlafen will, hat rein gar nichts damit zu tun: Dass! Ich! Dich! Liebe! Seit Tagen gehst du mir aus dem Weg. Hör auf damit! BITTE!" Verzweifelt zerrte ich an seinem Arm. Er legte den Kopf schräg.  "Soll das heißen, ich soll dich lieber wieder begrapschen, statt dich einfach in Ruhe zu lassen?" Fragte er. "Nein! Ich meine Ja! Also Jein! Du sollst einfach der Mann sein der mich liebt, der mich respektiert, und den ich liebe." Plötzlich lächelte er. " das war die verrückteste und schönste Liebeserklärung die ich je gehört habe!" Mein Mund klappte auf. "Irgendwie war das zu einfach" meinte ich. "Scheiße Nell! Es ist mir verdammt schwer gefallen, mich von dir fernzuhalten." Ich musste grinsen und er zog mich in seine Arme. Bevor ich ihn dann endlich küsste, sah ich mich zur Sicherheit nochmal um. "Ich liebe dich!" flüsterte Mario an meine Lippen. Als wir uns wieder voneinander lösten, grinste ich schelmisch. "Wusstest du das es mich zum Aufhängen an der Wand gibt?" Er lachte. Dann griff er in seine Jackentasche und zog eine zusammengerollte Zeitschrift hervor. Als ich mich selbst auf dem Titelbild sah, zog ich die Augenbraue hoch und schaute in Mario's Gesicht. "Ich habe doch gesagt, dass ich es ohne dich nicht aushalte!" meinte er nur und wir brachen beide in Lachen aus...

Liebe stirbt nicht {Mario Götze u.A.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt