Kapitel 23

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Mario's Sicht:

Nachdem Nell gegangen war, lag ich ausgestreckt auf meinem Bett und surfte auf dem Tablet im Internet. Schwungvoll öffnete sich die Tür. "Sooo Nell ich muss dich jetzt leider... Ist sie schon weg?" fragte Marco verwirrt. Ich nickte mürrisch. Marco ließ sich seufzend auf sein Bett fallen. "Was hast du jetzt schon wieder ausgefressen?" fragte er dann. Ich sah ihn an. "Bist du mein Beziehungsberater?" Ich hatte mich ein Wenig im Ton vergriffen, aber Marco kannte mich und ignorierte das einfach. "Also?" hakte er dann nach. Ich stieß den Atem aus. "Ich bin wohl... ein bisschen zu weit gegangen." murrte ich. Marco hob eine Augenbraue. "Wie weit?" bohrte er nach. "Mensch Marco, du musst nicht alles wissen!" wies ich ihn ab. Doch ihn interessierte das Wenig. Er zog jetzt auch noch die zweite Augenbraue hoch. Ich verdrehte die Augen. "Ich hatte meine Hand unter ihrem Top ok?!" Marco zuckte mit den Schultern. "Du bist auch nur ein Mann." meinte er trocken. "Na toll. Du bist mir wie immer eine große Hilfe." entgegnete ich. Marco lachte. "Wer würde sich bei einer Frau wie Nell zurückhalten? Das ist doch normal!" Ich warf meine Arme in die Luft. "Ja toll aber ich hätte mir ja denken können dass sie das nicht will." "Wenn sie es nicht wollte, wäre sie gar nicht erst gekommen." beruhigte Marco mich. "Soll das jetzt heißen sie dachte eh schon, dass ich nur darauf hinauswollte?!" Marco fing wieder an zu lachen. "Naja, das war ja zu erwarten." Ich musste mir ein Grinsen verkneifen und warf mein Kissen nach Marco. Plötzlich musste ich gähnen. "So müde vom Grapschen?" ärgerte Marco mich. "Arsch!" erwiderte ich nur und war kurz darauf auch schon eingeschlafen. Am nächsten Morgen, oder eigentlich eher Mittag, als ich aufwachte, schien mir die Sonne ins Gesicht. Ich kniff die Augen zu. Als ich es endlich geschafft hatte, meine Augen offen zu halten fielen mir die Geräusche aus der Dusche auf. Marco hatte die Angewohnheit, die zugegebenermaßen ziemlich nervig war, dass er ständig unter der Dusche irgendwelche Lieder trällerte. Ich hatte Kopfschmerzen. "Marco, halt die Fresse!" brüllte ich in Richtung Bad. Die Dusche verstummte und wenig später kam Marco mit einem Handtuch um die Hüfte in das Zimmer. Ich starrte auf die Tropfen, die von Marco's Haaren auf den Fußboden fielen. "Du siehst scheiße aus." kommentierte er meinen Zustand. "Danke gleichfalls." erwiderte ich sarkastisch. "Du siehst aus als hättest du nach ein bisschen zu viel Alkohol kein Auge zugemacht, dabei hast du nichts getrunken und geschlafen wie ein Baby." sagte er. "So weit war ich auch schon." murmelte ich und massierte meine Schläfen. "Willst du nicht langsam mal aufstehen? Du musst soweit ich weiß nach München." drängte er. "Kaum müssen wir gegeneinander spielen, willst du mich schon loswerden." spielte ich beleidigt. "Ohhhh der kleine Mario vermisst mich jetzt schon!" säuselte er und strich mir über die Wange. "Du hast nur Schiss zu verlieren!" lachte ich und schlug seine Hand weg. "Pah!" meinte er nur. Ich grinste und schaffte es schließlich ins Bad. Ich machte mich fertig und packte eine Reisetasche. Schließlich standen Marco und ich dann im Zimmer. "Bis in einer Woche, Zwerg!" verabschiedete sich Marco und drückte mich kurz. "Bis dann!" sagte ich und schnappte mir meinen Autoschlüssel. Immer noch ziemlich müde schlurfte ich zu Nell's Zimmer. Ich klopfte. Schon öffnete sie die Tür. Ich begrüßte sie und sie verabschiedete sich noch kurz von Miro. Sie zog die Tür hinter sich zu. "Und freust du dich?" fragte ich sie und nahm ihr dann ihre Tasche ab. Sie zuckte mit den Schultern. "Nervös?" fragte ich also. "Ja irgendwie schon." antwortete sie. War sie jetzt wegen gestern so zurückhaltend? "Die sind alle nett." beruhigte ich sie. Sie lächelte mich zaghaft an. Wir waren jetzt vor dem Aufzug und stiegen hinein, um in die Tiefgarage zu fahren. Als sich die Türen schlossen, entspannte Nell sich spürbar. "Sorry",begann sie, "Ich wollte nur sichergehen, dass niemand da ist." Sie griff nach meiner Hand. "Ich dachte schon es wäre wegen gestern." rutschte es mir heraus und daraufhin stellte sie sich vor mich. "Warum das denn?" fragte sie. "Weil ich dich angefasst... begrapscht habe." stotterte ich. Sie lachte. "Keine Sorge, für mich war das kein Grapschen. Es ging mir einfach zu schnell." erklärte sie. Erleichtert atmete ich aus. Das Pling des Aufzugs wies uns darauf hin, dass wir unten waren und darauf ließ Nell meine Hand wieder los. Die Türen öffneten sich und wir liefen auf meinen Wagen zu. Nachdem wir eingestiegen waren, startete ich den Motor. Ich legte meine Hand auf den Ganghebel. Plötzlich legte Nell ihre Hand auf meine. Ich sah sie an. Sie lehnte sich zu mir herüber und küsste mich zaghaft. Als sie sich wieder von mir löste sah ich sie fragend an. "Ich will dich später nicht vom Fahren abhalten." grinste sie und ich grinste zurück. Jetzt küsste ich sie nochmal. Wir schreckten auseinander, als jemand gegen die Scheibe klopfte. Ich ließ das Fenster herunter. Basti und Thomas grinsten wie blöd. "Von uns erfährt keiner was!" meinte Thomas sofort. "Wärt ihr so freundlich uns mitzunehmen?" fügte Basti hinzu. Ich warf Nell kurz einen Blick zu. Dann wandte ich mich wieder zu den Beiden. "Einsteigen!" sagte ich. Sie rutschten auf die Rückbank. So konnte ich also endlich losfahren. Wenn auch mit unerwarteter Gesellschaft. Eine Weile herrschte Stille, bis Thomas dieses Schweigen brach. "Seid ihr zwei jetzt eigentlich zusammen?" Nell drehte sich zuerst nach hinten um und dann zu mir. "Äähhhh..." stammelte ich doch Basti unterbrach mich sowieso. "Du Idiot! Natürlich sind sie zusammen! Man knutscht doch nicht aus Spaß." Thomas lachte laut. "Falls ihr es nicht bemerkt habt sitze ich immer noch im selben Auto und kann alles hören was ihr gerade spekuliert." bemerkte Nell. Basti und Thomas prusteten nur so los vor Lachen. Nell verdrehte die Augen. Bis sich die Zwei nach wirklich langer Zeit wieder beruhigt hatten, waren wir schon fast in München. Ich drehte schließlich das Radio an, -falsche Entscheidung- ,denn die Zwei fingen jetzt an zu singen. Und das völlig schief. Ich gab noch mehr Gas, damit meine Kopfschmerzen sich nicht noch verstärkten.
Nell's Sicht:

Ich fragte mich gerade, ob es auch irgendeinen Fußballer gab, der normal war, als die Allianz-Arena in mein Sichtfeld trat. Sie war nicht zu übersehen. Als Mario nach einigen Minuten den Wagen in das Parkhaus steuerte, sah ich schon mehrere Andere darin herumlaufen. Meinen Bruder hatte ich bis jetzt nicht entdeckt, beziehungsweise hatte ich ihn allgemein nicht mehr gesehen seit wir im Hotel waren. Vielleicht war er bei Sarah geblieben. Nachdem wir alle ausgestiegen waren, brachten die drei mich zum FCB, wo wir auch die nächste Woche verbringen würden. Da direkt Training war, waren wir jetzt schon wieder auf dem Weg zum Trainingsplatz. Dort angekommen, waren wir offenbar die letzten, denn alle anderen traten schon umgezogen aus der Kabine. Mario, Basti und Thomas entschuldigten sich und liefen zügig in die Kabine. Ich blieb allein zurück und wusste erst mal nicht was ich machen sollte. Jemand tippte mir auf die Schulter. Als ich mich umdrehte, sah ich in die Augen von Pep Guardiola. "¡Hola! Du bist Nell, ¿verdad?" fragte er mich halb Spanisch halb Deutsch. Dass er mich duzte machte mir nichts aus. So fühlte ich mich nicht so fehl am Platz. Ich streckte ihm meine Hand entgegen und lächelte. "Ja, richtig. Guten Tag Herr Guardiola." Er schüttelte den Kopf "Pep." berichtigte er mich und anstatt meine ausgestreckte Hand zu schütteln, begrüßte er mich vornehm mit Küsschen links, Küsschen rechts. Er wandte sich den Spielern zu, von denen einige uns beobachtet hatten. Genau genommen die, die nicht bei der deutschen 11 waren. Pep klatschte in die Hände. "Das ist Nell. Sie sorgt dafür, dass ihr fit bleibt." erklärte er ihnen in brüchigem Deutsch. Pep legte eine Hand auf meine Schulter und meinte, ich solle die Jungs erst mal in Ruhe kennenlernen. Meine Anspannung war verflogen und ich fühlte mich auf Anhieb wohl. Die Jungs waren nicht schüchtern und so winkten sie mich direkt zu sich. "Hey ich bin David!" begrüßte mich der Österreicher mit einem lustigen Dialekt. "Wie war noch mal dein Name?" fügte er hinzu. "Nell, schön dich kennenzulernen." antwortete ich. "Oh glaub mir für mich ist es noch schöner. Mario hat mir schon von dir erzählt." Ich war überrascht. "Aha." meinte ich nur. Jetzt mischten sich zwei große, dunkelhaarige Typen ein. Mario Mandzukic und Javi Martinez. "Ach das bist also du!" rief Javi, auch mit einem spanischen Akzent. "Dann muss ich mich ja gar nicht vorstellen, wenn ihr mich eh schon alle kennt." sagte ich und lachte. Die drei sahen mich an als wäre ich von einem anderen Planeten. Gerade wollte ich fragen, warum sie mich so anstarrten, da legte sich ein Arm um meine Taille. Es war Mario. "Nettes Mädel!" sagte Mandzu anerkennend zu Mario. "Ja und deshalb lässt du auch die Finger von ihr." entgegnete Mario. "So wie es aussieht wusstet ihr alle, dass ich mit Mario zusammen bin, bevor ich es überhaupt selbst wusste." stellte ich fest. Mario musste wohl meine Gedanken gelesen haben, denn er flüsterte mir zu "Keine Sorge, das alles hier bekommt Löw nicht mit. Und die Öffentlichkeit sowieso nicht." "Heeey Mario!!!" kam es mit französischem Akzent von der Seite. Franck Ribery klopfte Mario auf die Schulter. Dann erblickte er mich. "Oh la la! Wer bist du denn?" Ich hatte diesen flirtenden Ton sofort bemerkt. Mario's Griff um meine Taille verstärkte sich. "Das ist Nell." antwortete Mario an meiner Stelle. Als wäre ich ein Star, den er plötzlich erkannt hatte, trat Franck einen Schritt zurück. "Oh verstehe." sagte er plötzlich in einem freundschaftlichen Ton. Mario's Griff lockerte sich wieder. Von allen anderen, die Mario mir vorstellte kam in etwa die gleiche Reaktion. Wenn Manu hier gewesen wäre... Er hätte alle, die bestimmte Stellen an mir musterten, sofort um die Ecke gebracht. Während dem Training gesellte ich mich schließlich zu Pep, damit ich alles überwachen konnte. Nachdem er die Jungs eine Weile herumkommandiert hatte, widmete er sich mir. "Und du bist also Mario's ... ",er wedelte mit der Hand durch die Luft, da ihm anscheinend das Wort micht einfiel, " ... ¿novia?" Freundin. Das wusste also sogar der Trainer. "Sí." antwortete ich. In diesem Moment kam Javi. "Nell, kommst du?" fragte er und deutete auf David und Franck, die beide auf dem Boden saßen. Froh, diesem Gespräch entronnen zu sein, joggte ich auf die Beiden zu. Nachdem ich mir angeschaut hatte, was den Beiden fehlte, kam Pep dazu. Javi konnte besser deutsch und übersetzte für Pep, was ich sagte. "Viel kann ich da auch nicht machen. Vielleicht wäre ein Röntgenbild sinnvoll aber ich gehe nur von einer Prellung aus." erklärte ich. Pep nickte und schickte David und Franck erst mal weg. Und so endete mein erstes Training für den FCB und ich ging schließlich mit Mario in unser gemeinsames Zimmer...

Liebe stirbt nicht {Mario Götze u.A.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt