Kapitel 22

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Mario's Sicht:
Am nächsten Tag

Mittlerweile waren wir wieder unterwegs ins Hotel. Wägrend der Fahrt versuchte Marco die Stimmung irgendwie aufzulockern, aber es hatte keinen Sinn. Ich hatte keine Ahnung über was Nell denn jetzt genau nachgrübelte. Manuel war bei Sarah ausgestiegen, um ihr alles persönlich zu erklären. So waren wir drei also allein in seinem Wagen weitergefahren. Als wir dann endlich ankamen, öffnete ich Nell die Tür, denn sie blieb regungslos sitzen. "Nell, kommst du?" holte ich sie aus ihren Gedanken. Jetzt sah sie mich an. "Äh was? Ja sorry." meinte sie verwirrt und stieg aus. Dann lief sie scheinbar benommen auf den Eingang zu und verschwand. "Willst du nicht hinterher? Ich glaub wenn sie jetzt allein ist, verzweifelt sie." sagte Marco. Ich warf ihm den Autoschlüssel zu, damit er den Wagen in die Garage fuhr und ging dann zügig in das Gebäude. Auf dem Gang traf ich dann zum Glück auf Nell. Sie hob kurz den Kopf als ich sie eingeholt hatte. "Wie geht's dir?" fragte ich und sah sie dabei von der Seite an. Sie zuckte mit den Schultern. "Alles fühlt sich taub an." sagte sie dann. Ich wusste nicht, was ich erwidern sollte. Zu meiner Überraschung blieb sie stehen. Aus traurigen Augen sah sie mich an. Sie machte einen Schritt auf mich zu. Zwischen unseren Gesichtern war nicht mehr viel Abstand. Mein Verstand sagte mir ich solle sie jetzt in den Armen halten und küssen, statt dessen sah ich nach links und rechts, um einerseits sicherzugehen, dass niemand uns beobachtete. Aber der eigentliche Grund war wahrscheinlich, dass ich mich nicht von ihren Augen losreißen konnte, wenn sie mich erst einmal gefesselt hatten. Ich musste mich konzentrieren, als sie flüsterte "Sorg dafür, dass Marco heute Abend nicht in eurem Zimmer ist. Ich würde gerne vorbeikommen." Ich lächelte und nickte. In diesem Moment räusperte sich jemand. Marco stand mit hochgezogenen Augenbrauen im Flur. "Wenn mich meine Fledermausohren nicht täuschen, habt ihr gerade beschlossen mich aus dem Zimmer zu werfen." Ich sah ihn unschuldig an. "Wir doch nicht!" Er zog die Augenbrauen noch weiter nach oben und grinste. "Ja ja, schon klar. Ich leg heut Abend mal ne extra Trainingseinheit ein." Er zwinkerte uns zu und lief dann an uns vorbei. Er blieb noch mal stehen. Jetzt grinste er noch breiter. "Verhüten nicht vergessen!" sprach er. "Idiot!" rief ich ihm hinterher. Ein kleines Lächeln breitete sich auf Nells Lippen aus. Sie schüttelte leicht den Kopf. "Wieso seid ihr noch mal befreundet?" fragte sie ironisch. "Das wüsste ich auch gern." lachte ich. Ich freute mich über ihre zurückgekehrte Fröhlichkeit. "Bis später." sagte sie und hauchte mir einen Kuss auf die Wange. Ich sah ihr hinterher, bis sie um die Ecke gegangen war.
Nell's Sicht:

Ich versuchte jetzt einfach meinen Vater zu vergessen. Gerade hatte es schließlich auch funktioniert, denn ich musste einfach immer lachen, wenn Marco und Mario ihre etwas eigene Freundschaft auslebten. Nur das Problem war, dass mir Marco mit seinem Kommentar etwas Angst eingejagt hatte. Ich hatte nicht vor, so weit zu gehen. So viel Vertrauen hatte ich einfach noch nicht zu Mario. Andererseits fühlte ich mich immer geborgen bei ihm. Als wäre diese Geschichte nie passiert und würde nicht zwischen uns stehen. Irgendwie musste ich wohl den Rest des Tages damit verbracht haben, denn als ich hochschreckte, weil es an der Tür klopfte, war es schon 18 Uhr. Miro war nicht da also bat ich die Person herein. Ich setzte mich in meinem Bett auf, als Löw das Zimmer betrat. "Guten Abend." meinte er und setzte sich ohne zu fragen auf Miro's Bett. "Was gibt's?" fragte ich etwas misstrauisch, denn das konnte eigentlich nichts gutes heißen. "Ich weiß nicht auf welchem Stand der Informationen Sie momentan sind. Gut, ich komme zum Punkt. In einer Woche findet das Finale des DFB-Pokals zwischen dem BVB und dem FCB statt. Pep Guardiola hat den Wunsch geäußert, Sie als Sanitäterin bei diesem Spiel einzusetzen. Ich gehe mal davon aus Sie werden nicht ablehnen, aber nur für den Fall: Sie sind vertraglich beim DFB verpflichtet und werden somit automatisch dabei sein." beendete er seine Rede. Was hatte dieser Mann eigentlich gegen mich? Er tat ja fast so, als würde ich ihn anflehen, dabei sein zu dürfen. "Ähm ok, vielen Dank." sagte ich dann schließlich. Schon erhob er sich. An der Tür drehte er sich nochmal um. "Ach übrigens, Sie werden natürlich schon vorher in die Dienste von Herrn Guardiola treten." "Wann genau?" hakte ich nach. "Morgen Abend findet das erste Training statt." erwiderte er und verschwand dann einfach. Ich war total überrumpelt. Ein Endspiel mit mir als Ärztin? Und wieso wollte Guardiola, dass ich das übernehme? Schon wieder ein neues Thema, das mir Kopfzerbrechen bereitete. Da es sowieso schon spät war, ging ich duschen und zog mir dann ein Top und eine lockere Haremshose an. Hier drinnen war das ja egal. Schließlich machte ich mich auf den Weg zu Mario. Meine Schritte tappsten auf dem Fußboden. Glücklicherweise kam mir niemand in die Quere und so klopfte ich schließlich leise an Mario's Tür. Die Tür öffnete sich und Marco stand vor mir. "Hallo Nell, bin schon weg. Viel Spaß!" ratterte er herunter und grinste breit. Als er an mir vorbei war schlüpfte ich ins innere des Zimmers. Ich sah mich um, doch Mario war nirgends zu sehen. Es wurde dunkel, denn zwei Hände legten sich über meine Augen. "Wer bin ich?" fragte Mario und verstellte die Stimme. Ich grinste breit und spielte schließlich mit. "Äh Matthias? Jan? Andre?" riet ich. "Aha ich wusste gar nicht, dass ich nur die vierte Wahl bin." lachte Mario. "Tja da kann man wohl nichts machen." meinte ich. Jetzt drehte er mich zu sich um. Er küsste mich und schon hatte ich alle Sorgen vergessen. Viel zu schnell löste er sich wieder von mir. Er zog mich neben sich auf sein Bett. "Nell, ähm, nächste Woche ist ja das DFB-Pokalfinale. Ich wollte fragen, ob du vielleicht mitkommen willst." sagte er dann. "Oh, najaaa... Das geht leider nicht." erwiderte ich. Er sah mich abwartend an. Also fügte ich noch hinzu "Leider, leider muss ich am selben Tag zu einem wichtigen Fußballspiel, weil der Trainer mich gerne als Ärztin hätte." Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. "Pep will, dass du dabei bist?" sicherte er noch mal ab. Ich nickte. "Das ist ja mal der Oberhammer!" freute er sich und zog mich in seine Arme. Ich musste lachen. "Nimmst du mich dann morgen mit zum Training?" fragte ich ihn. "Immer doch!" antwortete er und küsste mich dann liebevoll. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken, was er wohl als Aufforderung ansah, mich auf seinen Schoß zu ziehen. Ich vergaß alles um mich herum. Der Kuss wurde immer intensiver und so lag Mario schließlich halb auf mir drauf. Weil wir auch noch Luft holen mussten, lösten wir uns kurz voneinander. Heftig atmend musterte Mario mein Gesicht. "Ist was?" fragte ich und lächelte. "Ich kann das alles gerade einfach nicht glauben." erwiderte er und sah mir tief in die Augen. Ich lächelte zurück und zog ihn schließlich wieder zu mir herunter, weil ich gar nicht mehr aufhören wollte. Er weigerte sich natürlich nicht und begann wieder, mich zärtlich zu küssen. Wir versanken wieder in unsere eigene kleine Welt. Plötzlich spürte ich Mario's Zunge auf meiner Unterlippe und ich ließ zu, dass wir wenig später in einen leidenschaftlichen Zungenkuss verfielen. Er ließ seine Hände meinen Körper entlangwandern. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken und auf meiner gesamten Haut breitete sich Gänsehaut aus. Seine Hand verweilte an meiner Hüfte. Doch dann ließ er sie unter mein Top gleiten. Auch das ließ ich zu. Aber schließlich fuhr Mario immer weiter nach oben. Ich unterbrach den Kuss und schob dann seine Hand weg. "Mario, das geht mir zu schnell. Ich will nicht so weit gehen. Noch nicht." sagte ich leise. Er nickte. "Tut mir leid." meinte er dann genauso leise. Ich drehte mich zum Nachtisch und sag auf den Wecker. Es war 22Uhr. In einer Stunde sollte ich mich in mein eigenes Zimmer verziehen. Ich seufzte. "Vielleicht geh ich jetzt besser..." Kurz blitzte Enttäuschung in seinen Augen auf, dann nickte er. Weil er mich unsicher ansah, beugte ich mich noch einmal zu ihm und küsste ihn vorsichtig. Ich lächelte ihm noch zu und schloss dann die Tür hinter mir...

Liebe stirbt nicht {Mario Götze u.A.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt